Berlin (Reuters) - Wechsel an der Spitze von Audi: Der Volkswagen-Chefstratege Gernot Döllner soll den Ingolstädter Autobauer wieder auf Kurs bringen. Der promovierte Maschinenbauer löse Markus Duesmann an der Spitze der VW-Tochter und im Konzernvorstand zum 1. September ab, teilte Audi am Donnerstag nach einer Sondersitzung des Aufsichtsgremiums mit. Döllner sei jetzt die richtige Person, um die Produktstrategie und die Aufstellung in wichtigen Märkten für Audi weiter zu schärfen, erklärte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch.

Audi will in den kommenden zwei Jahren mehr als 20 neue Autos auf den Markt bringen, etwa die Hälfte davon sollen reine Elektrofahrzeuge sein. "Döllner kennen wir als vielseitigen Manager, der unterschiedliche Projekte im Volkswagen-Konzern erfolgreich gemeistert hat", erklärten die Vertreter der VW-Eigentümerfamilien, Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech. "Wir sind überzeugt, dass er als Teamplayer die Produktstrategie von Audi mit hohem Tempo umsetzen wird."

Eine mit dem Vorgang vertraute Person nannte als einen Grund für die Ablöse von Duesmann die Vertriebsschwäche bei Audi. Das Thema habe seit Ende vergangenen Jahres auf dem Tisch gelegen. "Es ist eher schlechter als besser geworden." Dazu komme, dass viele Menschen in Ingolstadt, auch auf hoher und höchster Managementebene, gesagt hätten, das funktioniere so alles nicht. "Am Ende war die Stimmung so schlecht wie zuletzt bei Diess."

Duesmann war wie der ehemalige VW-Chef von BMW zu Audi gekommen. Die Ingolstädter verfügen derzeit über eine im Vergleich zu BMW und Mercedes-Benz alte Modellflotte, neue Fahrzeuge waren in den vergangenen beiden Jahren weitgehend Fehlanzeige. Zudem kommt der Q6 e-tron - ein wichtiges Modell für Audi und erster Neuwagen in der Produktoffensive - wegen Problemen bei der Softwareentwicklung mit Verspätung auf den Markt. Entsprechend mager fiel zuletzt der Absatz aus: Zwar verkauften die Ingolstädter im ersten Quartal 44 Prozent mehr Elektroautos, doch bei BMW und Mercedes-Benz war der Anstieg jeweils mehr als doppelt so stark.

Vor allem auf dem wichtigsten Einzelmarkt China bekommt das Audi zu spüren: "Bei den Batterie-elektrischen Fahrzeugen haben wir heute noch nicht die für die chinesischen Bedürfnisse optimalen Fahrzeuge im Markt, deshalb sind die Verkaufszahlen bisher unter unseren Ansprüchen", räumte Duesmann zuletzt ein.

VW-Chef Oliver Blume hat Audi eine höhere Rendite verordnet. Die in "Progressive" umbenannte Premiumgruppe, zu der neben Audi die Luxusautobauer Bentley und Lamborghini sowie der Motorradhersteller Ducati gehören, soll eine Rendite von 14 Prozent einfahren. Bislang lag das Ziel bei neun bis elf Prozent. Konzernchef Blume, der in Personalunion auch Porsche führt, betonte, dass Einsparungen nicht im Vordergrund des Umbaus stünden, vielmehr werde die Effizienz gesteigert und Synergien zwischen den Marken besser genutzt werden. Ohne die Senkung der Arbeitskosten wird Volkswagen dabei allerdings nicht auskommen. Die Maßnahmen würden noch von den Marken erarbeitet.

(Bericht von Christina Amann; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

- von Christina Amann