Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Die extrem teure Art und Weise der Chipherstellung macht Effizienz zu einem entscheidenden Faktor. Aber für einige Hersteller von Chip-Produktionsanlagen könnte die Ineffizienz zu einem rettenden Strohhalm werden. Da ist zum Beispiel ASML. Die Extreme-Ultraviolet-Lithography-Werkzeuge (EUV) des niederländischen Unternehmens sind äußerst wichtig für die moderne Chipherstellung. So können Halbleiterhersteller, die hochmoderne Prozessoren für Produkte wie PCs, Smartphones, Rechenzentren und Netzwerkgeräte herstellen, ohne sie nicht auskommen. Das hat ASML auch zu einer Schlüsselwaffe im globalen Kalten Krieg der Halbleiterindustrie gemacht, der sich immer weiter aufheizt. Die USA haben sich extra an die niederländische Regierung gewandt, um zu verhindern, dass diese EUV-Werkzeuge an chinesische Chiphersteller geliefert werden.

Das ist ein Problem für ASML, da China mittlerweile der weltweit größte Markt für Halbleiterausrüstung ist und laut des Branchenverbands Semi im vergangenen Jahr 26 Prozent des weltweiten Umsatzes ausmachte. Aber die Politik beeinflusst den Chip-Ausrüstungsmarkt auch auf andere Weise. Die Regierungen der USA und Europas haben sich darauf konzentriert, ihre eigenen Fähigkeiten zur Herstellung von Chips im Zuge eines massiven globalen Produktionsengpasses zu stärken. Dies führt zu einer direkten staatlichen Unterstützung des Sektors. Der US-Senat hat vergangenen Monat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der 52 Milliarden US-Dollar Subventionen für die heimische Chip-Produktion vorsieht.


  ASML will schnell expandieren 

Der Bau und die Ausstattung von Chipfabriken sind teuer, so dass die Hersteller ihre Expansion in der Regel sorgfältig steuern, um der weltweiten Nachfrage gerecht zu werden. Aber ein sprunghafter Anstieg der Produktionsstätten dank staatlicher Subventionen wird wahrscheinlich einige Ineffizienzen in das System bringen. ASML-Chef Peter Wennink meint, dass solche Ineffizienzen wahrscheinlich zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Anlagen führen. Er prognostiziert auch, dass die Ineffizienz "von einigen wenigen sehr großen Herstellern rational gehandhabt wird".

Das wird sich als Schlüssel für ASML erweisen, da das Unternehmen seine eigene aggressive Expansion in Angriff nimmt. EUV-Werkzeuge werden nicht schnell hergestellt. Allein die Linsen, die von den Lasern verwendet werden, brauchen zwölf Monate für die Produktion. Dennoch plant ASML, seine Produktionskapazität im kommenden Jahr auf 55 EUV-Werkzeuge und bis 2023 auf mehr als 60 pro Jahr zu erhöhen. Im Vergleich dazu hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 35 EUV-Werkzeuge produziert.


   Kunden reißen ASML ihre Produkte aus den Händen 

Das Risiko von Umsatzeinbußen ist bei ASML gering, während das Unternehmen die Produktion hochfährt. Das Unternehmen ist nach wie vor der einzige Anbieter von EUV-Lithographieanlagen. Der Umsatz schoss im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent nach oben. Zugleich rechnet der Konzern für das dritte Quartal mit einem Rekordumsatz von 5,3 Milliarden Euro und liegt damit 13 Prozent über den Prognosen der Wall Street.

Die Nachfrage ist inzwischen so groß, dass die Kunden von ASML manchmal verlangen, dass die Maschinen ohne vollständige Tests ausgeliefert werden. Dies ist eine gute Marktposition für ASML und spiegelt sich in dessen Bewertung wider. Die Aktie wird mit dem 42-Fachen des voraussichtlichen Gewinns gehandelt - mehr als doppelt so viel wie bei den großen Chipausrüstern Applied Materials, KLA und Lam Research. Laut Wennink bleibt seinem Unternehmen nur übrig abzuwarten, was in Bezug auf die Situation mit China passiert. Aber mit einer so starken Nachfrage auf der ganzen Welt kann ASML immer noch viele eigene Entscheidungen treffen - selbst als Spielball in einem globalen Handelskrieg.

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July 22, 2021 04:25 ET (08:25 GMT)