FRANKFURT (Dow Jones)--Mit leichtem Minus zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Freitagnachmittag. Von dem mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht haben die Märkte nicht die "bequemen" Signale bekommen, die man sich erwünscht hatte. Entsprechend wird noch um die beste Interpretation gefeilscht. Tendenziell überwiegt eine positive Bewertung, an den Anleihemärkten war davon aber schon viel eingepreist. Entsprechend kommt es zu Gewinnmitnahmen.

Stützend wirkt, dass China diverse Konjunkturmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Wiederbelebung des angeschlagenen Immobiliensektors angekündigt hat. Die Analysten der SocGen nennen dies die bisher bedeutsamsten Maßnahmen zur Konjunkturförderung. Dazu hat sich mit dem Caixin-PMI auch der wichtigste Einkaufsmanager-Index der dortigen Industrie mit 51,0 wieder in expansives Territorium vorgearbeitet.

Der DAX gibt um 0,6 Prozent nach auf 15.859 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zeigt sich dank sehr fester Ölwerte knapp behauptet bei 4.289 Punkten.


   US-Arbeitsmarktdaten sprechen zumindest für Zinspause 

Die Daten zum US-Arbeitsmarkt im August sind etwas komplizierter in der Interpretation. Denn mit 187.000 neuen Stellen wurden mehr Jobs als erwartet geschaffen; sie lagen auf dem vorläufig gemeldeten Vormonatsniveau. Jedoch wurde der Vormonat herabrevidiert und die Arbeitslosenquote stieg auf 3,8 Prozent.

Dies seien aber mögliche "Goldilocks-Signale", meint Chef-Volkswirt Johannes Mayr vom Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz: "Die Daten sprechen für eine abwartende Haltung der Fed in den kommenden Monaten." Denn Entlastung sei vor allem von der Angebotsseite gekommen. Zwar stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften, aber auch setzte sich der Anstieg der Erwerbsquote und der Arbeitszeit fort.

Dazu legten die Stundenlöhne nur um 0,2 Prozent zum Vormonat zu und lagen damit 4,3 Prozent über Vorjahr - und damit unter der Kerninflation. "Das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale ist weiter gesunken", unterstreicht Mayr. Einer Zinspause der Fed stünden die Daten daher nicht entgegen.


   Aurubis streicht Prognose wegen Diebstahls 

Aurubis brechen um 11 Prozent ein. Der Verlust durch Metall-Diebstahl ist so hoch, dass die Prognose ausgesetzt werden muss. Das Management scheine die Tragweite der Entwicklung erst langsam zu begreifen, heißt es im Handel. Denn während Aurubis schon Mitte Juni mitgeteilt habe, bestohlen worden zu sein, konnte die Schadenshöhe noch nicht beziffert werden. Bei den Quartalszahlen sei dann vor einem Monat noch der Ausblick bestätigt worden - der nun kassiert wurde.

Die Aktien von Großaktionär Salzgitter erholen sich nach kräftigen Verlusten auf plus 0,9 Prozent. Wegen Aurubis muss auch der Stahlhersteller seine Prognose für das Geschäftsjahr 2023 aussetzen. Salzgitter ist mit knapp 30 Prozent an Aurubis beteiligt. Die Analysten der Citi erwarten, dass auch bei Salzgitter nun die Gewinnschätzungen fallen dürften.

Umgekehrt hebt Fielmann (+8,4%) die Prognosen an, nachdem die Optiker-Kette den Erwerb des US-Augenoptik-Unternehmens SVS Vision abgeschlossen hat. Dies wurde am 24. August mit den Halbjahreszahlen bereits in Aussicht gestellt. Im Gesamtjahr soll der operative Gewinn EBITDA nun um 18 Prozent auf rund 400 Millionen Euro steigen; er läge damit am oberen Ende der zuvor angepeilten Spanne.


   Düstere Zukunft für VW - Extrem negative UBS-Analyse belastet 

Düster sieht es weiter bei den Autoherstellern aus: Der Sektor-Index in Europa stellt mit 1,9 Prozent Minus den mit Abstand größten Verlierer unter den Branchen. Hier belastet das Kursminus von 3,9 Prozent bei VW. Die UBS hat die Aktie auf "Sell" heruntergestuft und sieht VW als den Hauptverlierer der Expansion von Chinas Autoherstellern.

