Zürich (awp) - Die Schweizer Börse zeigt sich zum Wochenschluss in starker Verfassung. Nach einem verhaltenen Start hat der Leitindex SMI dabei unter Führung der drei Schwergewichte zunehmend Fahrt gewonnen. Positive Vorgaben aus den USA und Asien sowie verfallsbedingte Transaktionen sorgten für gute Stimmung und lösten steigende Kurse aus, sagt ein Händler. Dabei seien die Aktivitäten nicht zuletzt wegen des grossen Eurex-Verfalls recht gut. Am Hexensabbat, wie der grosse quartalsweise Verfall von Optionen und Futures auf Aktien und Indizes an der Eurex auch genannt wird, sind die Umsätze in der Regel überdurchschnittlich gross und die Kursausschläge heftig. Vor allem bei Einzelwerten, deren Gewichtung sich in einem der grösseren Indizes ändere oder auf die es viele Derivate gebe, könne viel passieren, sagt ein Händler.

Zudem gebe es nach den Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Bank of Japan, die wie erwartet ausgefallen seien, wieder mehr Klarheit, sagt ein Händler. Zwar haben EZB und Fed weitere Zinsschritte signalisiert und mancher Marktteilnehmer müsse nun wohl die Zinserwartungen überdenken. Aber der Zinsgipfel könne nicht mehr weit sein. Dafür sprächen die sich verdüsternde Konjunktur und auch vereinzelte Prognoseänderungen von Unternehmen. Daher blieben Konjunkturzahlen im Fokus. Positiv ist, dass die Inflation in der Eurozone im Mai nachgegeben hat. Am Nachmittag könnte der Konsumentenvertrauensindex der Uni Michigan für Impulse sorgen.

Der SMI notiert steigt bis um 11.15 Uhr um 0,64 Prozent auf 11'374,97 Punkte. Damit steuert der Leitindex auf ein Wochenplus von rund einem Prozent zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,45 Prozent auf 1778,58 und der breite SPI 0,60 Prozent auf 15'007,71 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legen 20 zu und acht geben nach. Zwei (Lindt&Sprüngli und Straumann) sind stabil.

Als stärkste Stütze erweisen sich die Marktschwergewichte Roche (+1,3%), Novartis (+0,8%) und Nestlé (+0,4%), die zusammen für rund zwei Drittel des SMI-Anstiegs verantwortlich sind. Den prozentual stärksten Gewinn verbuchen die Aktien von Richemont (+1,8%), was weitere zehn Punkte ausmacht. "Das ist zu einem guten Teil dem Verfall geschuldet", sagt ein Händler.

Bei Roche kommt zudem eine positive "Apotheker-Meldung" hinzu. Die US-Zulassungsbehörde hat das Krebsmittel Columvi des Basler Pharmariesen zugelassen. Anfang Januar hatte die US-Behörde bereits ein vorrangiges Prüfverfahren (Priority Review) für das Mittel bewilligt.

Ebenfalls weit oben in der Kurstabelle stehen mit Alcon (+1,3%), Lonza (+1,0%) und Sonova (+0,6%) sowie Swisscom (+0,5%) weitere defensive Werte.

Im Sog von Richemont gewinnen auch Swatch (+0,5%) an Wert. Aber auch der Asset Manager Partners Group (+0,7%) und die zyklischen Adecco, SGS und Schindler (je +0,3%) legen zu. SMI-Aufsteiger Kühne + Nagel rückt um weitere 0,5 Prozent vor.

Dagegen geben die Technologiewerte Temenos (-1,1%) und VAT (-1,1%) weiter nach. Während bei Temenos die spekulativen Käufe nachgelassen hätten, litten VAT weiter unter Gewinnmitnahmen. Diese begannen laut Händlern am Vortag, als das Technologieunternehmen wegen der Flaute im Chip-Geschäft die Einführung von Kurzarbeit in den beiden Werken im Rheintal angekündigt hatte. Auch die baunahen Holcim und Geberit (je -0,6%) geben nach.

Am breiten Markt legen Klingelnberg (+6,2%) deutlich zu. Der Maschinenbauer hat im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende März) sowohl beim Umsatz als auch bei den Auftragseingängen neue Höchstwerte erzielt.

Dagegen büssen Interroll 11 Prozent ein. Das Unternehmen hat eine Gewinnwarnung abgesetzt. SoftwareOne verlieren gut 1 Prozent auf 17,80 Franken. Der Anteil des Softwarehauses hatte am Vortag fast 20 Prozent auf 18 Franken gewonnen. Bain Capital und die Gründungsaktionäre wollen SoftwareOne für 18,50 Franken je Aktie übernehmen.

pre/tv