Alexander Wynaendts

Vorsitzender des Aufsichtsrats

Deutsche Bank AG

Hauptversammlung

Frankfurt am Main, 17. Mai 2023

Redetext vorab veröffentlicht am 9. Mai 2023

Die während der Hauptversammlung gehaltene Rede

kann von diesem Vorab-Manuskript abweichen.

Es gilt das gesprochene Wort.

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Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zu unserer Hauptversammlung 2023, die ich hiermit formgerecht eröffne. Ich freue mich sehr, Sie heute zum ersten Mal hier begrüßen zu dürfen. Es ist mir eine Ehre, dieser Institution als Aufsichtsratsvorsitzender dienen zu dürfen. Die vielen Gespräche in meinem ersten Amtsjahr haben mir bestätigt: Die Deutsche Bank ist bei ihren Kunden hoch angesehen, von großer Bedeutung für die Wirtschaft

  • und kann sich auf hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stützen. Und auf das Vertrauen unserer geschätzten Aktionäre - deshalb freue ich mich besonders auf unseren heutigen Austausch.

Wir haben uns auch in diesem Jahr für eine virtuelle Hauptversammlung entschieden. Dabei haben wir das Format weiterentwickelt. Ziel ist eine inklusive Veranstaltung, bei der unsere Aktionärinnen und Aktionäre alle ihre Rechte wahrnehmen können, ohne anreisen zu müssen. Gleichzeitig soll der Austausch möglichst informativ und fruchtbar sein. Wir hoffen, dass uns das gelungen ist. So haben wir erstmals nicht nur die Reden vorab veröffentlicht, sondern auch die Antworten auf die eingereichten Fragen. Das soll Ihnen heute konkrete Nachfragen ermöglichen.

Wir sind überzeugt von den Vorzügen einer virtuellen Hauptversammlung. Deshalb bitten wir heute auch um Ihre Zustimmung, damit wir dieses Format auch in den kommenden zwei Jahren weiterentwickeln können.

Rückblick auf 2022

Meine Damen und Herren, wir blicken heute zurück auf ein sehr erfolgreiches Jahr. Die Deutsche Bank hat den höchsten Nettogewinn seit 15 Jahren erreicht. Das zentrale Ziel der Strategie 2019, eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent, haben wir übertroffen. Wir können also mit einem gewissen Stolz sagen: Die Transformation der Deutschen Bank ist gelungen. Gleichzeitig ist die Bank sehr solide aufgestellt: Zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres lag die harte Kernkapitalquote bei 13,6 Prozent.

Und was uns im Aufsichtsrat besonders freut: Wir können Ihnen heute eine Dividende von 30 Cent pro Aktie vorschlagen, 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Hinter diesen Fortschritten steckt harte Arbeit. Dafür möchte ich dem Vorstand sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Bank herzlich danken. Ohne ihren großartigen Einsatz wären der Umbau der Bank und diese Ergebnisse nicht möglich gewesen. Und natürlich danke ich auch Ihnen, unseren Eigentümern, für Ihre Loyalität und Ihre Unterstützung für die Deutsche Bank.

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Christian Sewing wird im Anschluss ausführlicher über das abgelaufene Jahr berichten. Außerdem wird er Ihnen erläutern, welche Strategie die Bank für die kommenden Jahre verfolgt.

Arbeit des Aufsichtsrats im Jahr 2022

Der Aufsichtsrat hat die Fortschritte der Bank und die Arbeit des Vorstands im vergangenen Jahr intensiv begleitet. 59 Sitzungen haben der Aufsichtsrat und seine Ausschüsse abgehalten. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen war es eine unserer Prioritäten, uns von der Widerstandskraft der Bank, dem Risikomanagement und der Qualität der Bilanz zu überzeugen.

