Frankfurt (Reuters) - Eine deutlich rückläufige US-Inflation hat an den Börsen am Mittwoch für gute Stimmung gesorgt.

"Das ist der ersehnte Befreiungsschlag", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Anleger sahen sich in der Annahme bestätigt, dass das Ende der Zinserhöhungen näher rückt und griffen bei Aktien und Anleihen zu, während der US-Dollar nachgab.

Der Dax stand am Nachmittag rund ein Prozent höher bei 15.964 Punkten, der EuroStoxx50 rückte um 1,3 Prozent auf 4340 Zähler vor. Auch an den US-Märkten stiegen die Kurse vorbörslich. Die Inflationsrate in den USA ist wegen sinkender Energiepreise im Juni nur noch um 3,0 Prozent gestiegen. Das ist der kleinste Anstieg seit März 2021. "Jetzt dürfen die Börsianer hoffen, dass die Fed nur noch maximal einmal an der Zinsschraube dreht", sagte Altmann. Das nächste Zinstreffen der Fed findet nun am 25. und 26. Juli statt.

BEIGE BOOK WIRD AM ABEND VERÖFFENTLICHT

Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel in Reaktion auf die Daten um bis zu 0,6 Prozent auf 101,04 Stellen - den tiefsten Stand seit etwas mehr als zwei Monaten. Am Anleihemarkt sackte die Rendite der zahnjährigen US-Treasuries auf 3,895 von zuvor 3,942 Prozent ab. Neben den Inflationsdaten dürfte auch der am Abend (MESZ) anstehende Bericht zur Entwicklung der Konjunktur in den Fed-Bezirken für Gesprächsstoff sorgen, das sogenannte "Beige Book". Die konjunkturelle Lage ist entscheidend dafür, wie lange und wie stark die Zinsen in den USA noch steigen werden.

Auf der Unternehmensseite rückten die europäischen Online-Modehändler nach dem überraschenden Sprung in die Gewinnzone von About You in den Fokus. Zalando kletterten im Dax um mehr als zwölf Prozent, die britischen Firmen Asos und Boohoo legten 7,5 und 3,5 Prozent zu. About You verbuchten mit rund 36 Prozent auf 6,05 Euro einen Rekordkurssprung. Vor allem dank gesenkter Marketingausgaben machte das Unternehmen im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 einen operativen Gewinn von 4,2 Millionen Euro nach einem Verlust von 28,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Ebenfalls deutliche Kursgewinne erzielten die europäischen Chipwerte. Sie profitierten von einem positiven Analystenkommentar der US-Investmentbank Jefferies. Die Experten gehen davon aus, dass die Gewinne pro Aktie in dem Sektor in den nächsten zwei Jahren deutlich anziehen dürften. Jefferies setzte die Aktien von STMicroelectronics, Melexis und Infineon auf "Hold" von "Underperform". Die Titel legten zwischen 4,5 und 5,3 Prozent zu. Aixtron stiegen im MDax um 5,6 Prozent auf 29,88 Euro. Hier hatten die Analysten das Kursziel auf 45 (bisher: 40) Euro angehoben.

Der europäische Bankensektor lag 1,3 Prozent fester. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Bankenstatistik für das erste Quartal mitteilte, hat die Kapitaldecke der von der EZB kontrollierten Banken im Euroraum trotz anhaltender Konjunkturrisiken leicht zugelegt. Auf der Verkaufsliste standen dagegen die Titel der Deutschen Bank. Sie verloren gegen den Trend im Dax rund ein Prozent auf 9,38 Euro. Händler verwiesen auf eine negative Analystenbewertung.

(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)