Zürich (awp) - Das Schweizer Traditionsunternehmen Von Roll geht in neue Hände. Damit trennt sich auch die bekannte von Finck-Familie von einer weiteren grossen Beteiligung in der Schweiz.

Die deutsche von Finck-Unternehmerfamilie will ihre Aktien am Industriekonzern Von Roll an den deutschen Hersteller von Isolierstoffen für die Elektro- und Elektronikindustrie Elantas verkaufen, wie die Unternehmen am Freitag gemeinsam mitteilten. Elantas wiederum gehört vollständig zum Spezialchemiekonzern Altana. Hinter Altana wiederum steht mit der BMW-Erbin Susanne Klatten eine andere deutsche Familiendynastie.

Für die Aktien der Familie von Finck zahlt Elantas einen Kaufpreis von 0,86 Franken pro Stück. Den verbleibenden Aktionären soll ein Kaufangebot in gleicher Höhe unterbreitet werden. Von Roll-CEO Christian Hennerkes und Finanzchef Artur Lust haben sich bereits dazu verpflichtet, ihre Anteile von rund 1,7 Prozent zu verkaufen. Zudem hat sich auch der Verwaltungsrat für die Offerte ausgesprochen und empfiehlt den Aktionären darauf einzugehen.

Das Angebot von Elantas liegt rund 10 Prozent über dem letzten Schlusskurs der Papiere. In Folge legten die Von Roll-Aktien im Handel am (heutigen) Freitag auch entsprechend zu und notieren im frühen Handel nur leicht unter dem Kaufangebot.

Der Kauf soll voraussichtlich im November abgeschlossen werden. Im Anschluss sollen die Papiere von der Börse SIX dekotiert werden. Das Kaufangebot und der Aktienkaufvertrag unterliegen noch den üblichen Bedingungen und behördlichen Genehmigungen.

Familie von Finck veräussert weitere Beteiligung

Die Familie von Finck steigt damit nach mehr als 20 Jahren als Schlüsselaktionär bei Von Roll aus. Ursprünglich hatte der deutsche Investor und Milliardenerbe August von Finck junior die Beteiligung erworben. Ende 2021 ist dieser verstorben und seitdem halten seine Erben Francine von Finck, August François von Finck und Maximilian von Finck 73,2 Prozent der Aktien über die Clair AG. Zudem sind auch noch Luitpold von Finck (3,6%) und Maria-Theresia von Finck (4,1%) mit Minderheiten beteiligt, die jedoch laut einem Firmensprecher auch ihre Anteile verkaufen wollen.

"Nach einem mehr als 20-jährigen Engagement und der zuletzt erfolgreich abgeschlossenen Neuausrichtung der Unternehmensgruppe veräussert die Familie von Finck ihre Anteile von 80,9 Prozent im Sinne einer Nachfolge an den strategischen Investor Altana," äussert sich Roll-Verwaltungsratspräsident Peter Kalantzis zum Ausstieg der Familie.

"Mit der Zugehörigkeit zur Altana Gruppe eröffnen sich für die Von Roll Holding attraktive Möglichkeiten, die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der letzten Jahre weiter auszubauen," ordnet zudem Von Roll-Chef Hennerkes die Zukunftsperspektiven des Unternehmens ein.

Mit dem Verkauf der Beteiligung an Von Roll endet auch die letzte grössere Beteiligung der von Finck-Familie an kotierten Schweizer Firmen. Gemäss der aktuellen Meldung bedeutender Aktionäre der SIX Exchange Regulations sind keine meldepflichtigen Beteiligungen mehr für Familienmitglieder und die Clair AG aufgeführt.

Ursprünglich war Patriarch August von Finck junior auch an Alusuisse-Lonza, am Mischkonzern Oerlikon-Bührle und an der Warenprüf-Holding SGS beteiligt, diese Anteile wurden jedoch schon vor längerer Zeit verkauft oder stark reduziert. Zeitweise hielt er auch eine Mehrheit an der Hotel- und Gastronomiegruppe Mövenpick.

cg/kw