FRANKFURT/SYDNEY (dpa-AFX) - Die ohnehin schon schleppende Erholung der Hochtief von dem Corona-Crash ist am Mittwoch erneut ins Stocken geraten. Nach schlechten Nachrichten von der wichtigen australischen Tochter Cimic gerieten die Papiere der Muttergesellschaft unter Druck.

Die Anteilsscheine von Hochtief knickten im frühen Handel um mehr als sechs Prozent ein und standen am späten Vormittag noch mit 3,4 Prozent im Minus bei 76,35 Euro. Damit zählten sie zu den schwächsten Werten im moderat steigenden Index der mittelgroßen Werte MDax.

Die Papiere von Cimic brachen an der Börse in Sydney um rund 17 Prozent ein und fielen damit auf das Niveau von Anfang November zurück. Analyst Victor Acitores von der französischen Großbank Societe Generale führte den Kursrutsch der Cimic-Aktien in erster Linie auf die hohen und unerwarteten Einmalbelastungen im vierten Quartal zurück. Cimic gilt als die wichtigste Beteiligung des Baukonzerns Hochtief.

Anderer Börsianer begründeten den tiefen Fall der Cimic-Papiere vor allem mit dem enttäuschenden Ausblick der Australier, denn die Hochtief-Tochter schockte die Investoren unter anderem mit einer unerwartet niedrigen Gewinnprognose. Die Corona-Pandemie erschwert und verteuert aktuell die Umsetzung von Bauprojekten.

Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank verwies darauf, dass Cimic nun mit weniger Auftragseingängen rechne. Hintergrund sei, dass öffentliche Mittel, die für Bauprojekte vorgesehen waren, nun für soziale Zwecke umgewidmet worden seien.

Insgesamt hinterlässt die Corona-Pandemie damit bei Hochtief weitere Spuren. Bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal bestätigte es sich bereits, dass auch die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, wegen der Krise weiter schlecht laufen.

Die Corona-Pandemie spiegelt sich klar im Kursverlauf der Hochtief-Aktien wider. Unmittelbar vor der Eskalation der Krise Ende Februar 2020 notierten die Anteilsscheine noch bei 105 Euro. Im Zuge des Crashs sackten die Papiere dann innerhalb weniger Wochen bis auf 41,58 Euro ab. Dies war das tiefste Niveau seit Dezember 2012. Doch während der Gesamtmarkt die pandemiebedingte Kursdelle inzwischen ausgebügelt hat, steht bei den Hochtief-Aktien immer noch ein Minus von 27 Prozent zu Buche.

Charttechnisch betrachtet fällt die Kursentwicklung ebenfalls ernüchternd aus. Zuletzt waren die Aktien einmal mehr von der 21-Tage-Durchschnittslinie als Gradmesser für den kurzfristigen Trend nach unten abgeprallt und hatten dann am Dienstag auch die 50-Tage-Linie nach unten durchbrochen. Diese gilt als Maß für die mittelfristigen Perspektiven der Papiere. An diesem Mittwoch wurden dann zwischenzeitlich die 100- und die 200-Tage-Linie gerissen. Letztere beschreibt die langfristige Entwicklung./la/tih/fba