Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse publiziert am Donnerstag, 29. Juli, das Ergebnis zum zweiten Quartal 2021. Insgesamt haben sechs Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q2 2021E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens        Q1 21A   Q2 20A

Geschäftsertrag         5170             3474     6194
Geschäftsaufwand        4229             3937     4347
Gewinn vor Steuern       754             -757     1551
Reinergebnis             365             -252     1162  

FOKUS: Die Ergebnisse zum zweiten Quartal dürften Aufschluss darüber geben, welche Spuren die beiden Grosspannen um den US-Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds vom Frühling im Geschäft hinterlassen haben. Immerhin wird die CS wohl wieder in die Gewinnzone zurückkehren, nachdem sie im ersten Quartal wegen dem Archegos-Grossabschreiber in die roten Zahlen gefallen war. Wie die UBS und weitere Konkurrenten hat die zweitgrösste Schweizer Bank in den vergangenen Monaten wohl auch von den weiterhin günstigen Bedingungen an den Finanzmärkten profitiert.

Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von Ende März wird aber das Ergebnis des zweiten Quartals noch einmal mit rund 600 Millionen Franken belasten, wie die Bankführung bereits im April angekündigt hatte. Im ersten Quartal hatte das Hedgefonds-Debakel die Grossbank gar rund 4,4 Milliarden Franken gekostet. Insgesamt erwarten Aktienanalysten einen Gewinn im zweiten Quartal deutlich unter dem Vorjahreswert.

Aufschluss werden die Quartalszahlen auch darüber geben, wie stark die Negativschlagzeilen auf den Neugeldzuflüssen zur CS gelastet haben. Im Zentrum des Interesses steht dabei die Asset Management-Sparte selbst, die nach dem Greensill-Debakel als separate Division ausgegliedert wurde.

Risiken zurückgefahren

Die Grossbank dürfte auch operativ im laufenden und in den kommenden Quartalen die Grosspannen spüren. So hatte die CS-Führung bereits im Frühling nach dem Archegos-Zusammenbruch angekündigt, dass sie die Risiken in der Investment Bank zurückfahren werde - im Fokus stand dabei vor allem das Prime Brokerage, also das Geschäft mit den Hedgefonds.

Dieses Bremsmanöver dürfte auch auf der Arbeitsmoral der Mitarbeitenden der Investment Bank lasten. Darauf deuten zumindest die anhaltenden Berichte über Abgänge von Mitarbeitenden hin. So hat die US-Nachrichtenagentur Bloomberg mindestens 30 Abgänge aus leitenden Positionen in der US-Investment Bank gezählt, die zum überwiegenden Teil zu US-Konkurrenzinstituten wechselten.

Greensill-Liquidierung im Gang

Bei der zweiten "Baustelle" der CS, den "Lieferketten-Finanzierungsfonds", welche die CS mit der inzwischen insolventen Greensill Capital erstellt hatte, dauert die Liquidierung des Fonds an. Laut dem jüngsten Zwischenbericht hat die Credit Suisse von den Fondsvermögen von ursprünglich 10 Milliarden Dollar bisher 6,1 Milliarden zurückerhalten, wobei sie den Anlegern davon 5,6 Milliarden Dollar ausbezahlte.

Ob die CS am Donnerstag weitere Informationen in diesem Zusammenhang liefern wird, muss sich allerdings zeigen. Gemäss den jüngsten Dokumenten der CS scheinen Forderungen in der Höhe von rund 2,3 Milliarden fraglich zu sein, rund die Hälfte dieser Forderungen betreffen das Stahlkonglomerat GFG des Industriellen Sanjeev Gupta.

Unklar bleibt weiterhin, welche direkten finanziellen Folgen der Greensill-Kollaps für die CS haben wird. Zwar deutet nichts darauf hin, dass die CS die Fondsanleger entschädigen möchte. Allerdings haben bereits mehrere Anwaltskanzleien Prozesse angekündigt: Sollten sich diese konkretisieren, wird die Grossbank nicht um die Bildung von Prozessrückstellungen herumkommen.

Anstehender Umbau

Mit Spannung aufgenommen werden dürften am Donnerstag auch allfällige Hinweise zum strategischen Umbau der Grossbank. Der im April angetretene neue Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório hat den Aktionären zu seinem Amtsantritt angesichts der Grosspannen einen Wandel "auf allen Ebenen" versprochen.

Allerdings will sich der neue CS-Präsident mit dem Umbau offensichtlich Zeit lassen. Erste Entscheide wolle man erst gegen Ende des Jahres fällen, sagte er kürzlich gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung".

AKTIENKURS: Die CS-Aktie ist im laufenden Jahr mit einer Performance von derzeit -17 Prozent mit Abstand der schwächste Blue Chip-Titel am Schweizer Markt. Hatte die Aktie im Februar noch ein Jahreshoch von 13,50 Franken erreicht, so stürzte sie Ende März nach dem Archegos-Debakel unter die Marke von 10 Franken ab - ein Niveau, das sie seither nicht mehr überschreiten konnte.

Homepage: www.credit-suisse.com

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