NEW YORK (awp international) - Die erzielten Fortschritte bei der geplanten Steuerreform haben die US-Börsen in neue Höhen katapultiert. Direkt zu Handelsbeginn ging es für den US-Leitindex Dow Jones Industrial sowie die drei anderen wichtigen Aktienindizes kräftig nach oben auf neue Bestmarken. Unterstützung kam zudem durch Daten vom Immobilienmarkt. Der NAHB-Hausmarktindex, ein Stimmungsbarometer der nationalen Organisation der Wohnungsbauunternehmen, stieg überraschend auf den höchsten Stand seit 18 Jahren.

Der Dow, der im frühen Handel bis auf 24 876 Punkte gestiegen war, legte rund zwei Stunden vor Börsenschluss um 0,55 Prozent auf 24 786,65 Zähler zu. Der S&P 500 und auch die technologielastigen Nasdaq-Indizes erreichten Bestmarken, wobei der Nasdaq Composite sogar erstmals die Hürde von 7000 Punkten übersprang. Zuletzt gewann der marktbreite S&P dann 0,58 Prozent auf 2691,38 Punkte. Für den Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,79 Prozent auf 6517,44 Punkte nach oben.

Die Steuerreform rückt in greifbare Nähe, denn der republikanische Senator Marco Rubio und sein Kollege Bob Corker wollen nun das Vorhaben unterstützen. Bereits am Dienstag sollen die Abstimmungen über einen Kompromissentwurf beginnen, in dessen Mittelpunkt eine massive Senkung der Ertragssteuer für Unternehmen von bisher 35 auf nun 21 Prozent steht.

Nach den Worten von Finanzanalyst Dirk Friczewsky vom Online-Broker Lynx käme ein Erfolg "einem QE-Programm 4.0 gleich". Mit "QE" (Quantitative Easing) wurden die grossen Kaufprogramme der US-Notenbank Fed in der jüngeren Vergangenheit bezeichnet. Neben der Entlastung der Unternehmen bekämen auch die Verbraucher ihren Schnitt ab, "und diese sind mit dem Binnenkonsum eine der wichtigsten Säulen der US-Wirtschaft", so der Marktexperte.

Dass sich die Steuererleichterungen tatsächlich in höheren Löhnen niederschlagen, wird allerdings von verschiedenen Seiten bezweifelt. Insgesamt dürften Reiche deutlich stärker von der Reform profitieren als die Ärmeren und die Mittelschicht, lautet die Einschätzung der Demokraten. Sie wollen die Vorlage geschlossen ablehnen.

Aus der Masse der Einzelwerte stachen die Twitter-Aktien heraus und gewannen 9,2 Prozent. Die US-Bank JPMorgan hat die Papiere des Kurznachrichtendienstes von "Neutral" auf "Overweight" angehoben. Unter anderem dürften sich die Finanzergebnisse von Twitter im nächsten Jahr angesichts höherer Nutzerwerte wieder verbessern, erwartet Analyst Douglas Anmuth und nennt die Aktie eine seiner "Top Empfehlungen" unter den kleineren und mittleren Unternehmen für 2018. Die Papiere des Online-Versandhändlers Amazon zählt er zu seinen aussichtsreichsten grossen Unternehmen für 2018. Die Aktien legten um 0,9 Prozent zu.

Übernahmen waren ebenfalls Thema: Der Suppen-Hersteller Campbell Soup will - wie in der vergangenen Woche spekuliert wurde - den Snack-Anbieter Snyder's für 4,9 Milliarden Dollar (4,2 Mrd Euro) übernehmen und so sein Geschäft ausbauen. Während die Aktien von Campbell um 0,5 Prozent stiegen, gewannen die Snyder's-Lance-Aktien 6,9 Prozent.

Die Aktien des Glücksspielanbieters Penn National hingegen gaben um 5,0 Prozent nach, während sich die von Konkurrent Pinnacle Entertainment kaum bewegten. Hintergrund ist die nun offizielle Meldung, dass Penn für knapp 2 Milliarden Dollar Pinnacle schlucken will. Gerüchte über einen Zusammenschluss der beiden Kasino-Betreiber hatte es bereits seit geraumer Zeit gegeben.

Die Papiere des Beteiligungsunternehmens Berkshire Hathaway (A-Gattung) von US-Investorenlegende Warren Buffett stiegen zeitweise erstmals auf den Wert von 300 000 US-Dollar - je Stück. Rekordhochs erreichten zudem die im Dow notierten Aktien von Apple und Microsoft ./ck/men