Zürich (awp) - Investoren am Schweizer Aktienmarkt können sich zum Wochenstart nicht recht für eine klare Richtung entscheiden. Nach einem zunächst leicht freundlichen Start ist der Leitindex SMI im weiteren Verlauf kurzzeitig ins Minus gedreht und pendelt seither in einer engen Spanne um den Schlusskurs vom Freitag. Händler hatten bereits im Vorfeld vor einem wenig spektakulären Verlauf gewarnt, da mit der Wall Street ein wichtiger Impulsgeber ausfällt. Wegen des Martin-Luther-King-Feiertages bleibt der US-Markt geschlossen.

Während die Nachricht, dass sich die Spitzen des US-Kongresses auf eine weitere Zwischenfinanzierung des Haushalts geeinigt haben, als stützend gesehen wird, sorgen die jüngsten Konjunkturdaten aus Deutschland für lange Gesichter. Einer ersten Schätzung zufolge schrumpft die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2023 um 0,3 Prozent. "Diese Zahl tut weh", heisst es in einer ersten Bewertung der VP Bank. Denn vor allem der Blick auf das internationale Umfeld zeige, dass es durchaus besser gehe. Ansonsten werde nun die anziehende Berichtssaison immer stärker in den Mittelpunkt rücken, sind sich Marktakteure einig. Dabei werde der Fokus vor allem auf dem Ausblick liegen.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,05 Prozent hinzu auf 11'231,52 Punkte. Die bisherige Handelsspanne liegt bei knapp 50 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI tritt auf der Stelle bei 1772,73 Zählern und der breite SPI gibt um minimale 0,03 Prozent nach auf 14'626,95 Zähler. Von den 30 SLI-Werten geben 15 nach, 12 legen zu und drei sind unverändert.

Zu den grösseren Gewinnern zählen mit Swatch (+1,4%) Aktien, die im bisherigen Jahresverlauf zu den grössten Verlierern unter den SLI-Blue-Chips gehört haben. Konkurrent Richemont (+0,1%) hinkt dem Konkurrenten etwas hinterher. Nachdem vorsichtige Analystenkommentare in den vergangenen Wochen immer wieder die Branche belastet hatten, waren es zum Ende der vergangenen Woche besorgt aufgenommene Zahlen von Burberry, die für branchenweite Abgaben sorgten. Entsprechend nervös warten Investoren nun auf die anstehenden Quartalszahlen (Q3) von Richemont an Donnerstag. Für Swatch erwarten Analysten, dass diese dann nächste Woche folgen könnten.

Gefragt sind auch die verschiedenen Versicherungspapiere. So verteuern sich Swiss Life, Swiss Re und Zurich um bis zu 1,0 Prozent. Auch europaweit sind Versicherungstitel unter den grössten Gewinnern zu finden.

Gestützt wird der Gesamtmarkt zudem von den beiden Schwergewichten Nestlé (+0,5%) und Novartis (+0,3%). Mit Givaudan (+0,3%) und Swisscom (+0,1%) sind noch weitere eher defensive Werte auf den Einkaufslisten zu finden.

Schwergewicht Nummer drei, Roche (GS -0,4%) kann unterdessen nicht Schritt halten und gibt nach. Andere Vertreter der Gesundheitsbranche wie Straumann, Sonova, Alcon, Sandoz und Lonza sind mit Abgaben zwischen 1,1 und 0,1 Prozent ebenfalls im Verliererfeld zu finden.

Noch etwas deutlicher fallen nur die VAT-Aktien, die um 1,2 Prozent nachgeben. Die Titel kommen wegen der RBC unter Druck. Eine Abstufung zusammen mit vorsichtigen Aussagen auf 2024 sorgt für Zurückhaltung. Auch für ABB (-0,1%) senken die Experten das Rating. Der Industriekonzern habe seine Transformation weitgehend abgeschlossen, heisst es in dem Report. Damit würden mit Blick nach vorne die Treiber etwas fehlen. Auch der Ausblick für 2024 dürfte eher enttäuschend ausfallen, was die Investoren zu einer Rotation in andere Titel der Branche veranlassen könnte, heisst es dort.

Im Gegensatz zu den Versicherern geben Partners Group, UBS und Julius Bär um bis zu 0,6 Prozent nach. Allerdings haben gerade die UBS und Partners Group im vergangenen Jahr auch zu den grössten Gewinnern am Markt gezählt, so dass sie nach wie vor Raum für Gewinnmitnahmen bieten.

Am deutlichsten bewegen sich aber Werte aus der zweiten Reihe: Swiss Steel (+10%) sind nach den diversen Berichten in der Wochenendpresse verstärkt gesucht. Spexis (+11%) verkauft Pipeline-Assets an Basilea (-0,1%) und verschafft sich so etwas Luft.

Dagegen sorgt beim IT-Dienstleister SoftwareOne (-10%) die Nachricht, er wolle eigenständig und börsenkotiert bleiben, für satte Abgaben.

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