Vevey (awp) - Der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller Nestlé veröffentlicht am Donnerstag, 27. Juli, das Geschäftsergebnis für das erste Semester 2023. Insgesamt sechs Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2023E
(in Mio Fr.)            AWP-Konsens     H1 2022A   

Umsatz                    46'535        45'580     
EBIT adj.*                  7690          7683     
- Marge (in %)              16,5          16,9     
Reingewinn                  5942          5247     

(in %)
Organisches Wachstum         8,1           8,1     
RIG                         -0,6           1,7     

* Trading Operating Profit

FOKUS: Die Analysten rechnen für das erste Halbjahr im Schnitt mit einem organischen Umsatzwachstum von 8,1 Prozent. Dieses dürfte weiterhin vor allem preisgetrieben sein. Das Verkaufsvolumen hingegen dürfte wegen der hohen Preise und Shrinkflation rückläufig gewesen sein, nachdem es nun bereits drei Quartale in Folge negativ war (Q1: -0,5%). Zudem dürfte der starke Franken deutlicher negativ auf den ausgewiesenen Umsatz auswirken (Q1: -4,0%).

Für das zweite Halbjahr gehen dann allerdings viele wieder von einer positiven Volumenentwicklung aus, wie ja auch die Geschäftsleitung im Frühling angedeutet hatte. Laut Experten dürfte die stärkere Fokussierung auf Wachstumsmarken hier Früchte tragen, ebenso wie die nachlassende Inflation, verstärktes Marketing und eine tiefe Vergleichsbasis. Für Analysten wird darum der Ausblick auf das zweite Halbjahr zentral sein.

Dank der vorgenommenen Preiserhöhungen und weil die Inputkosten wieder etwas herunterkommen, gehen die Experten für 2023 von einer Verbesserung der Bruttogewinnmarge aus. Nestlé gab an, dass diese im ersten Halbjahr noch unter derjenigen des ersten Halbjahres 2022 (46,0%) liegen dürfte, aber über derjenigen des zweiten Halbjahres 2022 (44,4%). Auf diese Kennzahl fokussiert der Konzern bekanntlich bei seinem Sparprogramm.

Bis 2025 will er jährlich 1,2 Milliarden Franken einsparen, unter anderem durch den Verkauf nicht rentabler Geschäftsteile. Ein solcher ist beispielsweise das Allergiemittel Palforzia. Hierzu erhoffen sich die Analysten Neuigkeiten, nachdem ein Verkauf eigentlich bis Mitte Jahr hätte über die Bühne gehen sollen.

ZIELE: Nestlé erwartet für das Gesamtjahr 2023 ein organisches Umsatzwachstum zwischen 6 und 8 Prozent sowie eine bereinigte EBIT-Marge zwischen 17,0 und 17,5 Prozent (2022: 17,1%). Beim zugrunde liegenden Gewinn pro Aktie zu konstanten Wechselkursen erwartet das Management einen Anstieg zwischen 6 und 10 Prozent.

Bis 2025 wird ein anhaltendes organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich sowie die Rückkehr zu einer zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge zwischen 17,5 und 18,5 Prozent angepeilt. Das jährliche Wachstum des zugrunde liegenden Gewinns pro Aktie soll bei konstanten Wechselkursen zwischen 6 und 10 Prozent liegen.

PRO MEMORIA: - PERSONALIEN: Nestlé hat vor einem Monat einen Wechsel in der obersten Etage der Geschäftsleitung angekündigt. So übernimmt die Britin Anna Manz, derzeit noch Finanzchefin der Londoner Börse, die finanziellen Geschicke des Lebensmittelkonzerns von François-Xavier Roger, der von seinem Posten abtritt. Wann genau der Wechsel erfolgt, wurde bislang noch nicht bekannt, da Manz noch an ihren bisherigen Job gebunden ist. Nebst Manz übernimmt auch noch eine zweite Frau bei Nestlé demnächst eine hohe Führungsposition - womit die Geschäftsleitung des Konzerns deutlich weiblicher geprägt wird. Und zwar hat das Unternehmen per Anfang des kommenden Jahres Stephanie Pullings Hart zur operativen Chefin ernannt. Sie tritt die Nachfolge von Magdi Batato an, der in den Ruhestand tritt.

- M&A: Nestlé hat bekanntlich sein Erdnussallergiemittel Palforzia ins Schaufenster gestellt. Eigentlich hatte das Management einen Verkauf bis Mitte Jahr in Aussicht gestellt, darum ist es gut möglich, dass Nestlé zusammen mit den Halbjahreszahlen ein Update dazu gibt. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, wonach der Konzern mit dem auf Allergiemittel spezialisierten Schweizer Biopharma-Unternehmen Stallergenes als möglichen Käufer im Gespräch sei. Nestlé hatte die Firma Aimmune Thearpeutics, die Palforzia herstellt, 2020 für 2,6 Milliarden US-Dollar übernommen.

- RECHTSFÄLLE: Nachdem sich Nestlé nach einem Salmonellen-Vorfall, mit dem zwei Todesfälle in Verbindung gebracht werden, für die Schliessung seiner Buitoni-Fabrik in Frankreich per Ende Jahr entschieden hat, ist es dort zu einer Einigung mit den Mitarbeitenden gekommen. Die 125 Angestellten, die Geschäftsleitung und die Gewerkschaften der Fabrik in Caudry hätten einen Plan zur Sicherung der Jobs unterzeichnet, hiess es vergangene Woche in den Medien.

- AKTIENRÜCKKAUF: Nestlé hat Anfang 2022 ein neues Aktienrückkaufprogramm lanciert, bei dem bis spätestens Ende 2024 Aktien im Umfang von bis zu 20 Milliarden Franken zurückgekauft werden sollen. Stand Freitag wurden über das Programm bereits Aktien im Umfang von 13 Milliarden Franken zurückgekauft zu einem durchschnittlichen Preis von 114,30 Franken.

AKTIENKURS: Die Nestlé-Papiere haben im bisherigen Jahresverlauf um 2,2 Prozent abgegeben (Stand: Mittwochmittag). Währenddessen hat der SMI um 4,3 Prozent zugelegt.

AKTIENEINSTUFUNG: Gemäss AWP-Analyser bewerten Analysten den Titel folgendermassen:

www.nestle.com

sr/jl/tv