FRANKFURT (Dow Jones)--Gut behauptet zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Freitagmittag. Vor dem US-Arbeitsmarktbericht gehen die Märkte in Deckung. Positiv für das Sentiment wird gewertet, dass China diverse Konjunkturmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Wiederbelebung des angeschlagenen Immobiliensektors angekündigt hat. Die Analysten der SocGen nennen dies die bisher bedeutsamsten Maßnahmen zur Konjunkturförderung. Dazu hat sich mit dem Caixin-PMI auch der wichtigste Einkaufsmanager-Index der dortigen Industrie mit 51,0 wieder in expansives Territorium vorgearbeitet.

Der DAX gibt um 0,1 Prozent nach auf 15.932 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt dank sehr fester Ölwerte um 0,2 Prozent zu auf 4.307 Punkte.


   US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag im Fokus 

Wichtigster Termin des Tages ist um 14.30 Uhr MESZ die Vorlage der US-Arbeitsmarktdaten für August. Zuletzt kündigte sich schon an, dass der US-Jobmotor etwas an Kraft verliert. Nachdem diverse US-Arbeitsmarktdaten wie die Jolts-, Challenger- und ADP-Reports bereits auf eine Abkühlungen hindeuteten, wird nun auch ein schwacher Monatsbericht erwartet. Das Enttäuschungspotenzial wäre damit bei stärker steigenden Beschäftigungszahlen hoch. Denn die Abkühlung gilt als Voraussetzung für die US-Notenbank, um die Zinserhöhungsrunde zu beenden.

Eine allmähliche Lockerung der angespannten Arbeitsmarktlage wäre für Stephen Innes von SPI-Assetmanagement ein gutes Zeichen für die Inflationsbekämpfung der US-Notenbank und damit auch für die Hoffnung der Anleger auf eine sanfte Landung.

ING-Währungsanalyst Chris Turner erwartet zwar auch eine Verlangsamung des Beschäftigungswachstums, jedoch dürfte die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent bleiben. Eine Arbeitslosenquote auf diesem niedrigen Niveau unterstütze den US-Konsum und halte die Aussicht auf eine weitere Zinserhöhung durch die Federal Reserve aufrecht.


   Aurubis knicken nach Prognosesenkung ein 

Aurubis brechen nach einer Prognosesenkung um 14 Prozent ein. Der Verlust durch Metall-Diebstahl ist so hoch, dass die Prognose gesenkt werden muss. Das Management scheine die Tragweite der Entwicklung erst langsam zu begreifen, heißt es im Handel. Denn während Aurubis schon Mitte Juni mitgeteilt habe, bestohlen worden zu sein, konnte die Schadenshöhe noch nicht beziffert werden. Bei den Quartalszahlen sei dann vor einem Monat noch der Ausblick bestätigt worden - der nun kassiert wurde.

Auch die Aktien von Großaktionär Salzgitter (-1,8%) leiden darunter. Wegen Aurubis muss auch der Stahlhersteller seine Prognose für das Geschäftsjahr 2023 aussetzen. Salzgitter ist mit knapp 30 Prozent an Aurubis beteiligt. Die Analysten der Citi erwarten, dass auch bei Salzgitter nun die Gewinnschätzungen fallen dürften.

Umgekehrt hebt Fielmann (+8%) die Prognosen an, nachdem die Optiker-Kette den Erwerb des US-Augenoptik-Unternehmens SVS Vision abgeschlossen hat. Dies wurde am 24. August mit den Halbjahreszahlen bereits in Aussicht gestellt. Im Gesamtjahr soll der operative Gewinn EBITDA nun um 18 Prozent auf rund 400 Millionen Euro steigen, also am oberen Ende der zuvor angepeilten Spanne zwischen 370 und 410 Millionen Euro (plus 9 bis 21 Prozent).


   Düstere Zukunft für VW - Extrem negative UBS-Analyse belastet 

Düster sieht es weiter bei den Autoherstellern aus: Der Sektor-Index in Europa stellt mit 1,8 Prozent Minus den größten Verlierer unter den Branchen.

