Zürich (awp) - Nach der gescheiterten Übernahme von UPC will Sunrise-Chef André Krause kräftig in die Netze investieren. "Wir wollen 60 Prozent der Bevölkerung mit Glasfasern erreichen, heute sind wir bei 35 Prozent", sagt er im Interview mit der "NZZ am Sonntag".

Bisher mietet Sunrise die Netze der städtischen Netzwerke. Nun will die Telekomfirma zusammen mit Investoren selber Glasfasern verlegen. "Um 60 Prozent der Bevölkerung mit Glasfasern zu erschliessen, schauen wir nun, mit welchen Partnern wir das Netz bis 2025 selber erweitern können", so Krause.

In der Vergangenheit sei es der Swisscom zugefallen, das Glasfasernetz auszubauen. Sie sei die Einzige gewesen , die über das notwendige Kapital verfügt habe. "Die tiefen Zinsen haben viele Investoren auf den Plan gerufen, die in Infrastruktur investieren wollen. Auch als kleinerer Akteur haben wir Zugang zu diesem Kapital. Das heisst, auch wir können jetzt unsere eigene Infrastruktur aufbauen", so Krause.

Das sei wichtig, denn die Schweiz sei punkto Glasfaserabdeckung von der europäischen Spitzengruppe in den hinteren Teil des Mittelfelds abgerutscht. "Der Glasfaserausbau hatte für die Swisscom in den letzten Jahren keine grosse Priorität mehr.

Engpässe behoben

Als die Schweiz Mitte März auf Heimarbeit umgestellt hat, ist es laut Krause zeitweise Engpässe im Netz. So sei es ab dem 16. März bei der Sprachtelefonie zu mehr als einer Verdoppelung gekommen.

"An einigen Tagen kam es zu Problemen auf den Netzen, und zwar vor allem bei der Schnittstelle zum Telefonnetz der Swisscom", erklärte Krause. Aber mittlerweile seien dort die Kapazitäten erweitert worden, und auch das extreme Gesprächsvolumen habe abgeflacht.

Auch bei der neuen Mobilfunkgeneration 5G soll der Ausbau weitergehen, dort kämpft Sunrise jedoch mit vielen Einsprachen gegen neue Antennen. "Es ist harzig", räumt Krause ein. Er sei nicht glücklich darüber, dass die Politik es versäumt habe, die richtigen Weichen zu stellen.

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