- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Nach immer neuen Milliarden-Löchern soll der größte deutsche Gaskonzern Uniper nahezu komplett vom Staat übernommen und zurück in die Spur gebracht werden.

"Diese Situation schmerzt, aber es gibt nun einmal keine anderen Optionen", sagte Uniper-Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach am Montag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung. Auf dieser sollten die Aktionäre den Weg für eine Verstaatlichung des Düsseldorfer Versorgers ebnen. Es galt als sicher, dass die dafür eingereichten Anträge für eine Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro und der Schaffung eines genehmigten Kapitals von 25 Milliarden Euro eine Mehrheit finden werden. Maubach ließ kaum Zweifel offen, was sonst drohe. "Es besteht dann gegebenenfalls Insolvenzgefahr. Eine eventuelle Insolvenz würde aus Sicht des Vorstands zum vollständigen Verlust für die Aktionäre führen."

Nach einer Zustimmung der Aktionäre soll der bisherige finnische Mehrheitsaktionär Fortum nicht mehr an Uniper beteiligt sein und der Bund knapp 99 Prozent halten. Das Bundesministerium für Finanzen werde zukünftig für die Beteiligung an Uniper verantwortlich sein. "Die Gesellschaft wird zudem - ohne Zustimmung des Bundes - bis zur Stabilisierungsbeendigung keine Dividende ausschütten", betonte das Unternehmen.

"Uniper ist eine zentrale Säule der deutschen Energieversorgung", erklärte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Konzern betreibe kritische Infrastruktur im Bereich Energie in Deutschland und spiele eine zentrale Rolle bei der Versorgung mit Gas und Strom. "Durch die mehrheitliche Übernahme erlangt der Bund die wesentlichen Mitsprache- und Kontrollrechte bei dem Unternehmen, um die Versorgungssicherheit in Deutschland sicherstellen zu können."

Der mit Abstand größte deutsche Gaskonzern macht seit Monaten hohe Verluste, weil er teuren Ersatz für ausbleibende Gaslieferungen aus Russland besorgen muss. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatten die Düsseldorfer ein Minus von 40 Milliarden Euro angehäuft - der größte Netto-Verlust eines deutschen börsennotierten Unternehmens seit Bestehen der Bundesrepublik. Die Verluste aus der Ersatzbeschaffung bezifferte Uniper auf 14 Milliarden Euro.

UNIPER HÄLT AN KERNKRAFTWERKEN IN SCHWEDEN FEST

"Uniper hat als Dreh- und Angelpunkt des Gas- und Wärmemarkts eine zentrale Bedeutung für die europäische Energiewirtschaft", warb Maubach um Unterstützung. Der Konzern beliefere auf der Grundlage langfristiger Verträge rund 1000 Kunden, insbesondere Stadtwerke und Industrieunternehmen.

Die EU-Kommission prüft die Pläne noch nach dem Beihilferecht. Es wird erwartet, dass sie nur unter Auflagen, etwa dem Verkauf von Geschäften, grünes Licht geben wird. Maubach hatte in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, er hoffe, dass die Auflagen nicht zu drastisch ausfallen werden. Maubach betonte, dass Uniper die Beteiligung an schwedischen Atomkraftwerken nicht abgeben wolle. Es bestünden derzeit von Uniper keine Absichten, das Kernenergiegeschäft, die Wasserkraftwerke in Schweden oder Teile davon zu verkaufen, teilte der Konzern mit. Sollte sich das ändern, so habe der bisherige finnische Mehrheitsaktionär Fortum bis Ende 2026 das Recht, ein erstes Angebot abzugeben.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)