Paris/Zürich (Reuters) - Rückschlag für den Schweizer Zementkonzern Holcim: Das höchste französische Berufungsgericht entschied am Dienstag im Syrien-Fall gegen die Holcim-Vorgängerfirma Lafarge.

Der Entscheid könnte dazu führen, dass der Vorwurf der möglichen "Komplizenschaft bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit" während des syrischen Bürgerkriegs in den Jahren 2013 und 2014 erneut aufgerollt wird.

Gegen Lafarge, die 2015 mit Holcim fusionierte, läuft in Frankreich ein Ermittlungsverfahren wegen der Bemühungen, den Betrieb eines Werks in Syrien nach Ausbruch des Konflikts im Jahr 2011 aufrechtzuerhalten. Das Unternehmen räumte nach einer eigenen internen Untersuchung ein, dass seine syrische Tochtergesellschaft bewaffnete Gruppen für den Schutz der Mitarbeiter in dem Werk bezahlt hatte. Gleichzeitig wies der Konzern eine Reihe von Vorwürfen zurück. Dazu gehörte auch der Punkt, wegen seiner Geschäfte mit militanten Gruppen in der Region, zu denen auch der Islamische Staat gehörte, an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt gewesen zu sein.

Ende 2019 wies ein anderes Gericht diesen Anklagepunkt mit der Begründung zurück, Lafarge habe sich nicht absichtlich an diesen Verbrechen beteiligt. Das Berufungsgericht erklärte nun, dass ein Unternehmen mitschuldig sein könne, wenn es die Augen vor einem solchen Verbrechen verschließe, auch wenn es nicht aktiv daran beteiligt gewesen sei. Das Berufungsgericht wies die Justiz an, die von Lafarge geforderte Ausklammerung dieser Punktes aus dem Verfahren erneut zu prüfen. Die Ermittlungen, in deren Rahmen gegen Lafarge auch wegen Finanzierung einer terroristischen Vereinigung ermittelt wird, könnten zu einem Prozess führen. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

Holcim erklärte, die Firma habe sofortige und entschlossene Schritte unternommen, um sicherzustellen, dass sich ähnliche Vorfälle nicht wiederholten. Keine der Personen, gegen die Untersuchungen eingeleitet worden seien, arbeiteten noch beim Konzern.