Für die VW-Aktie geht es um 3,7 Prozent nach unten. Die UBS hat die Aktie auf "Sell" heruntergestuft. Die Analysten sehen VW als den Hauptverlierer der Expansion von Chinas Autoherstellern. VW habe den Vorteil des Pioniers am E-Automarkt aus der Hand gegeben und sei auf dem Weg von der ehemaligen Nummer Eins in China zu einem Nischenanbieter. Junge Konkurrenten wie BYD hätten einen Kostenvorteil von rund 25 Prozent. Der VW-Gewinn dürfte sich in den nächsten Jahren halbieren.

Dass der Wettbewerb bei Elektroautos härter wird, zeigt aktuell wieder Tesla: Das Unternehmen hat seine Preise für die Modelle Model S und Model X in China erneut gesenkt. Dies dürfte deutsche Hersteller noch weitere Marktanteile in China kosten.

Auch Renault fallen um 5,2 Prozent. Sie wurden ebenfalls von der UBS auf "Sell" gestuft. Porsche-Holding folgen als VW-Großaktionär mit einem Minus von 1,6 Prozent, die andere Porsche mit 2,5 Prozent.


  Hoffnung auf China treibt Öl-Aktien 

Gut sieht es hingegen beim Öl aus. Der Sektor der europäischen Ölwerte stellt mit 2,3 Prozent den Gewinner. Hier stützt zum einen der Preis für ein Barrel Brent, am Terminmarkt kostet er aktuell über 87 Dollar und handelt nur noch knapp unter Jahreshoch. Auch hier treibt der Caixin-Einkaufsmanagerindex aus China. Die Hoffnung auf ein Wiederanspringen der dortigen Konjunktur würde auch die Öl-Nachfrage treiben. Denn zu dem Anstieg des Hauptindex kehrten auch die Sub-Indizes für Auftragseingänge und Produktion im August in den expansiven Bereich zurück. BP legen um 2,5 Prozent zu, Totalenergies um 2 Prozent und Shell um 1,7 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.306,56        +0,2%        9,45         +13,5% 
Stoxx-50                3.978,48        +0,4%       15,09          +8,9% 
DAX                    15.931,60        -0,1%      -15,48         +14,4% 
MDAX                   27.791,29        -0,1%      -27,69         +10,6% 
TecDAX                  3.169,24        -0,2%       -7,82          +8,5% 
SDAX                   13.370,47        -0,2%      -28,33         +12,1% 
FTSE                    7.485,06        +0,6%       45,93          -0,2% 
CAC                     7.327,87        +0,2%       11,17         +13,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,48                    +0,02          -0,09 
US-Zehnjahresrendite        4,11                    +0,00          +0,23 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Fr, 8:39  Do, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0844        +0,0%      1,0836         1,0847   +1,3% 
EUR/JPY                   157,69        -0,1%      157,74         157,98  +12,4% 
EUR/CHF                   0,9572        -0,1%      0,9572         0,9592   -3,3% 
EUR/GBP                   0,8555        -0,0%      0,8568         0,8560   -3,3% 
USD/JPY                   145,41        -0,1%      145,57         145,65  +10,9% 
GBP/USD                   1,2676        +0,0%      1,2648         1,2670   +4,8% 
USD/CNH (Offshore)        7,2586        -0,2%      7,2677         7,2805   +4,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                25.993,61        -0,0%   25.978,75      27.148,55  +56,6% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  84,73        83,63       +1,3%          +1,10   +8,2% 
Brent/ICE                  87,87        86,83       +1,2%          +1,04   +7,0% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                  35,10        35,03       +0,2%          +0,07  -56,0% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.944,79     1.940,21       +0,2%          +4,58   +6,6% 
Silber (Spot)              24,64        24,43       +0,9%          +0,22   +2,8% 
Platin (Spot)             980,68       972,38       +0,9%          +8,30   -8,2% 
Kupfer-Future               3,85         3,79       +1,5%          +0,06   +0,8% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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September 01, 2023 07:05 ET (11:05 GMT)