Von Dan Gallagher

SAN FRANCISCO (Dow Jones)--In der Welt der Satelliten gilt: Was in die Höhe geht, kommt in der Regel nicht wieder runter. Das Gleiche lässt sich von Satelliten-Aktien nicht behaupten.

Einen Beleg dafür lieferte die Einführung der iPhone-13-Familie von Apple zu Anfang dieser Woche. Ende August hatte der einflussreiche Analyst Ming-Chi Kuo von TFI International Securities prognostiziert, dass das nächste iPhone die Option bieten werde, sich direkt mit Satellitennetzen zu verbinden.

Kuo nannte in diesem Zusammenhang Globalstar, den Betreiber eines Satellitennetzes mit niedriger Erdumlaufbahn, als wahrscheinlichen Partner von Apple, woraufhin der Aktienkurs dieses Unternehmens an einem einzigen Tag um 64 Prozent in die Höhe schoss - und das bei mehr als dem 24-fachen des durchschnittlichen Tagesumsatzes in den zurückliegenden drei Monaten. Der Kurs des konkurrierenden Netzbetreibers Iridium stieg um 15 Prozent, der von AST Spacemobile um fast 13 Prozent.

Doch Apple erwähnte eine Satelliten-Fähigkeit seines neuen iPhone im Verlauf der Präsentation am Dienstag nicht, so dass die drei Aktien wieder zurückfielen. Dennoch notieren sie alle über dem Niveau, das sie vor den Gerüchten hatten, besonders Globalstar, wo zum Börsenschluss am Donnerstag ein Plus von 24 Prozent zu Buche stand. Mike Crawford von B. Riley Securities wies darauf hin, dass Globalstar ein "geheimnisvolles Projekt" in Arbeit hat, das bisher Zahlungen im Volumen von etwa 90 Millionen Dollar von einem ungenannten Kunden eingebracht hat.

Das Anfang 2020 gestartete Projekt umfasst "Abschätzung und Untersuchung eines potenziellen Dienstes, der bestimmte unserer Vermögenswerte und Kapazitäten nutzen würde", hatte Globalstar in seiner bisher letzten 10-K-Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht im März vermerkt. Analyst Crawford wollte zwar nicht darüber spekulieren, ob Apple dieser Kunde ist, aber er wies darauf hin, dass sowohl Apple als auch Google über geistiges Eigentum im Zusammenhang mit "Dual-Mode-Satellitentelefon-Systemen" verfügen.


   Technisch ist Satellitenempfang aufwendig 

Allerdings ist der Bau eines iPhones, das eine Verbindung zu Satelliten herstellen könnte, alles andere als ein Kinderspiel. Satellitentelefone benötigen in der Regel große Antennen - das wäre eine große technische sowie ästhetische Herausforderung für ein Unternehmen wie Apple, das großen Wert auf sein schlankes Design legt.

Und selbst wenn die Entwicklung einer ausreichend leistungsstarken kleinen Antenne gelänge, käme es trotzdem zu Platzproblemen im Innern des Gerätes. Analyst Ed Snyder von Charter Equity, ein Spezialist für Hochfrequenz-Chiptechnologien, schreibt in einem Research-Bericht vom 30. August, die Platzierung eines so starken Sendesignals in unmittelbarer Nähe zum Empfangssignal, das die GPS-Funktionen des Telefons versorgt, wäre "ein Rezept für Probleme".

Es ist ferner unklar, ob das von Globalstar erwähnte Projekt sich überhaupt um einen telefonbasierten Dienst dreht. Falls ja, wäre die Frage, ob dieser die hohen Kosten und technischen Kompromisse überhaupt wert wäre.

Satellitendienste werden in der Regel für Sprachanrufe in Gebieten genutzt, in denen der herkömmliche Mobilfunkempfang nicht funktioniert. Smartphones hingegen verwenden ihre Nutzer hauptsächlich als tragbare Internet-Terminals, weshalb sie auch auf superschnelle Datennetze angewiesen sind.

Es sei schließlich darauf hingewiesen, dass Apple in der Vergangenheit im Hinblick auf die Netzfähigkeit seiner Geräte keine Vorreiterrolle übernommen hat. Das erste iPhone im Jahr 2007 war ein 2G-Gerät zu einer Zeit, als 3G-Dienste bereits weit verbreitet waren. Und für die neuen 5G-Netze hatten mehrere Mobiltelefonhersteller schon Geräte auf den Markt gebracht, bevor Apple Ende 2020 sein erstes, dazu passendes Smartphone vorstellte.

Klar: Apple könnte mit dieser Gerätepolitik natürlich jederzeit brechen. Angesichts der hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung - sie sind in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt jeweils um 18 Prozent auf jetzt knapp über 21 Milliarden US-Dollar gestiegen - dürfte der Konzern viele Ideen in petto haben. Aber Investoren in Satellitenaktien werden sich noch mindestens ein Jahr lang gedulden müssen, um zu wissen, ob das iPhone ihre Hoffnungen erfüllen wird. Das könnte sich für einige dieser Aktien als lange Zeit in der Umlaufbahn erweisen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/rio/sha

(END) Dow Jones Newswires

September 17, 2021 09:25 ET (13:25 GMT)