VW habe den Vorteil des Pioniers am E-Automarkt aus der Hand gegeben und sei auf dem Weg von der ehemaligen Nummer Eins in China zu einem Nischenanbieter. Junge Konkurrenten wie BYD hätten einen Kostenvorteil von rund 25 Prozent. Der VW-Gewinn dürfte sich in den nächsten Jahren halbieren.

Dass der Wettbewerb bei Elektroautos härter wird, zeigt aktuell wieder Tesla: Das Unternehmen hat seine Preise für die Modelle Model S und Model X in China erneut gesenkt. Dies dürfte deutsche Hersteller noch weitere Marktanteile in China kosten.

Auch Renault fallen um 4,6 Prozent. Sie wurden ebenfalls von der UBS auf "Sell" gestuft. Porsche-Holding folgen als VW-Großaktionär mit einem Minus von 2 Prozent, die andere Porsche mit 2,8 Prozent. Auch die Stimmung bei BMW und Mercedes leidet unter den negativen Aussichten; ihre Aktien fallen um 2,6 und 2,2 Prozent.


   Hoffnung auf China treibt Öl-Aktien 

Gut sieht es hingegen beim Öl aus. Der Sektor der europäischen Ölwerte stellt mit 2 Prozent den Gewinner. Hier stützt zum einen der Preis für ein Barrel Brent, am Terminmarkt kostet er aktuell über 88 Dollar und handelt damit am Jahreshoch. Auch hier treibt der Caixin-Einkaufsmanagerindex aus China, denn ein Wiederanspringen der dortigen Konjunktur würde auch die Öl-Nachfrage treiben. Zusätzlich zu dem Anstieg des Hauptindex kehrten auch die Sub-Indizes für Auftragseingänge und Produktion im August in den expansiven Bereich zurück. BP legen um 2,6 Prozent zu, Totalenergies um 2 Prozent und Shell um 1,6 Prozent.


=== 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.288,93        -0,2%       -8,18         +13,1% 
Stoxx-50                3.967,48        +0,1%        4,09          +8,6% 
DAX                    15.859,25        -0,6%      -87,83         +13,9% 
MDAX                   27.804,18        -0,1%      -14,80         +10,7% 
TecDAX                  3.163,00        -0,4%      -14,06          +8,3% 
SDAX                   13.353,37        -0,3%      -45,43         +12,0% 
FTSE                    7.468,34        +0,4%       29,21          -0,2% 
CAC                     7.308,01        -0,1%       -8,69         +12,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,52                    +0,06          -0,05 
US-Zehnjahresrendite        4,16                    +0,05          +0,28 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Fr, 8:39  Do, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0852        +0,1%      1,0836         1,0847   +1,4% 
EUR/JPY                   157,69        -0,1%      157,74         157,98  +12,4% 
EUR/CHF                   0,9576        -0,0%      0,9572         0,9592   -3,3% 
EUR/GBP                   0,8568        +0,1%      0,8568         0,8560   -3,2% 
USD/JPY                   145,30        -0,2%      145,57         145,65  +10,8% 
GBP/USD                   1,2669        -0,0%      1,2648         1,2670   +4,7% 
USD/CNH (Offshore)        7,2594        -0,2%      7,2677         7,2805   +4,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                25.927,15        -0,3%   25.978,75      27.148,55  +56,2% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  84,93        83,63       +1,6%          +1,30   +8,4% 
Brent/ICE                  87,93        86,83       +1,3%          +1,10   +7,1% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                  35,53        35,03       +1,4%          +0,50  -56,0% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.943,51     1.940,21       +0,2%          +3,30   +6,6% 
Silber (Spot)              24,49        24,43       +0,3%          +0,07   +2,2% 
Platin (Spot)             977,40       972,38       +0,5%          +5,03   -8,5% 
Kupfer-Future               3,87         3,79       +2,0%          +0,08   +1,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

September 01, 2023 09:49 ET (13:49 GMT)