Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt sorgen die altbekannten Belastungsfaktoren für Kursverluste. Zins- und Konjunktursorgen sind zurück im Fokus der Anleger. Für den SMI zeichnet sich nach der starken Vorwoche den auch nur eine nahezu unveränderte Wochenbilanz ab. Die Börse habe einen Gang runter geschaltet, heisst es in einem Kommentar. Die Bilanzsaison, die in dieser Woche noch einmal verstärkt für Gesprächsstoff sorgte, hat Licht und Schatten geliefert.

Es war am Vortag aber vor allem Fed-Chef Jerome Powell, der Investoren mit einer "faustdicken Überraschung" aus der Balance brachte. "Er wies darauf hin, dass das Zinsanhebungsende noch nicht in Sicht ist und es durchaus noch zu weiteren Zinsanhebungen kommen kann, falls diese notwendig werden sollten", fasst ein Händler zusammen. Genau damit hätten die meisten Investoren nicht gerechnet und deshalb die Anleihemärkte unter Druck gesetzt und die Renditen in die Höhen getrieben. Grundsätzlich seien diese Aussagen allerdings nicht signifikant neu. "Es ist mal wieder festzuhalten, dass man Investoren wie Kindern Dinge eben zwei Mal sagen muss, bis sie sie ihren Inhalt und die Konsequenzen verstehen", sagt ein weiterer Börsianer. Hinzu kam, dass eine Anleiheauktion in den USA so wenig Nachfrage erfuhr wie lange nicht.

Der Leitindex SMI gibt gegen 11.10 Uhr um 0,56 Prozent nach auf 10'585,35 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die Gewichtungen stärker gekappt sind, verliert 0,95 Prozent auf 1662,24 und der breite SPI 0,56 Prozent auf 13'892,87 Zähler. Von den 30 Blue Chips geben 22 nach und acht legen zu.

Ganz oben auf den Verkaufslisten stehen die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont (-6,4%). Die Umsatzentwicklung in den ersten sechs Monaten wird mehrheitlich als etwas enttäuschend beurteilt. Der Luxusgüterhersteller schrammt in der ersten Jahreshälfte sogar an den pessimistischsten Einzelschätzungen knapp vorbei.

Im Kielwasser dieser enttäuscht aufgenommenen Zahlen fallen auch die Aktien vom Branchenkollegen Swatch um deutliche 5,1 Prozent zurück.

Die weiteren grösseren Verlierer wie der Vakuumventil-Hersteller VAT, der Pharmazulieferer Lonza, der Hörsystem-Spezialist Straumann oder auch der Industriekonzern ABB gehören mit Kursverlusten zwischen 2,9 und 1,5 Prozent zu jenen Werten, bei denen Investoren angesichts des bislang guten Laufs in dieser Woche Gewinne mitnehmen.

Insgesamt etwas schwächer tendieren auch Finanzwerte. Hier führen UBS (-1,3%) die Gruppe an. Partners Group, Julius Bär, Swiss Re und Swiss Life folgen mit Abgaben von bis zu 0,3 Prozent. Lediglich Zurich (+0,5%) können sich dem Gruppendruck entziehen.

Während in dieser Woche noch insgesamt vier Blue Chips Zahlen vorgelegt haben, ebbt die Berichtssaison nun merklich ab. Aus der ersten Börsen-Liga melden sich in der kommenden Woche nur noch Alcon (-1,1%) zu Wort.

Dass der SMI nicht noch tiefer im Minus notiert, verdankt er einmal mehr seiner defensiven Ausrichtung. Kursgewinne von jeweils 0,2 Prozent bei den Schwergewichten Novartis, den Roche Bons und Inhabern sowie Nestlé sichern den Markt nach unten ab.

Aber auch Givaudan (+1,1%) als defensiver Vertreter sind gesucht. Das grösste Plus entfällt derweil auf Sandoz, die um 2,1 Prozent zulegen.

Holcim-Aktien (-0,1%) bewegen sich hingegen knapp unter Vortagesschluss. Berenberg verhindert hier grössere Abgaben mit einer Hochstufung auf "Neutral". Er habe das Unternehmen unterschätzt und die Ergebnisse seien besser ausgefallen als seine Erwartungen, so der zuständige Analyst.

Derweil geben in den hinteren Reihen Werte wie Vontobel, Kudelski und Adecco nach Analystenkommentaren zum Teil deutlich nach, wie Kursverluste von bis zu 3,3 Prozent zeigen.

Derweil ziehen Biotech-Werte wie Addex, Kuros oder Molecular Partners um teilweise deutliche 9,5 Prozent an.

hr/tv