Außerdem haben wir die Weiterentwicklung der Strategie eng begleitet. Im März

2022 hatte der Vorstand diese zusammen mit Finanzzielen für die Jahre bis 2025 vorgestellt. Die noch stärkere Ausrichtung auf die Rolle als "Globale Hausbank" unterstützt der Aufsichtsrat ausdrücklich. Diese Strategie stellt unsere Kunden noch mehr in den Mittelpunkt und bringt unsere weltweite Expertise lokal zu ihnen. Es geht darum, unsere Kunden weltweit und über alle Geschäftsbereiche hinweg bestmöglich zu betreuen. Damit kommt die Deutsche Bank nicht nur ihrer Funktion für die deutsche und europäische Wirtschaft nach. Der Aufsichtsrat ist auch überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, um nachhaltige Gewinne und Renditen für Sie als Aktionäre zu erwirtschaften.

In der Strategie einer Bank spielen Umwelt- und Sozialthemen sowie Fragen guter Unternehmensführung eine immer wichtigere Rolle. Deshalb haben wir uns entschieden, Nachhaltigkeitsthemen im Aufsichtsrat künftig zusammen mit Strategiefragen zu diskutieren. Sie fallen deshalb nun unter das erweiterte Mandat des Strategie- und Nachhaltigkeitsausschusses. Es ist Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung, unseren Beitrag für eine CO2-neutrale Wirtschaft zu leisten. Gleichzeitig ist das eine Chance für uns: Die Deutsche Bank ist hervorragend positioniert, um die Kunden bei der nachhaltigen Transformation zu unterstützen.

In diesem Zuge haben wir den bisherigen Integritätsausschuss neu ausgerichtet: Als Regulatory-Oversight-Ausschuss überwacht und unterstützt er den Vorstand dabei, dafür zu sorgen, dass Rechtsvorschriften, regulatorische Anforderungen und interne Richtlinien eingehalten werden. Diese Themen haben für den Aufsichtsrat oberste Priorität. In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Bank bedeutende Fortschritte auf diesem Gebiet erzielt. Sie erfüllt aber in manchen Bereichen noch nicht die Erwartungen. Das hat der Aufsichtsrat auch bei der Vergütung des Vorstands für das Jahr 2022 berücksichtigt; der sogenannte Short Term Award wurde aus diesem Grund um fünf Prozent reduziert. Und auch im laufenden Jahr haben weitere Fortschritte bei den regulatorischen Fragen Priorität: In den Zielvorgaben fast aller Vorstandsmitglieder ist dieses Thema am höchsten gewichtet.

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So weit zu einigen unserer wichtigsten Prioritäten im Jahr 2022. Den ausführlichen Bericht über die Arbeit des Aufsichtsrats finden Sie im Geschäftsbericht der Bank auf den Seiten römisch 8 bis 17.

Veränderungen im Vorstand

Zu den wichtigsten Aufgaben des Aufsichtsrats gehören natürlich auch Personalentscheidungen. Im Jahr 2022 gab es nur einen Wechsel im Vorstand: Zur letztjährigen Hauptversammlung hat Stuart Lewis das Amt des Risikovorstands an Olivier Vigneron übergeben.

Einen größeren Umbau im Vorstand haben wir dagegen vor wenigen Wochen beschlossen. Diese Entscheidungen möchte ich Ihnen kurz erläutern:

In den vergangenen Jahren hatte das Führungsteam unter der Leitung von Christian Sewing die Bank erfolgreich durch die Transformation geführt. Nun galt es, den Vorstand für die nächste Phase in der Wachstumsstrategie der Bank auszurichten. Dafür bedarf es noch mehr Fokus auf unsere Kunden und auf die Geschäftsfelder, in denen die Bank wachsen will. Gleichzeitig müssen wir - wie bereits erwähnt - noch konsequenter werden, wenn es darum geht, unsere Kontrollen weiter zu stärken. Außerdem muss die Bank noch effizienter werden - und dazu gehört auch ein schlankerer Vorstand. All diese Ziele hatten wir im Blick, als wir das neue Führungsteam zusammengestellt haben.

