Luzern (awp) - Der Milchverarbeiter Emmi erweitert sein Geschäft mit Ziegenmilch-Produkten: Er kauft 80% am spanischen Ziegenmilchverarbeiter Lácteos Caprinos S.A.. Übernommen wird die Beteiligung von den beiden Eigentümern Pedro Mantilla und Francisco Sainz, welche die restlichen 20% der Anteile behalten. Das Closing der Transaktion soll im Januar 2017 erfolgen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, wie Emmi am Donnerstag mitteilte.

Die im südspanischen Campillo de Arenas domizilierte Gesellschaft erwirtschaftet den Angaben zufolge mit rund 30 Mitarbeitenden einen Jahresumsatz von ca. 13 Mio EUR (14 Mio CHF bzw. 0,4% des Konzernumsatzes). Der Fokus liegt auf der Herstellung von Halbfertigprodukten (Käsebruch) für Ziegenkäsehersteller im In- und Ausland. Mit solchen Halbfabrikaten überbrückten viele professionelle Ziegenkäsehersteller saisonale Milchengpässe, heisst es. Auch das Ziegenmilch-Netzwerk von Emmi erfahre so eine Stärkung auf der Beschaffungsseite.

Weiter stellen die Spanier Ziegenfrischkäse her, der unter der Marke Delicapra über den dortigen Detailhandel abgesetzt wird. Da auch in Spanien konsumentenseitig eine stetig steigende Nachfrage nach Ziegenmilchprodukten bestehe, habe Emmi nun die Möglichkeit, mittelfristig dieses lokale Geschäft weiter auszubauen.

NACHFOLGELÖSUNG

Die bisherigen Inhaber haben sich laut Emmi zum Verkauf entschieden, weil sie mittelfristig eine Nachfolgelösung gesucht haben und so dank Synergien mit Emmi vermehrt auf dem Weltmarkt tätig sein können. Sie bleiben dem Unternehmen in ihren aktuellen Funktionen erhalten: Pedro Mantilla als Managing Director und Francisco Sainz als Chief Operation Officer mit Schwergewicht auf der Produktion und der Milchbeschaffung.

Nach Frankreich hat Spanien das zweitgrösste Ziegenmilchaufkommen Europas (ca. 20%), wie es weiter heisst. Mit der nun erworbenen Beteiligung an Lácteos Caprinos verschaffe sich Emmi "Zugang zu diesem interessanten Markt".

Emmi trat 2010 in das "attraktive Nischen-Geschäft" mit Ziegenmilchprodukten ein und hat es seither stetig ausgebaut. Der Fokus liegt dabei auf kleineren bis mittelgrossen Unternehmen, die sich durch "interessante Positionen in ausgewählten Segmenten" auszeichnen.

POSITIVE BEURTEILUNG

Die kleine Transaktion wird in Analystenkreisen positiv beurteilt. Die Bank Vontobel spricht von einer Stärkung der Position von Emmi in diesem Nischenmarkt, nachdem der Konzern hier bereits in den USA, der Schweiz und den Niederlanden tätig sei. Der zuständige Analyst schätzt den Preis auf rund 7 Mio CHF. Die ZKB geht von einem Preis von rund 0,5x bis 1x Umsatz aus, dies sei jedoch stark abhängig von der nicht offengelegten EBIT-Marge.

Die Aktie reagiert nicht gross auf die heutigen News: sie verliert um 10 Uhr 0,5% auf 605,50 CHF (SPI +0,1%). Die Emmi-Aktie hat seit dem Höchststand Ende August bei rund 680 CHF gut 10% korrigiert, sie sei mit einem geschätzten KGV 2017 von 22,0x aber trotz dieser Korrektur "noch nicht günstig bewertet", meint die ZKB. Die Übernahme sei jedoch leicht positiv.

uh/rw