BERLIN (dpa-AFX) - Der Kochboxenversender Hellofresh profitiert in der Corona-Krise weiter von einem Nachfrageboom und hat zum fünften Mal in diesem Jahr die Prognose erhöht. Auch für das kommende Jahr zeigt sich das Management zuversichtlich, wenn auch mit zunächst deutlich geringeren Wachstumsaussichten als in diesem Jahr. Dies teilte der Konzern am Mittwochabend in Berlin mit.

Derzeit spüre das Unternehmen weiterhin eine außerordentlich hohe Nachfrage in den meisten seiner Märkte. Teilweise liege das an der weiter andauernden Covid-19-Pandemie und den damit zusammenhängenden Beschränkungen, die zu höheren Ausgaben für Essen zuhause führen. Die Aktie legte zum Handelsstart kräftig zu und gewann über 6 Prozent.

2020 rechnet das Management nun mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 107 bis 112 Prozent nach zuvor 95 bis 105 Prozent. Dass der starke Euro rund vier Prozentpunkte Wachstum kosten wird, dürfte die Verdoppelung der Erlöse nun nicht mehr gefährden. 2019 war der Erlös um 41 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro gestiegen.

Davon sollen zwischen 12,5 und 13,5 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderposten übrig bleiben. Bisher hatte Hellofresh mit 11,25 bis 12,75 Prozent kalkuliert. Beide neuen Ziele liegen nach Angaben des Unternehmens über den durchschnittlichen Schätzungen von Analysten.

Auf Basis der mittleren Werte der Prognosespannen dürfte der Umsatz im laufenden Jahr auf rund 3,7 Milliarden Euro und das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf zirka 480 Millionen Euro steigen. 2019 hatte dieser Wert bei 46,5 Millionen Euro gelegen.

Für das kommende Jahr gab das Unternehmen eine indikative Erwartung ab. Inklusive des im November angekündigten Zukaufs von Factor75 dürfte der Umsatz währungsbereinigt um 20 bis 25 Prozent zulegen. Die operative Marge wird zwischen 9 und 12 Prozent erwartet. Die Erwartungen für das kommende Jahr liegen über den Prognosen des JPMorgan-Analysten Marcus Diebel.

Er hatte bisher für 2021 mit einem Umsatz von knapp 4,1 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von 432 Millionen Euro gerechnet. Die von Hellofresh abgegebene erste Indikation deutet aber auf einen Umsatz von knapp 4,6 Milliarden Euro sowie ein operatives Ergebnis von 480 Millionen Euro hin. Diebel erhofft sich von dem am Donnerstagnachmittag stattfindenden Kapitalmarkttag mehr Details, wie Hellofresh das Wachstum schaffen will.

Der JPMorgan-Experte hatte sich zuletzt skeptisch zu den mittelfristigen Perspektiven geäußert und das Papier auf "Underweight" gesenkt. Er löste damit eine zwischenzeitliche Kursschwäche aus. Wegen der zuletzt wieder deutlich schlechteren Corona-Lage ist diese allerdings wieder beendet. Das Papier legte erst am Mittwoch knapp fünf Prozent zu und sprang wieder über die Marke von 50 Euro.

Aktuell rückt für die Aktie auch wieder das Mitte Oktober erreichte Rekordhoch von 56,40 Euro in Reichweite. Die seit März im MDax gelistete Hellofresh-Aktie gehört zu den ganz großen Corona-Gewinnern am Finanzmarkt. Der Börsenwert zog in diesem Jahr um fast 170 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro an.

Das Papier war aber schon vor Corona stark gefragt - zumindest seit Sommer 2019 - damals hatte es noch weniger als 10 Euro gekostet und sich dann bis Februar dieses Jahres mehr als verdoppelt. Die Folgen der Corona-Maßnahmen beschleunigten dann den Höhenflug. Seit dem Börsengang im Oktober 2017, als die Aktien zum Preis von 10,25 Euro je Stück ausgegeben worden waren, hat sich der Kurs inzwischen verfünffacht./zb/eas/stk