Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Montag mit klar tieferen Kursen eröffnet, sich in der Folge allerdings klar erholt. Rund zwei Stunden nach Handelsbeginn notiert der Leitindex SMI jedenfalls nur noch knapp im Minus. Im Fokus steht laut Marktteilnehmern die Entwicklung des Handelsstreits. China und US-Präsident Donald Trump hatten den Streit am Freitag mit neuen Zoll-Ankündigungen bzw. Twittersalven eskalieren lassen. Am Montag versuchte China dann allerdings, die Wogen wieder etwas zu glätten.

Und auch Trump äusserte sich am G7-Gipfel bereits wieder gewohnt optimistisch. Man werde schon "sehr bald" neue Verhandlungen aufnehmen, lies er verlauten. Die chinesischen Unterhändler hätten sein Team in Washington am Sonntag kontaktiert und es gebe "sehr produktive" Gespräche. Entsprechend beruhigten sich die Märkte auch wieder etwas. Viele Marktteilnehmer bleiben aber skeptisch. Dass es in der nächsten Frist ein Handelsabkommen zwischen den beiden Nationen geben wird, sei jedenfalls sehr unwahrscheinlich, meinte ein Händler.

Der Swiss Market Index (SMI) büsst um 11 Uhr noch 0,15 Prozent auf 9'730,60 Punkte ein, im Tagestief war er bis 9658 Zähler gefallen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verliert ebenfalls 0,15 Prozent auf 1'475,42 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,23 Prozent auf 11'841,26. Von den 30 SLI-Werten stehen 19 im Minus, zehn im Plus und einer im Minus.

Etwas in den Hintergrund gerückt ist durch die neuesten Entwicklungen im Handelsstreit die Politik der Zentralbanken, die noch letzte Woche das Marktgeschehen dominierten. Das Notenbanker-Treffen der letzten Tage in Jackson Hole ist zum Wochenbeginn jedenfalls kaum ein Thema an den Märkten. Aber auch der am Morgen veröffentlichte, nochmals schwächer als erwartet ausgefallene deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex für August sorgt nicht für nennenswerte Kursbewegungen.

Wichtige Unternehmensnews oder Spezialsituationen bei Blue Chips Firmen sind zum Wochenschluss Mangelware, entsprechend halten sich auch die Ausschläge bei einzelnen Titeln stark in Grenzen. Der grösste Verlierer bei den Blue Chips verliert gut 1 Prozent und der grösste Gewinner legt rund 1 Prozent zu. Es gibt auch kein klares Muster in Bezug auf Branche oder Konjunkturabhängigkeit. Die einzelnen Bewegungen seien kaum fundamental begründet und zum Teil auch etwas zufällig, heisst es dazu im Handel.

Schwächster Blue Chips ist zum Berichtszeitpunkt das Bankensoftware-Haus Temenos (-1,2%), vor dem Hörgeräte-Hersteller Sonova (-0,8%), dem Uhren-Hersteller Swatch (-0,8%), dem Pharmakonzern Novartis (-0,7%) und dem Liftbauer Schindler (-0,6%).

Auf der anderen Seite stehen die Titel des Handysoftware-Herstellers Ams (+0,9%), des Sanitärtechik-Herstellers Geberit (+0,4%) und der Versicherungen Swiss Life (+0,4%) und Zurich (+0,3%) zuoberst. Auch der Telekomkonzern Swisscom (+0,3%) kann sich gut halten.

Einziger unveränderter Titel ist zum Berichtszeitpunkt Credit Suisse. Die Bank hat vorbörslich eine Reorganisation ihres Heimmarktes Schweiz bekannt gegeben. Dabei soll in den nächsten drei Jahren ein hoher dreistelliger Millionenbetrag vor allem in Technologie investiert werden, zudem soll das Schweizer "Investment Banking"-Team wieder eine eigenständigen Einheit werden.

Die Titel der UBS (-0,3%) halten sich in etwa im Durchschnitt. Die Meldung jedenfalls, dass die grösste Schweizer Bank mit der Deutschen Bank über eine Allianz im Investmentbanking verhandelt hatte, wirft keine grossen Wellen.

Im breiten Markt sind u.a. KTM Industries (+2,4%) gefragt. Der österreichische Motorrad-Hersteller, dessen Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, wird nachbörslich sein Halbjahresergebnis präsentieren. Schaffner (-1,5%) verlieren deutlich nach einer Gewinnwarnung. Und die Aktien des krisengeplagten Milchkonzerns Hochdorf (-3,5%) stehen nach dem Absturz letzte Woche weiter unter Druck.

uh/ra