Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt legt am Freitagvormittag kräftig zu und steigt auf den höchsten Stand seit Mitte Juni. Grund dafür sind vor allem Ergebnisse, die im Markt sehr gut ankommen und Kursgewinne der zuletzt geschmähten defensiven Schwergewichte, wie Händler sagen. Dazu kämen positive Vorgaben aus den USA, wo gute Konjunkturzahlen den Zinssenkungshoffnungen kaum Abbruch getan hätten.

Ob die Gewinne im Verlauf gehalten werden können, werde sich noch zeigen, heisst es weiter. Dies könnte auch davon abhängen, wie der PCE-Preisindex, der von der US-Notenbank Fed besonders beachtet wird, ausfallen wird. Am Vortag hatten die Daten ein stabiles Wirtschaftswachstum bei nachlassendem Inflationsdruck signalisiert - aus Sicht von Börsianern eine ideale Kombination. Damit hofften die Marktteilnehmer weiterhin auf ein erste Zinssenkung im Frühling. Das Fed veröffentlicht kommende Woche die Zinsentscheidung.

Der SMI steigt bis um 11.15 Uhr um 1,52 Prozent auf 11'379,54 Punkte - der höchste Stand seit rund einem halben Jahr. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt 1,79 Prozent zu auf 1811,94 und der breite SPI um 1,44 Prozent auf 14'814,88 Zähler. 28 der 30 SLI-Werte ziehen an und zwei geben nach.

Im Fokus stehen die beiden Bluechips Lonza (+13,4%) und SGS (+8,5%), die beide Ergebnisse vorgelegt haben. Zudem kommt es bei beiden Konzernen zu einem Führungswechsel.

Der Pharmazulieferer Lonza hat nicht nur beim Umsatz sondern auch beim Kern-EBITDA klar besser als erwartet abgeschnitten. Gleichzeitig bekräftigt das Unternehmen sowohl die Finanzziele für dieses Jahr als auch die Mittelfristziele. Auch der überraschende Abgang des Verwaltungsratspräsidenten Albert Baehny wird von Analysten wohlwollend aufgenommen. Dies sei die grösste Überraschung gewesen, heisst es. Darauf sei es auch zu massiven Eindeckungen gekommen. "Lonza war wie eine Feder. Zusammengedrückt von einer negativen Stimmung. Und nun hat sich diese Spannung wuchtig entladen", sagt ein Händler.

Ähnlich sehe es bei SGS aus. Auch der Titel des Inspektionskonzern habe nur die Richtung nach unten gekannt. Doch nun hätten Zahlen und das Beschleunigungsprogramm wie ein Befreiungsschlag gewirkt und der Aktie zu einer massiven Gegenbewegung verholfen. Hinzu komme die überraschende Wachablösung: Finanzchefin Picaud übernimmt die Geschäftsführung. "Wir kaufen halt die Zukunft, vor allem nach der seit einiger Zeit schwachen Entwicklung", meint ein Händler.

Einen kräftigen Kursanstieg gibt es auch bei Richemont (+5,0%), dies dank des guten Ergebnisses des Branchenprimus LVMH. In dessen Sog gewinnen auch Swatch (+2,7%) hinzu. "Das zeigt halt: der Luxusgütermarkt ist resilienter als gedacht", sagt ein Händler.

Massgeblich zum Indexanstieg tragen zudem Nestlé-Aktien bei. Der schwerste Schweizer Titel gewinnt 2,2 Prozent. "Das am Vortag markierte Mehrjahrestief wurde wohl als günstige Gelegenheit interpretiert", sagt ein Händler.

Auch Sika (+1,2%) und Geberit (+1,1%), 2024 bisher verschmähte Werte, legen kräftig zu.

Ähnliches gilt auch für Julius Bär (+3,3%), wenn auch aus anderen Gründen. Hier dürfte nach dem starken Kursrückgang vor allem die Citigroup kursunterstützend wirken, heisst es. Citi hat für Bär und auch für EFG (+4,8%) die Empfehlung angehoben.

Roche (GS: +2,4%) gewinnen dank einer positiven Nachricht über das Augenheilmittel Vabysmo. Dagegen zählen Novartis (+0,1%) zu den Schlusslichtern bei den Bluechips.

Schwächer sind die Technologiewerte VAT (-0,4%), ABB (-0,1%), AMS Osram (-0,6%), Comet (-0,1%) und Inficon (-0,2%). Sie litten zunächst unter der enttäuschenden Prognose des Chipkonzerns Intel, holen die Einbussen im Verlauf aber fast auf.

Auf den hinteren Rängen legen Tecan (+3,4%) im Sog der guten Zahlen des deutschen Mitbewerbers Sartorius klar zu. Meyer Burger (+2,6%) und Idorsia (+3,2%) steigen laut Händlern dank Deckungskäufen.

pre/tv