Zürich (awp) - Der Baustoffhersteller Holcim will weitere Unternehmen kaufen und den Umbau vorantreiben. "Alleine im vergangenen Jahr haben wir zwanzig Unternehmen gekauft. Unsere Strategie wollen wir fortführen und weitere gute Firmen dazu kaufen, um unsere neuen Geschäftsbereiche auszubauen", sagte Konzernchef Jan Jenisch der Süddeutsche Zeitung (Dienstagsausgabe). Aus den Verkäufen der Aktivitäten in Indien und Brasilien habe man mehr als sieben Milliarden Franken eingenommen.

Nordamerika sei der beste Baumarkt der Welt, dort und in Europa wolle Holcim sich verstärken. "In den USA etwa sind unsere Marktanteile noch relativ gering, die können sich in Zukunft gut verdoppeln", betonte Jenisch. "Wir sind immer an etwas dran. Wir prüfen Unternehmen, kaufen aber nicht jede Firma, das muss ja passen", sagte er weiter. Grossakquisitionen lehnt er allerdings ab: "Ich fühle mich mit kleinen und mittleren Akquisitionen am wohlsten, die kann man einfacher umsetzen und erfolgreich machen."

"Überall wird gebaut"

Jenisch zeigte sich zudem optimistisch, dass Holcim die Ziele für 2022 erreichen werden. "Zum dritten Quartal haben wir die Prognose nochmals erhöht, wir wollen um zwölf Prozent wachsen, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll einstellig zulegen, die Verschuldung deutlich zurückgehen." Die genauen Zahlen werden am 24. Februar veröffentlicht.

Und er gibt sich auch zuversichtlich in Bezug auf die weitere Konjunkturentwicklung: "Es gibt für uns keinen Grund, von einer Krise auszugehen. Wir erwarten vielmehr weiter eine gute Nachfrage." Der "Inflation Reduction Act" von US-Präsident Biden sei das grösste, jemals aufgegleiste Infrastrukturprogramm, dazu komme der Green Deal in Europa. "Überall wird gebaut", so der Holcim-Chef.

Dazu kämen das Bevölkerungswachstum, das Wachsen der grossen Städte, die Reparatur und der Ausbau der Infrastruktur. Das alles stütze die Nachfrage nach den Produkten von Holcim. "In Nordamerika sind wir aktuell nahezu ausverkauft. Wir gehen stark in das neue Jahr", sagte er wörtlich.

Zur geplanten Klage von vier Einwohnern aus Indonesien, die Schadenersatz wegen der von Holcim verursachten Klimaschäden fordern, sagte Jenisch: "Gerichtsverfahren, die sich auf einzelne Unternehmen konzentrieren, sind kein wirksamer Mechanismus, um die globale Komplexität des Klimaschutzes zu bewältigen." Der Fall stelle die Klimamassnahmen und -ziele von Holcim sowie die wissenschaftlichen Rahmenbedingungen für den heutigen Netto-Null-Umstieg weitgehend falsch dar. Der Klimaschutz habe für Holcim höchste Priorität.

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