Frankfurt (Reuters) - Der Chemiekonzern Lanxess rechnet nach einer Durststrecke in diesem Jahr frühestens 2025 wieder mit stärkerem Wachstum.

Nach einem harten Jahr 2023 müssten die finanzielle Basis des Unternehmens gestärkt und die Schulden weiter abgebaut werden, "um in der Wachstumsphase 2025, spätestens 2026 wieder einzuschlagen", sagte Vorstandschef Matthias Zachert am Donnerstag. Die Nachfrage erhole sich nach einem für die gesamte Branche "toxischen" Jahr nur moderat. Hohe Energiekosten und die schwache Konjunktur, vor allem in der Bauindustrie, machen dem Spezialchemiekonzern weiter zu schaffen.

Nach einem Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns (Ebitda) um fast die Hälfte auf 512 Millionen Euro stellte Lanxess für 2024 eine moderate Gewinnverbesserung in Aussicht. "Das Ergebnis wird sich aber immer noch deutlich unter dem durchschnittlichen Niveau der letzten Jahre bewegen", sagte Zachert. Nach Einschätzung der Analysten von Stifel Research wird Lanxess deshalb nicht so abschneiden, wie am Finanzmarkt erwartet. Vom Unternehmen selbst befragte Analysten hatten im Schnitt ein Ebitda von 630 Millionen Euro vorhergesagt.

Die Aktie des MDax-Konzerns ging wegen des trüben Ausblicks und einer auf 10 Cent (Vorjahr 1,05 Euro) gekappten Dividende auf Talfahrt. Der Kurs rutschte um bis zu elf Prozent.

"Ein solches Krisenjahr hat die deutsche Chemie und haben auch wir bei Lanxess noch nicht erlebt", sagte Zachert. "Aber wir tun alles dafür, um möglichst stabil durch diese Phase zu kommen und bestmöglich aufgestellt zu sein, wenn die Zeiten wieder besser werden." Der Umsatz sank um 17 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Im fortgeführten Geschäft schrieb der Konzern 843 Millionen Euro Verlust, vor allem wegen Firmenwertabschreibungen und Wertanpassungen bei seiner Beteiligung am Kunststoffunternehmen Envalior. Lanxess will seine jährlichen Kosten ab 2025 dauerhaft um rund 150 Millionen Euro senken. Das umfasst den Abbau von 870 Stellen, davon 460 in Deutschland. Für den Großteil des Stellenabbaus seien bereits die entsprechenden Verträge unterzeichnet worden.

Im ersten Halbjahr werde das Umfeld herausfordernd bleiben, erklärte Lanxess. Für das erste Quartal erwartet das Kölner Unternehmen ein Ebitda von bis zu 100 (Vorjahreszeitraum: 189) Millionen Euro. Erweiterungsinvestitionen plant das Unternehmen in den USA und Asien, nicht aber in Deutschland. Hier werde der Bestand erhalten und in Nachhaltigkeit investiert. Auf die USA entfielen mittlerweile 30 Prozent des Umsatzes. Lanxess sieht auf dem Markt gute Wachstumschancen und hat sich mit zwei Projekten für die staatliche Förderung des Inflation Reduction Act beworben. In Deutschland hätten sich die Rahmenbedingungen für die energieintensive Industrie dagegen grundlegend verschlechtert. "Wir machen die Dinge, die in unseren Händen liegen", sagte Zachert. "Wir haben das Ziel, in den kommenden Jahren durch eine globale Aufstellung voranzukommen."

(Bericht von Ilona Wissenbach, Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)