Tricksereien mit Hypotheken kosten die zweitgrößte Bank des Landes insgesamt 5,3 Milliarden Dollar. Die über den Erwartungen von Analysten liegende Belastung dürfte dem Institut zum zweiten Mal in Folge einen Jahresverlust einbrocken. Zudem wirft die Strafe Konzernchef Tidjane Thiam bei seinen Bemühungen zurück, die Bilanz zu stärken, denn sie übersteigt die Rückstellungen für Altlasten bei weitem. Immerhin dürfte die Credit Suisse Experten zufolge ohne eine weitere Kapitalerhöhung über die Runden kommen.

In einem ersten Schritt muss die Bank eine Geldbuße von 2,48 Milliarden Dollar an das US-Justizministerium überweisen. Dem in der Nacht auf Freitag ausgehandelten Vergleich zufolge kommen über einen Zeitraum von fünf Jahren dann noch Entschädigungen an die Verbraucher von nochmals 2,8 Milliarden Dollar dazu. Unklar blieb zunächst, wie diese Entschädigungen ausgestaltet sind. Die Grundsatzvereinbarung müsse noch unterschrieben und vom Credit-Suisse-Verwaltungsrat genehmigt werden - Experten halten das aber für eine Formsache. Beide Seiten dürften ein Interesse an einem schnellen Abschluss haben, denn der Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar könnte einen Deal zu den bestehenden Eckwerten zumindest verzögern.

Die Gesamtrechnung, die Credit Suisse für die Fehler in den Jahren bis 2007 begleichen muss, liegt über den Erwartungen von Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Reuters vorliegenden Informationen zufolge hatten die Amerikaner zunächst eine Zahlung von fünf bis sieben Milliarden Dollar gefordert, gegen die sich die Bank Insidern zufolge wochenlang gewehrt hatte. Doch offenbar zog es das Geldhaus schließlich doch vor, die bittere Pille einer weiteren Milliarden-Zahlung zu schlucken statt eine im Raum stehende Klage zu riskieren. Einen anderen Weg beschritt die britische Barclays, gegen die das Justizministerium nun Klage erhob. Die Deutsche Bank setzt wie die Credit Suisse auf eine einvernehmliche Lösung, die sie mehr als sieben Milliarden Dollar kostet.

Mit der UBS, Royal Bank of Scotland, HSBC>HSBA.L> und Wells Fargo stehen weitere internationale Geldhäuser im Visier der Amerikaner. Eine ganze Reihe von anderen US-Instituten konnte das Thema gegen Zahlungen von insgesamt mehreren Dutzend Milliarden Dollar bereits abhaken. Viele Großbanken vergaben Hypotheken an mittellose Familien und blähten damit ihr Kreditgeschäft auf. Die Risiken wurden anschließend an Investoren weitergereicht - in Form von hochkomplexen Anleihen, die den Banken ebenfalls hohe Gebühren in die Kasse spülten. Der Kollaps dieses Marktes im Jahr 2007 war ein Auslöser der Finanzkrise. Dank einer entschlosseneren Restrukturierung und einer raschen Erholung des Heimmarktes holten die amerikanischen Banken auch bezüglich der Wetterfestigkeit ihrer Bilanzen aber einen Vorsprung auf die Europäer heraus.

Die Credit Suisse muss statt der angepeilten Verbesserung der Kernkapitalquote erst mal einen Rückschlag hinnehmen. Denn die Rückstellungen für sämtliche Rechtsstreitigkeiten beliefen sich Ende 2015 auf 1,6 Milliarden Franken. Im November hatte die Bank weitere 357 Millionen Franken vorgemerkt. Das reicht nicht, sodass Credit Suisse im Schlussquartal 2016 weitere zwei Milliarden Franken beiseite legen muss. Immerhin bleibt der Bank wohl ein erneuter Bittgang zu den Aktionären erspart. "Dieser Vergleich beseitigt die größte verbleibende Unsicherheit, ohne dass weitere Kapitalmaßnahmen notwendig sind", erklärte KeplerCheuvreux-Analyst Peter Casanova. An der Börse sanken die Credit-Suisse-Aktien trotz der hohen Strafe lediglich um 0,9 Prozent.

Auch wenn Credit Suisse nun keine explizite Kapitalerhöhung anpeilt, dürfte der für 2017 angepeilte Teil-Börsengang des Schweizer Geschäfts zum gleichen Ergebnis führen - einer Stärkung der Bilanz. Ende 2015 sammelte das Institut mit einer Kapitalerhöhung bereits sechs Milliarden Franken ein. Konzernchef Thiam hat sich zum Ziel gesetzt, die Credit Suisse sicherer zu machen und will den schwankungsanfälligen Wertpapier-Handel zugunsten der stabileren Vermögensverwaltung stutzen. Regelverstöße, die in die Amtszeit von Thiams Vorgänger fallen, hat die Bank bereits teuer bezahlt. 2014 hatte das Institut wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung amerikanischer Kunden 2,8 Milliarden Dollar abgedrückt, bis dahin ein Rekord in der Schweizer Bankbranche. Beide Strafen fallen in die Amtszeit von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner.