Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL hat am Montag einen sechstägigen bundesweiten Streik angekündigt, der die Deutsche Bahn mit dem längsten Streik in ihrer Geschichte konfrontiert, und in der Luftfahrt drohen weitere Arbeitskampfmaßnahmen.

Die Gewerkschaft Verdi will am Dienstag die Tarifverhandlungen mit der Lufthansa fortsetzen. Streiks seien eine Option, um den Druck auf das deutsche Flaggschiff zu erhöhen.

Im Folgenden finden Sie eine Liste der Lufthansa-Niederlassungen, mit denen verhandelt wird, und was für die Passagiere auf dem Spiel stehen könnte:

LUFTHANSA BODENVERKEHRSDIENSTE: Verdi fordert für die rund 25.000 Beschäftigten der Lufthansa AG, der Lufthansa Technik und der Lufthansa Cargo eine Lohnerhöhung von 12,5 %, d.h. mindestens 500 Euro (544,30 $) mehr pro Monat über einen Zeitraum von 12 Monaten sowie eine Einmalzahlung von 3.000 Euro zum Ausgleich der Inflation.

Die Gewerkschaft hat die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die hohe Arbeitsbelastung aufgrund des Personalmangels als Hauptargumente für eine Lohnerhöhung angeführt.

"Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich Streiks nicht ausschließen", sagte der Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.

Solche Streiks hätten erhebliche Auswirkungen auf den Flugbetrieb der Lufthansa: Im Juli 2022, während der letzten Verhandlungsrunde, führte ein eintägiger Streik des Bodenpersonals zur Streichung von fast 1.000 Flügen, wodurch der Flugverkehr an den Drehkreuzen Frankfurt und München fast zum Erliegen kam.

LUFTHANSA-FLUGTEILNEHMER: Seit Beginn der Verhandlungen im November 2023 fordert die Kabinengewerkschaft UFO 15% mehr Lohn über einen Zeitraum von 18 Monaten, eine Einmalzahlung von 3.000 Euro zum Inflationsausgleich und höhere Prämien.

Die Friedenspflicht - während derer Arbeitskampfmaßnahmen der 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa illegal wären - endete Ende Dezember. Daher wären Streiks möglich, werden aber nicht vorbereitet, sagte der UFO-Verhandlungsführer und Leiter der Tarifpolitik Harry Jaeger.

"Die Gespräche laufen, aber wir sind noch weit davon entfernt, eine Einigung zu erzielen", sagte Jaeger.

Der letzte große Streik der UFO Ende 2019 führte zu 1.500 Flugausfällen, von denen rund 200.000 Passagiere betroffen waren.

DISCOVER: Bei der Freizeittochter von Lufthansa, Discover Airlines, wird zum ersten Mal über Tarifverträge verhandelt.

Vor zwei Wochen erklärte die deutsche Pilotengewerkschaft VC die Verhandlungen für gescheitert und rief das Cockpitpersonal zu einer Urabstimmung auf, die noch bis Dienstag läuft.

Der größte Streitpunkt ist aus Sicht der VC eine Charta der Sozialpartnerschaft, die von Lufthansa kurz vor Abschluss der Verhandlungen als Forderung präsentiert wurde.

Die Charta sollte nach Ansicht der Lufthansa verbindliche Regeln für eine möglichst friedliche Konfliktlösung enthalten. Die VC meint jedoch, die Charta schränke das Streikrecht ein.

Ende letzten Jahres war es der Lufthansa gelungen, die Folgen eines anfänglichen fünfstündigen Streiks zu begrenzen, aber es ist unwahrscheinlich, dass ihr dies bei längeren kollektiven Aktionen gelingen wird.

EUROWINGS: Die Lufthansa-Tochter verhandelt mit der VC über höhere Löhne für das Cockpitpersonal.

Eine Inflationsklausel, die das Gehalt der Piloten automatisch an die Inflationsrate anpasst, gehört zu den strittigsten Punkten. In Zeiten hoher Inflation will die Lufthansa die Klausel abschaffen, während die VC sie beibehalten will.

Um die Gehaltsanpassung zu schützen, hat die Gewerkschaft darauf verzichtet, Streiks vorzuschlagen.

Verdi hat am Wochenende eine Einigung für das Kabinenpersonal von Eurowings erzielt, die im Wesentlichen eine Erhöhung der monatlichen Bezüge um 10,7 % bis 14,4 % und einen Inflationsausgleich von 2.000 Euro vorsieht.

LUFTHANSA CITYLINE: Die Tarifverhandlungen mit VC und UFO laufen bei der kleinen Zubringerfluggesellschaft der Lufthansa.

UFO fordert u.a. eine Lohnerhöhung von 15% über einen Zeitraum von 18 Monaten und eine Einmalzahlung von bis zu 3.000 Euro zum Inflationsausgleich.

Nach Angaben der Piloten verlaufen die Gespräche schleppend. Auch für das Kabinenpersonal soll keine Einigung in Sicht sein.

($1 = 0,9186 Euro) (Bericht von Ilona Wissenbach, Schreiben von Nette Nöstlinger, Bearbeitung von Miranda Murray, Barbara Lewis und Susan Fenton)