Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am späterem Donnerstagmorgen weiterhin klar im Minus. Der Leitindex SMI hat sich nach einem sehr schwachen Beginn allerdings stabilisiert und notiert etwa über dem Tagestief. Für die starken Kursverluste in den ersten Minuten nach Handelsbeginn machten Händler vor allem die Vorgaben aus den USA verantwortlich. Dort hatten ein sehr schwacher US-Technologiesektor und die wieder in Richtung der Fünf-Prozent-Marke steigende Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen die Investoren verschreckt.

Nun rückt aber die EZB in den Fokus: Die Währungshüter aus der Eurozone werden am frühen Nachmittag (14.15 Uhr) ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Zudem wird Präsidentin Christine Lagarde ab 14.45 Uhr auch die Fragen der Medienleute beantworten. Marktbeobachter gehen zwar mehrheitlich davon aus, dass es nach zehn Erhöhungen zu keiner weiteren Anhebung kommen wird. Trotzdem könnten Überraschungen in die eine oder andere Richtung nie ausgeschlossen werden, heisst es. Zwischen Zinsentscheid und Medienkonferenz, werden um 14.30 Uhr noch die Daten zum US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal erwartet. Diese haben laut Marktteilnehmern ebenfalls das Potential, die Märkte in die eine oder andere Richtung zu bewegen.

Der SMI verliert um 11 Uhr 0,75 Prozent auf 10'322,92 Punkte, wobei das bisherige Tagestief (10'292) rund 40 Punkte über dem Anfangs Woche erzielten Jahrestief (10'251) lag. Der 30 Titel umfassende SLI büsst aktuell mit -1,07 Prozent auf 1607,35 Punkte etwas mehr ein, vor allem weil die defensiven und stabilisierenden Schwergewichte hier weniger gewichtet werden. Der breite Markt gemessen am SPI büsst 0,79 Prozent auf 13'517,29 Zähler ein. Unter den 30 Blue Chips gibt es aktuell 26 Verlierer und nur vier Gewinner.

Für eine gewisse Stabilisierung sorgen vor allem defensive Werte. So gehören etwa Givaudan (+0,5%) und Nestlé (+0,1%) zu den wenigen Gewinnern. Hier wird im Handel unter anderem der französische Danone-Konzern mit seinen heute veröffentlichten Zahlen ins Feld geführt. Sie zeigten, dass die Absatzzahlen die Talsohle erreicht haben dürften. Auch Novartis, Roche und Swisscom als weitere defensive Titel halten sich mit Verlusten von je rund einem halben Prozent überdurchschnittlich.

Zu den wenigen Gewinnern gehören ausserdem noch SIG (+0,5%) und Lonza (+0,4%). Erstere erholen sich damit weiter von den Verlusten nach Zahlen am Dienstag, letztere zeigen offenbar eine Stabilisierung nach dem bösen Absturz die letzten zehn Tage.

Unter starkem Druck stehen dagegen weiterhin vor allem Titel aus dem Medtech-Sektor: Straumann verlieren trotz einer leichten Erholung noch immer 6,9 Prozent, Alcon (-3,6%) und Sonova (-1,5%) müssen ebenfalls unten durch. Es wird im Handel auf schwache Zahlen und negative Aussagen des US-Konkurrenten Align verwiesen. Dessen Aktien hatten nachbörslich ein Viertel verloren.

Weitere deutliche Gewinnmitnahmen gibt es ausserdem beim Generika-Hersteller Sandoz (-3,6% auf 24,84 Fr.), dessen Aktien bald wieder auf dem Ausgangsniveau von Anfang Oktober stehen.

Gegen den allgemeinen Trend legen am breiten Markt indes Phoenix Mecano (+3,1%) nach Zahlen und der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms klar zu. Alles in allem zeige der Titel, dass es weiterhin "vernachlässigte Small-Caps" mit gutem Wachstum, sehr moderater Gewinnbewertung und einer hohen Dividendenrendite gebe, heisst es in einem Händlerkommentar. Bucher (+0,4%) avancieren nach Neunmonatszahlen immerhin leicht.

Starrag (-4,8%) und Tornos (-3,5%) büssen dagegen nach der definitiven Ankündigung des Zusammenschlusses relativ klar an Wert ein.

uh/ys