Amsterdam (Reuters) - Die niederländische Großbank ING zeigt sich wegen der hohen Inflation und der steigenden Zinsen für das laufende Jahr vorsichtig.

Zwar würden die Margen der Bank von den höheren Zinsen profitieren, sagte ING-Chef Steven van Rijswijk am Donnerstag bei der Bilanzvorlage. Allerdings hielten sich die Kunden wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten zurück und nähmen weniger Kredite auf. Van Rijswijk stellte für 2023 einen Anstieg der Erträge um zehn Prozent und eine Verbesserung der Kosten-Ertrags-Quote auf 55 von 60 Prozent in Aussicht. Analysten hatten für 2023 mit mehr gerechnet, die ING-Aktie verlor fünf Prozent.

ING erwartet einen Rückgang der Häuserpreise um zehn Prozent gegenüber dem Hoch 2022 und eine sinkende Nachfrage nach Hypotheken, die den Großteil des Kreditportfolios der Niederländer ausmachen. Bereits zum Jahresende zeigten sich Bremsspuren: Das Kreditvolumen wuchs im vierten Quartal nur noch um 3,1 Milliarden Euro, nach 4,7 Milliarden im dritten Quartal und 13,4 Milliarden im Vorjahresquartal.

Dank einer gesunkene Risikovorsorge und höheren Zinseinnahmen steigerte die ING den Nettogewinn 2022 dennoch um 15,2 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro. Die Vorsorge für faule Kredite sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 269 Millionen Euro. Die Erträge kletterten wegen der höheren Zinsen um fünf Prozent auf 4,87 Milliarden Euro.

(Von Toby Sterling, bearbeitet von Hans Seidenstücker, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)