Basel (awp) - Der Pharmakonzern Novartis hat mit seinem Herzmittel Entresto einen entscheidenden Schritt nach vorne gemacht und kann auf einen Nachfrageschub hoffen. Kardiologen aus den USA und Europa legten am Freitag neue Richtlinien vor, die den Gebrauch des Mittel unterstützen. An der Börse kommen die Nachrichten gut an.

Nach Ansicht der Kardiologen sollte Entresto bei Patienten mit Herzinsuffizienz unter bestimmten Bedingungen zwei ältere Arzneitypen ersetzen, teilte Novartis am Wochenende mit. Ausserdem empfehlen die Experten das Amgen-Mittel Corlanor für bestimmte Patienten, die an Herzinsuffizienz leiden.

Bisher gab es solche Leitlinien nicht. Im Fall von Entresto könnte das ein Grund dafür sein, dass der Novartis-Hoffnungsträger die hohen Umsatzerwartungen bislang nicht erfüllt. Nach Angaben des Herstellers zögern in den USA viele Krankenversicherer, etablierte Therapien zugunsten neuer Behandlungen aufzugeben.

ENTRESTO-UMSÄTZE BISLANG EHER ENTTÄUSCHEND

Die Umsatzzahlen von Entresto waren zuletzt einer der Gründe gewesen, warum Analysten sich deutlich zurückhaltender über den Konzern geäussert hatten. Ihre Umsatzerwartungen hatte Entresto 2015 und auch im ersten Quartal 2016 verfehlt.

Mit der Empfehlung werde Entresto in den USA nun zur Standardtherapie bei Herzversagen mit verminderter Ejektionsfraktion (HFrEF), heisst es weiter. Zudem sollen Ärzte ihre HFrEF-Patienten mit leichten bis moderaten Symptomen auf Entresto umstellen.

Der Konzern geht davon aus, mit der Arznei in einigen Jahren Erlöse von fünf Milliarden Dollar jährlich erzielen zu können. Ein grossangelegtes Forschungsprogramm soll Entresto auf die Sprünge helfen. Mehr als 40 klinische Studien in über 50 Ländern sollen die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments untermauern.

ANALYSTEN REAGIEREN POSITIV

Erste Analystenkommentare fallen positiv aus. Michael Nawrath von der ZKB schreibt etwa, die Probleme mit Entresto schienen nahezu gelöst, "denn nach Aufnahme von Entresto in die Guidelines sowohl in den USA als auch in Europa werden die Verschreibungen empfohlen und der Switch hin zum massiv teureren Entresto kann einfach erfolgen", schreibt der Experte in einem ersten Kommentar. Allerdings sei nicht abzuschätzen, in welchem Ausmass der Umsatz von dem Mittel im laufenden Jahr nun doch noch anziehen könnte.

Für Jefferies-Analyst Jeffrey Holford sind die Richtlinien der Kardiologen in der EU und den USA nicht nur stärker, sondern mit Blick auf die USA auch früher als erwartet vorgelegt worden. Für ihn sei das ein signifikant positives Zeichen für das Mittel und den Pharmakonzern. In beiden Regionen entsprächen die Richtlinien einem "best case scenario", ergänzt der Experte. Allerdings sei es in seinen Augen wiederum noch zu früh, um über die Umsatzschätzungen für das Mittel nachzudenken.

Novartis-Aktien können sich am Montag gegen 9.50 Uhr in einem insgesamt etwas schwächeren Marktumfeld mit einem Kursplus von 1,7% auf 76,30 CHF gegen den Markt stemmen. Der SMI steht zeitgleich um 0,19% tiefer.

hr/cp