Der Umbau geht mit zwei Abschieden einher. Mit dem Ablauf dieser Hauptversammlung wird unsere Amerika-Chefin Christiana Riley die Deutsche Bank verlassen. Nach rund 17 Jahren in unserem Haus und drei Jahren im Vorstand hat sie sich entschieden, eine neue Aufgabe in der Finanzbranche anzunehmen. Ebenfalls zum letzten Mal bei der Hauptversammlung dabei ist der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Karl von Rohr. Er wird die Bank mit Ablauf seines Vertrages Ende Oktober verlassen. Herr von Rohr war mehr als 25 Jahre bei der Deutschen Bank und seit 2015 Mitglied des Vorstands.

Sowohl Christiana Riley als auch Karl von Rohr haben sich sehr um unsere Bank verdient gemacht und in den vergangenen Jahren maßgeblich zu der erfolgreichen Transformation beigetragen. Im Namen des Aufsichtsrats möchte ich beiden sehr herzlich für den erfolgreichen Einsatz über viele Jahre danken. Wir wünschen ihnen für ihre künftigen Aufgaben und Projekte alles Gute.

Es spricht für die Deutsche Bank und die Stärke des Führungsteams, dass für Christiana Riley und Karl von Rohr hervorragende interne Nachfolger bereitstehen. Dabei haben wir die Aufgaben so neu verteilt, dass wir den Vorstand von zehn auf neun Mitglieder verkleinern können.

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Neu in den Vorstand kommt Claudio de Sanctis. Er ist seit 2018 bei der Deutschen Bank und hat in den vergangenen Jahren die Internationale Privatkundenbank erfolgreich transformiert sowie auf ihre Stärken im Beratungsgeschäft ausgerichtet. Mit dieser Erfahrung wird er die Verantwortung für die Privatkundenbank insgesamt übernehmen.

Finanzvorstand James von Moltke wird im Vorstand künftig für die Vermögensverwaltung zuständig sein, zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben. Das Geschäftsmodell von Vermögensverwaltern kennt er aus früheren Stationen seiner Karriere sehr gut. Und schon in den vergangenen Jahren hat er eng mit der DWS zusammengearbeitet.

Alexander von zur Mühlen übernimmt die Verantwortung für die Regionen Deutschland sowie Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA). Außerdem bleibt er für den Raum Asien-Pazifik zuständig. Er wird sich damit einerseits um die Aufstellung der Bank insgesamt auf ihrem Heimatmarkt kümmern. Andererseits wird er von Frankfurt und Asien aus dafür sorgen, die Regionen enger zu vernetzen.

Die Leitung der Region Amerika übernimmt Stefan Simon. Die Struktur des US- Marktes erfordert neben dem Fokus auf Kunden auch viel Abstimmung und Dialog mit den Aufsichtsbehörden. Deshalb ist es folgerichtig, die Verantwortung für die Region dem Vorstand zu übertragen, der weltweit für die Beziehungen zu Aufsichtsbehörden sowie für Recht und den Schutz vor Finanzkriminalität zuständig ist.

Um die Bank noch effizienter aufzustellen, erhält Rebecca Short eine erweiterte Rolle im Vorstand. Sie wird künftig als Chief Operating Officer die Hauptverantwortung für die Kosten im Konzern übernehmen. Dabei wird sie vor allem die Schnittstellen zwischen Geschäfts- und Infrastrukturfunktionen im Blick haben. Außerdem wird sie auch den Personalbereich verantworten.

Wir sind überzeugt, dass wir damit ein schlankeres und trotzdem noch schlagkräftiger aufgestelltes Führungsteam haben. Ich wünsche allen Vorstandsmitgliedern viel Erfolg in ihren neuen oder erweiterten Aufgaben.

Allerdings bleiben wir mit dieser Zusammensetzung hinter unserem eigenen Anspruch zurück, dass mindestens 20 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen sein sollen. Damit sind wir natürlich nicht zufrieden. Der Aufsichtsrat steht zu seinem Anspruch und wird alles dafür tun, es über die Zeit wieder zu erreichen.

Zusammensetzung des Aufsichtsrats

Unterstützt wird der Vorstand von einem Aufsichtsrat mit großer Erfahrung - ein vielseitiges Team mit hoher Kompetenz. Und zumindest bei den Vertretern der

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Deutsche Bank AG published this content on 09 May 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 09 May 2023 13:37:09 UTC.