Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Bundeskartellamt hat wegen Wettbewerbsbedenken noch keine Entscheidung über den Verkauf von bis zu 101 Real-Märkten von der SCP Group an Kaufland gefällt. Die Kartellbehörde ist in Verhandlungen mit dem Verkäufer SCP und dem Interessenten Kaufland, der zur Schwarz-Gruppe gehört. Beide Parteien haben in den Verhandlungen seit 6. November Vorschläge zur Beseitigung der Bedenken gemacht. Dadurch verlängert sich die Frist bis zu einer abschließenden Entscheidung des Kartellamts um einen Monat bis Ende Dezember 2020, teilte die Kartellbehörde mit.

SCP wiederum teilte mit, man sei "optimistisch", das Verfahren wie geplant bis Ende 2020 abschließen zu können.

Laut Mitteilung sieht das Bundeskartellamt nach vorläufiger Einschätzung "eine erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs in neun regionalen Absatzmärkten" durch den Zuerwerb der dortigen Real-Standorte durch die Schwarz-Gruppe.

Darüber hinaus sieht die Kartellbehörde "mit Blick auf die vertikale Beziehung zu Lieferanten und das horizontale Verhältnis zu Wettbewerbern im Lebensmitteleinzelhandel" ebenfalls wettbewerbliche Bedenken gegen das Vorhaben. Eine besondere Bedeutung komme hier der Stellung von mittelständischen Händlern und ihrer Beteiligung an der Veräußerung der Real-Standorte zu.

Kaufland sowie die Lebensmitteleinzelhandelskette Lidl sind Teil der Schwarz-Gruppe. Die Schwarz-Gruppe ist mit einem Umsatz von etwa 113,3 Milliarden Euro europaweit der mit Abstand größte Lebensmitteleinzelhändler.

Die SCP Group, eine Luxemburger Investmentgesellschaft mit Büro in London, die von dem russischen Investmentunternehmen Sistema kontrolliert wird, hatte zusammen mit dem Frankfurter Immobilieninvestor x+bricks alle 279 Real-Märkte vom Handelskonzern Metro im Frühjahr erworben. Dieses Vorhaben war von der Europäischen Kommission freigegeben worden.

"Wir haben das Schreiben des Bundeskartellamtes zur Kenntnis genommen. Wir begrüßen, dass das Bundeskartellamt für 92 der 101 von Kaufland angemeldeten Standorte absatzseitig keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken sieht", teilte SCP mit. "Es finden bereits konstruktive Gespräche mit dem Bundeskartellamt statt, um auch die von der Behörde benannten, noch verbleibenden Bedenken zu lösen."

Die Kartellbehörde prüft seit August auch den Erwerb von bis zu 72 Real-Standorten durch Edeka. In diesem Verfahren läuft laut Mitteilung die Prüffrist unverändert bis 21. Dezember 2020.

Damit bleiben rein rechnerisch 106 Real-Standorte für weitere Interessenten.

SCP hat bereits das Digitalgeschäft der Hypermarket-Kette inklusive des Online-Marktplatzes real.de an die Schwarz-Gruppe weitergereicht. Ein entsprechender Vertrag wurde geschlossen. Ein Konsortium um SCP und x+bricks hatte sich mit der Metro AG im Februar auf den Kauf bzw. Verkauf von Real geeinigt.

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November 16, 2020 06:52 ET (11:52 GMT)