Offensichtlich trocknet die Covid-19-Geldquelle schneller aus als angenommen: Die Einnahmen aus BioNTechs Impfstoffen gegen das Virus fielen im Jahr 2023 mit weniger als 4 Milliarden Euro geringer aus als die anfänglich prognostizierten 5 Milliarden Euro und lagen weit unter den 17 Milliarden Euro des Vorjahres.
 
Die Geschäftsführung hat ihre Erwartungen ebenfalls nach unten angepasst und rechnet für das Jahr 2024 mit Umsätzen zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro. Darüber hinaus stellt sich das Unternehmen darauf ein, in diesem Jahr Verluste zu verbuchen.
 
Es steht eine beträchtliche Finanzierung einer beeindruckenden Forschungs- und Entwicklungs-Pipeline an, um die Weichen für neue Wachstumsimpulse zu stellen. Im Bereich Onkologie befinden sich zehn Wirkstoffkandidaten in der klinischen Phase 2 und 3, wobei das Ziel verfolgt wird, bis 2026 das erste Produkt auf den Markt zu bringen; im Bereich Immunologie sind drei Kandidaten in Phase 1.
 
Mit einer stattlichen Kriegskasse von 18 Milliarden Euro ist die aktuelle Marktkapitalisierung des Unternehmens, die dem Pipeline-Wert lediglich 3 Milliarden Euro beimisst, bemerkenswert niedrig. Dies steht im Kontrast zu den Versprechungen des Strategiechefs, der für die Onkologie-Pipeline ein maximales Umsatzpotenzial – die sogenannten "peak sales" – von 10 Milliarden Euro in Aussicht stellt.
 
Der Markt zeigt sich diesen Prognosen gegenüber deutlich skeptisch. Nicht nur BioNTech wird momentan an der Börse zu Preisen gehandelt, die eher an Schrottwerte erinnern. Die Tage, an denen Unternehmensbewertungen munter das Vier- bis Achtfache der erwarteten "peak sales" erreichten, scheinen vergangen – obwohl dies noch vor weniger als fünf Jahren der Fall war.
 
Es ist auffällig, dass die Bewertung von BioNTech – einem Vorreiter in der mRNA-Technologie – weniger als das Zweifache der investierten Forschungs- und Entwicklungskosten über zwei Jahre beträgt. Für Kenner könnte dies eine attraktive Investitionsgelegenheit darstellen.
 
Diese Einschätzung teilt offenbar auch der Vorstand, der in diesem Jahr ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 0,5 Milliarden Dollar zu einem Durchschnittspreis von 107 Dollar pro Aktie durchgeführt hat.