WIESBADEN (dpa-AFX) - Die deutsche Industrie hat im Juni beim Auftragseingang stark zugelegt. Die Bestellungen seien im Monatsvergleich um 4,1 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Damit fiel der Zuwachs etwa doppelt so stark aus wie Analysten im Schnitt erwartet hatten. Außerdem war der Dämpfer beim Auftragseingang im Mai nicht so stark wie bisher bekannt ausgefallen. Das Bundesamt revidierte den Rückgang auf nur noch 3,2 Prozent von zuvor 3,7 Prozent.

Im Juni haben vor allem Großaufträge zu dem deutlichen Anstieg beigetragen. Nach Berechnungen des Bundesamtes sei der Auftragseingang ohne Berücksichtigung von Großaufträgen deutlich schwächer gestiegen, nur um 1,7 Prozent.

Der Materialmangel, der die Geschäfte in der Industrie zuletzt belastet hatte, konnte "dem Auftragseingang im Juni nichts anhaben", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Weil die Produktion wegen fehlender Vorprodukte stockte, wurde in den vergangenen Monaten vielerorts weniger bestellt.

Gegenüber dem pandemiebedingt schwachen Vorjahresmonat stiegen die Aufträge im Juni um gut 26 Prozent. Der Auftragseingang hat den Corona-Einbruch bereits mehr als wettgemacht. "Im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Auftragseingang im Juni 2021 saison- und kalenderbereinigt 11,2 Prozent höher", hieß es in der Mitteilung.

Auch das erste Halbjahr hat die deutsche Industrie mit einem kräftigen Auftragsplus abgeschlossen. Der Wert der Bestellungen lag preisbereinigt (real) um 28,1 Prozent über dem von der Pandemie geprägten Vorjahreszeitraum, wie das Bundesamt errechnet hat.

"Die Auftragsbücher sind gut gefüllt", fasste Experte Gitzel die Daten zusammen. Seiner Einschätzung nach habe das verarbeitende Gewerbe für dieses Jahr bereits ausgesorgt.

Für die kommenden Monate erwartet Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank eine Seitwärtsbewegung bei den Auftragseingängen. Zwar werde die Industrie nach wie vor durch einen Materialmangel gebremst, sagte Solveen. Nach seiner Einschätzung hat die Produktion in den deutschen Industriebetrieben aber "gemessen an der Auftragslage weiter deutliches Aufwärtspotential"./jkr/eas