München (Reuters) - Der österreichisch-deutsche Chip- und Sensor-Konzern AMS-Osram will seine 800 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung noch in diesem Jahr bei Anlegern platzieren.

Die Vorbereitungen seien weit fortgeschritten, sagte Finanzvorstand Rainer Irle am Dienstag. Auch Anleihen über 800 Millionen Euro, der zweite große Teil des angekündigten Finanzierungskonzepts, sollten noch vor Jahresende begeben werden, teilte AMS-Osram bei der Vorlage der Quartalszahlen mit. Die AMS-Aktie gab in Zurich weitere vier Prozent nach, das Unternehmen wird an der Börse mit weniger als 900 Millionen Euro bewertet. Die fehlenden Details zu der Kapitalerhöhung lasteten auf der Aktie, schrieb Vontobel-Analyst Marc Diethelm.

Der neue Vorstandschef Aldo Kamper und Irle hatten im Sommer einen Befreiungsschlag angekündigt, um die Finanzierung von AMS-Osram auf solide Füße zu stellen. Die Kapitalerhöhung sei der nächste "wichtige Meilenstein", schrieben die Analysten von JP Morgan. Das Unternehmen aus Premstätten bei Graz ist wegen der Übernahme des Münchner Lichttechnik-Konzerns Osram hoch verschuldet.

Mit dem Verkauf der neuen LED-Fabrik im malaysischen Kulim und eines stillgelegten Werks an Investoren aus Asien hat das Unternehmen bereits 450 Millionen Euro eingenommen, das sind 150 Millionen mehr als erwartet. Die Fabrik in Kulim wird für zehn Jahre gemietet und dann zurückgekauft. Im nächsten Jahr müsse AMS-Osram damit nur noch 150 Millionen Euro refinanzieren, wenn die neuen Aktien und Anleihen wie erwartet untergebracht werden können. Zudem stehen Bereiche mit einem Umsatz von 300 bis 400 Millionen Euro zum Verkauf, vor allem aus der Konsumelektronik. Als erstes könnte das Geschäft mit passiven optischen Bauteilen - etwa Linsen für Smartphones - abgegeben werden, sagte Kamper.

Zugleich lahmt das Geschäft. Kamper nannte das dritte Quartal solide, AMS-Osram sei aber "weit davon entfernt", wo es hinwolle. Der Umsatz lag mit 904 Millionen Euro 25 Prozent unter Vorjahr, aber in der oberen Hälfte der prognostizierten 840 bis 940 Millionen Euro. Am besten lief es im Chip-Geschäft mit der Autoindustrie. Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) lag mit 7,9 (Vorjahr: 7,5) Prozent am oberen Ende der eigenen Erwartungen. Unter dem Strich schrieb AMS-Osram mit minus 55 (minus 370) Millionen Euro aber erneut rote Zahlen.

Für das vierte Quartal erwartet der Vorstand stabile Umsätze von 850 bis 950 Millionen Euro bei einer Ebit-Marge von fünf bis acht Prozent. 2024 werde das Geschäft erst im zweiten Halbjahr anziehen. Bis dahin schlage sich die anhaltende Schwäche des Industriegeschäfts in den Zahlen nieder.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)