Zürich (AWP) - Der Luxusgüterkonzern Richemont präsentiert am Freitag, 11. Januar die Umsatzzahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahres 2018/19 (Oktober bis Dezember). Zum AWP-Konsens haben insgesamt neun Analysten beigetragen.
Q3 2018/19E (in Mio EUR) AWP-Konsens Q3 17/18A Gruppenumsatz 3'882 3'119 - Schmuck 2'001 1'829 - Uhren 815 781 - Andere 518 509 (in %) H1 18/19A Org. Wachstum 5,0 8,0
FOKUS: Richemont dürfte für das Weihnachtsquartal erneut ein deutliches Umsatzwachstum von über 20 Prozent ausweisen. Wie bereits in den Quartalen davor, wird das Wachstum jedoch massgeblich von Übernahmen geprägt. Im Mai 2018 hatte Richemont den italienischen Online-Händler Yoox Net-a-Porter, den man davor zur Hälfte besass, ganz einverleibt. Und Anfang Juni wurde die britische Online-Plattform Watchfinder dazugekauft. Organisch, also akquisitions- und währungsbereinigt, dürfte das Wachstum lediglich im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen.
Grund zur Sorge bieten Analysten zufolge schwache Detailhandelszahlen aus dem wichtigsten Markt für Schweizer Uhren, Hongkong. Und auch das Geschäft in Frankreich ist möglicherweise von den Gelbwesten-Unruhen negativ beeinträchtigt worden. Zudem gehen seit einiger Zeit Ängste um, die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China könnten die Konsumlust der Chinesen nachhaltig belasten. Ergebniszahlen legt Richemont erst im kommenden Mai im Rahmen des Gesamtjahresausweises vor.
ZIELE: Geschäftsziele nennt Richemont jeweils keine. Auch für das laufende Geschäftsjahr wurde keine Guidance ausgegeben. Anlässlich der Analystenkonferenz zum ersten Halbjahr, die Anfang November über die Bühne ging, liess sich das Management immerhin ein wenig in die Karten blicken. Die Wachstumsabschwächung im September erklärte Finanzchef Burkhart Grund mit der Schliessung von Hongkonger Boutiquen während mehrerer Tage, als ein Taifun über die ehemalige britische Kolonie hinwegfegte. Im Oktober habe sich der Gruppenumsatz aber analog zum Halbjahr entwickelt, fügte er an.
PRO MEMORIA: Im ersten Halbjahr 2018/19 (April bis September) hatte Richemont mehr Schmuck und Uhren verkauft als im selben Zeitraum des vorangegangenen Jahres. Trotz der Delle im September nahm der Gruppenumsatz in den Monaten April bis September, um Zukäufe und Währungseffekte bereinigt, um 8 Prozent zu. Nimmt man die Akquisitionen von Yoox-Net-a-Porter und Watchfinder dazu, dann kletterte der Umsatz um gut einen Fünftel auf 6,81 Milliarden Euro in die Höhe.
Allgemein hat sich das Wachstum in der Schweizer Uhrenbranche etwas abgeschwächt. Im November sind die Uhrenexporte gemäss den Angaben des Schweizerischen Uhrenverbands (FH) verglichen zum Vorjahresmonat nur noch um 3,9 Prozent auf 2,06 Milliarden Franken angestiegen. Über die gesamten ersten elf Monate des Jahres nahmen die Exporte dagegen um 7,1 Prozent auf 19,5 Milliarden zu. Die Statistik zum Monat Dezember bzw. zum Gesamtjahr 2018 wird am 29. Januar veröffentlicht.
Einer sehr guten Nachfrage haben sich die Schweizer Zeitmesser im Verlauf des Jahres in China (Uhrenexporte: +14%) und Hongkong (+21%) erfreut. Aber auch die Uhrenverkäufer in den USA (+8,1%), Japan (+10%), Frankreich (+11%) oder Südkorea (+28%) haben sich reichlich mit Uhren eingedeckt. Auf der Gegenseite fielen die Ausfuhren nach Grossbritannien (-5,1%) oder Italien (-14%) zurück. Gut verkauft haben sich während den Monaten Januar bis November vor allem teure Uhren, die auch von Richemont-Maisons wie Cartier, Piaget oder IWC hergestellt werden.
Der Online-Vertrieb soll in Zukunft eine immer wichtigere Rolle bei Richemont einnehmen. Doch ab 2020 muss Yoox Net-a-Porter ohne die Marken des französischen Luxusgüterkonzerns Kering auskommen. Das Unternehmen kündigte seine Partnerschaft mit YNAP auf. Als Grund für den Rückzug gab Kering an, dass man in Zukunft die E-Commerce-Aktivitäten selbst betreiben wolle.
AKTIENKURS: An der Börse haben die Aktien von Richemont in der zweiten Jahreshälfte 2018 massiv an Wert eingebüsst und schlossen das Jahr mit einem Minus von beinahe 30 Prozent ab. Seither hat sich der Kurs etwas erholt, doch nach wie vor belastet die Sorge vor Handelsstreitigkeiten und einer sich abschwächenden Weltkonjunktur die Papiere.
AKTIENEINSTUFUNG: Gemäss AWP-Analyser bewerten Analysten den Titel folgendermassen:
Kaufen: 9 Halten: 13 Verkaufen: 0 Durchschnittliches Kursziel: 84,93 Franken
Nachfolgend die einzelnen Analystenschätzungen:
Rechnungslegung nach IFRS (in Mio EUR) Q3 18/19E Q3 17/18A Analyst +/-% Gruppenumsatz: 3'119 Morgan Stanley 3'979 Aubin UBS 3'970 Brand JPMorgan 3'964 Flouquet ZKB 3'890 Schwendimann Berenberg 3'873 Pusz Société Générale 3'864 Cota Vontobel 3'850 Weber Kepler Cheuvreux 3'787 Cox Goldman Sachs 3'760 Singelhurst AWP-Konsens: 3'882 +24,5 Umsatz Schmuck: 1'829 Berenberg 2'064 Vontobel 2'010 Société Générale 2'000 Morgan Stanley 1'999 JPMorgan 1'994 Kepler Cheuvreux 1'939 AWP-Konsens: 2'001 +9,4 Umsatz Uhren: 781 JPMorgan 828 Société Générale 819 Berenberg 818 Morgan Stanley 818 Vontobel 810 Kepler Cheuvreux 797 AWP-Konsens: 815 +4,4 Umsatz Andere: 509 Berenberg 547 Morgan Stanley 533 JPMorgan 520 Kepler Cheuvreux 514 Vontobel 500 Société Générale 495 AWP-Konsens: 518 +1,8 (in %) H1 18/19A Org. Wachstum: 8,0 Berenberg 6,5 UBS 6,0 Vontobel 6,0 Morgan Stanley 5,6 JPMorgan 5,0 ZKB 3,3 Goldman Sachs 2,5 AWP-Konsens: 5,0
Ausgewählte Analystenstimme (im Originalwortlaut):
VONTOBEL (René Weber): In 1H18/19 (April-Sept.), org. growth was at +8% with a weak Sept. (flat) and first indications for October were for a similar growth rate as in 1H. We expect a slight slowdown to +6% in 3Q mainly due to Asia Pacific, but an ongoing trend with the high-margin segment Jewellery Maisons outperforming. Online distributors with lower growth but first time cons. 4Q will have a positive impact given last year's inventory buyback. BUY
Homepage: www.richemont.com
jl/mk