NÜRNBERG (dpa-AFX) - Das vor einem Jahr gestartete Gastarbeiterprogramm für Arbeitssuchende vom Westbalkan kommt in der Region gut an. In den ersten elf Monaten 2016 hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) dreimal so vielen Männern und Frauen aus den Westbalkan-Staaten eine Arbeitsgenehmigung - offiziell Vorabzustimmung - erteilt wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz der Nürnberger Behörde hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Insgesamt hätten bis Ende November rund 50 000 Albaner, Bosnier, Serben, Montenegriner, Mazedonier und Kosovaren von der Bundesagentur die Erlaubnis erhalten, in Deutschland zu arbeiten. Dazu mussten sie ein konkretes Job- oder Ausbildungsangebot nachweisen. Zwischen Januar und November 2015 waren es dagegen lediglich 16 500.

Die Bundesregierung hatte mit dem Gastarbeiterprogramm auf die 2015 stark gestiegene Zahl von Asylbewerbern vom Westbalkan reagiert. Da die allermeisten der Arbeit wegen nach Deutschland gekommen waren, hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) deren Asylanträge fast zu 100 Prozent abgelehnt. Die Neuregelung erlaubt Menschen vom Westbalkan jetzt, als Arbeitsmigranten nach Deutschland zu kommen - vorausgesetzt, sie haben in den vergangenen zwei Jahren keine Leistung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bezogen.

Am stärksten nutzten das Programm Kosovaren: Die Zahl der erteilten Arbeitsgenehmigungen stieg bei dieser Gruppe innerhalb der ersten elf Monate um 263 Prozent auf 16 400, gefolgt von Bosniern mit 15 400 Genehmigungen (plus 245 Prozent) und Serben mit 10 350 Arbeitsgenehmigungen (plus 283 Prozent). In mehr als 10 000 Fällen lehnte die Bundesagentur Anträge vom Westbalkan ab.

Das Bundesarbeitsministerium gibt derweil zu bedenken, dass nicht jede erteilte Vorabzustimmung der Bundesagentur dazu führe, dass Betroffene ihr Heimatland Richtung Deutschland verließen. Das zeige die Zahl der von den deutschen Auslandsvertretungen tatsächlich erteilten Arbeitsvisa. Bis Ende Oktober sind nach Kenntnis des Ministeriums lediglich 14 426 Arbeitsvisa an Bürger der sechs Westbalkanstaaten erteilt worden - die Zahl der Vorab-Arbeitsgenehmigungen war aber rund viermal so hoch.

Das Auswärtige Amt selbst spricht von 21 000 bearbeiteten Anträgen auf ein Arbeitsvisum in den Auslandsvertretetungen von Belgrad, Podgorica, Pristina, Sarajewo, Skopje und Tirana. Diese Zahl schließt die abgelehnten Anträge ein. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es: "Durch die Neuregelung für die Staatsangehörigen der Westbalkanstaaten wurden die Möglichkeiten einer Arbeitsmigration erheblich ausgeweitet, so dass aufgrund dessen ein starker Anstieg der Visum-Antragsteller-Zahlen zu verzeichnen ist"./kts/DP/he