Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf eine weitere Zinspause beim Entscheid der US-Notenbank Fed am Mittwochabend hat die Börsen ins Plus gehievt.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Nachmittag jeweils 0,7 Prozent höher bei 14.912 und 4090 Punkten. Auch die wichtigsten US-Indizes lagen leicht im Plus.

Viele Investoren rechneten bei der am Abend (19.00 Uhr MEZ) anstehenden Entscheidung damit, dass die Notenbank Fed erneut eine Zinspause einlegen wird. Noch mehr im Rampenlicht stehen die Signale für den weiteren geldpolitischen Kurs. "Wie weit lässt die Notenbank für weitere Zinsschritte nach oben die eine Tür offen oder sehen Anleger sogar durch einen kleinen Spalt in der anderen Tür zu Zinssenkungen etwas Licht durchscheinen - alles ist möglich und so auch jedwede Bewegung an den Börsen", sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

NAHOST-KONFLIKT TREIBT DOLLAR UND ÖLPREISE

Dem Dollar könnte das Szenario von länger hochbleibenden Zinsen in Amerika wiederum weiteren Rückenwind liefern. Der Dollar-Index stand 0,2 Prozent im Plus bei 106,839 Punkten. Angesichts der geopolitischen Ungewissheit, die den Greenback ebenfalls stütze, könnte die Währung erneut die Anfang Oktober erreichten Jahreshöchststände testen, sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Broker ActivTrades. Der Euro verlor im Gegenzug 0,2 Prozent auf 1,0555 Dollar.

An den Rohstoffmärkten stiegen die Ölpreise aufgrund von Versorgungsängsten durch die Krise im Nahen Osten. Am Dienstag waren im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff auf ein dicht besiedeltes Flüchtlingslager nach palästinensischen Angaben mindestens 50 Menschen getötet worden. Israel erklärte, bei dem Angriff seien ein Hamas-Kommandeur und weitere Kämpfer ausgeschaltet worden. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 2,3 Prozent auf 86,95 Dollar je Fass, US-Leichtöl WTI um 2,4 Prozent auf 82,98 Dollar.

Die rote Laterne im Dax hielten mit einem Verlust von 2,4 Prozent die Aktien von BASF. Das Dividendenversprechen hatte die Anleger am Dienstag besänftigt und die Aktien um 4,5 Prozent angetrieben, obwohl der weltgrößte Chemiekonzern seine Investitionen wegen des mauen wirtschaftlichen Umfelds deutlich herunterfahren will.

Gefragt war dagegen die Aktie des britischen Einzelhändlers Next. Das Unternehmen glänzte mit der vierten Prognoseanhebung innerhalb von sechs Monaten. Die Papiere gewannen gut vier Prozent, der europäische Sektorindex legte 1,6 Prozent zu.

Die Stornierung von Windkraftprojekten in den USA brockte den Aktien von Orsted an der Börse Kopenhagen einen Absturz von 23,3 Prozent ein. Auch andere Unternehmen der Windkraftbranche leiden unter Lieferkettenproblemen und den durch die hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen in die Höhe getriebenen Kosten. Die Aktien der Turbinenbauer Vestas und Nordex verloren jeweils rund ein Prozent.

Anleger von Aston Martin machten nach einem herunterschraubten Volumenziel eine Vollbremsung. Die Aktien des Sportwagenherstellers stürzten in London um gut zehn Prozent ab und markierten mit 196,30 Pence ihren tiefsten Stand seit knapp neun Monaten. Aufgrund von Produktionsproblemen für seinen neuen Sportwagen DB12 kappte der Hersteller die Prognose für das jährliche Großhandelsvolumen auf 6700 Einheiten von zuvor 7000 Einheiten.

In den USA sorgte ein pessimistischer Ausblick für Kursverluste bei der Tinder-Muttergesellschaft Match. Die Aktie rutschte um knapp 17 Prozent ab. Gefragt waren dagegen AMD mit einem Plus von 4,8 Prozent. Der Umsatz des Chipherstellers war im dritten Quartal um vier Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag über den Markterwartungen und im oberen Drittel der selbst gesteckten Ziele.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)