Berlin (Reuters) - Deutsche Glasfaser holt sich für den Netzausbau mehr finanzielle Feuerkraft.

Ein Kreditorenkonsortium stelle eine Finanzierung in Höhe von 5,75 Milliarden Euro zur Verfügung, teilte die vom schwedischen Investor EQT und dem kanadischen Pensionsfonds Omers kontrollierte Deutsche Glasfaser am Montag mit. "Das ist die bislang größte Glasfaser-Finanzierung Deutschlands", sagte Finanzchef Jens Müller der Nachrichtenagentur Reuters. Dadurch würden bestehende Darlehen abgelöst und zusätzliche Kredite gesichert. "Uns spielt auch in die Karten, dass die Politik die Notwendigkeit sieht, aufzuholen. In Deutschland können noch etwa 35 Millionen Haushalte angeschlossen werden", sagte Müller. Laut Branchenverband Breko liegt die Glasfaserquote in Deutschland bei 17,7 Prozent.

Deutsche Glasfaser hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2025 die Zahl der mit Glasfaser-Anschlüssen bis in das Haus (FTTH) versorgten Haushalte auf vier Millionen zu steigern und konzentriert sich dabei vor allem auf den ländlichen Raum, der bisher im Vergleich zu den Metropolen kaum berücksichtigt wurde. Derzeit kommt das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen auf 1,25 Millionen versorgte Haushalte und baut aktuell 700.000 aus. Die Nachfrage ist zuletzt gestiegen. "Vor drei bis vier Jahren mussten wir noch Kommunen überzeugen, warum man Glasfaser benötigt. Das Thema hat sich mit dem Homeoffice erledigt", sagte Müller.

Der größte Teil des von den Banken ING und Credit Agricole geschnürten Finanzierungspakets entfällt auf einen Kredit über drei Milliarden Euro, der drei bestehende Darlehen über insgesamt 2,45 Milliarden Euro ablöst. Dazu kommt eine Kreditlinie von 2,5 Milliarden Euro für Investitionen und eine revolvierende Kreditlinie von 250 Millionen Euro. Die Kreditgeber stellen zudem eine weitere Kreditlinie in Höhe von 1,5 Milliarden Euro in Aussicht. "Die Zinssätze sind gesunken und die Bedingungen wie sonstige Sicherheiten und Flexibilität der Kredite haben sich verbessert", sagte Müller.

Im Februar 2020 hatten EQT und OMERS die Anteile der US-Beteiligungsfirma KKR und des niederländischen Investors Reggeborgh übernommen. Bei dem Deal wurde Deutsche Glasfaser laut Insidern mit 2,5 Milliarden Euro bewertet. Erst kürzlich hat das Unternehmen aus Borken im Münsterland eine Partnerschaft mit dem französischen Telekomkonzern Altice Europe geschlossen. Eine Konzerntochter soll den Bau von mindestens einer Million Glasfaseranschlüssen bis 2025 übernehmen.

Größter Anbieter von Glasfaser-Anschlüssen in Deutschland ist Branchenprimus Deutsche Telekom. Ab 2022 will allein die Telekom für den Ausbau in Deutschland jährlich sechs Milliarden Euro aufbringen. Die Bonner wollen die Zahl der versorgten Haushalte bis 2024 auf zehn Millionen steigern von etwa 3,5 Millionen dieses Jahr. Details will der Dax-Konzern am Dienstag bekanntgeben.