Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bewegt sich am Mittwochvormittag in engen Grenzen. "Wir treten an Ort vor der Veröffentlichung der US-Zinsentscheidung", sagt ein Händler. Grössere Überraschungen würden zwar nicht erwartet, aber die Anleger verhielten sich dennoch vorsichtig. Mehrheitlich wird eine weitere Zinssenkung durch das Fed um 25 Basispunkte erwartet. Dabei sei aber vor allem wichtig, wie das Fed die Entscheidung kommentiere.

Die Anleger seien auch etwas weniger kauffreudig als zuletzt, weil sich die Hoffnungen auf eine baldige Einigung im Handelsstreit der USA mit China in Luft aufgelöst hätten. "Einmal mehr", sagt ein Händler dazu. Denn gemäss einem Agenturbericht dürfte sich der Abschluss verzögern. Zudem neigten die Anleger vor dem Monatsultimo nicht selten zu Gewinnmitnahmen, heisst es weiter.

Der Standardwerteindex SMI notiert um 11.00 Uhr mit 10'259,65 Punkten um 0,02 Prozent höher. Im Verlauf verbuchte der SMI bei 10'2969,95 Punkte ein neues Rekordhoch. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI notiert unverändert mit 1'573,35 Zählern, und der breitgefasste SPI weist bei 12'382,78 Punkten ein Plus von 0,10 Prozent aus. 16 der 30 SLI-Werte legen zu, 14 verlieren an Wert.

An die Spitze der Verlierer bei den Blue Chips setzen sich die beiden Grossbanken Credit Suisse (-2,2%) und UBS (-1,0%). Julius Bär verlieren 0,5 Prozent.

Das Quartalsergebnis der Credit Suisse sei auf den ersten Blick besser als erwartet. Doch sei ein Gutteil des Gewinnplus auf einmalige Faktoren zurückzuführen, sagt ein Händler. Und in Bereichen, in denen die Bank wachsen wolle wie in Asien oder in der Vermögensverwaltung, habe sie enttäuscht. "Die Gewinnzahl sieht gut aus, aber die Qualität stimmt nicht", sagt ein anderer Händler. Zudem leide der Kurs unter Gewinnmitnahmen. Die Aktie habe seit Mitte Oktober eine beachtliche Performance gezeigt.

Auch die schwergewichtigen Aktien von Novartis (-1,0%) belasten den Gesamtmarkt. Der Pharmariese darf gemäss Anweisung der US-Gesundheitsbehörde FDA für einen Teil der Strong-Studie mit der Genersatz-Therapie Zolgensma wegen Entzündungserscheinungen in einer zuvor durchgeführten Tierstudie vorläufig keine weiteren Patienten rekrutieren.

Dagegen erweisen sich die Anteile von Nestlé (+0,9%) als Stütze des Marktes. Der Lebensmittelriese erwägt laut einem Medienbericht den Verkauf von zwei Beteiligungen in China, was ihm etwa eine Milliarde Dollar einbringen könnte.

Roche gewinnen 0,6 Prozent. Der Pharmakonzern hat eine erste Hürde für seinen Produktkandidaten Satralizumab genommen. Die FDA und das europäische Pendant EMA haben laut Roche den Zulassungsantrag für das Mittel angenommen.

Die Aktien von Clariant (-0,7%) können die anfänglichen Kursabschläge deutlich reduzieren. Der Chemiekonzern hat im dritten Quartal weniger umgesetzt als im Jahr zuvor und die Erwartungen verfehlt. Ausserdem stieg der Betriebsgewinn (EBITDA) weniger stark als erwartet. Goldman Sachs-Analystin Theodora Lee Joseph spricht von einem enttäuschenden Ergebnis.

Gefragt sind hingegen die Aktien der Luxusgüterhersteller Swatch (+0,8%) und Richemont (+0,5%), die von einem wiedererwachten Interesse der Anleger für den Sektor profitieren würden. "Das milliardenschwere Übernahmeangebot von LVMH für Tiffany könnte zu einem Repricing in der Branche führen und die Konsolidierungsfantasien verstärken", sagt ein Händler.

Am Tag vor der Quartalsberichterstattung verlieren Swisscom (-0,2%) an Wert. Geberit (+0,3%) und Swiss Re (+0,3%) dagegen ziehen an.

ABB (-0,1%) setzen die Konsolidierungsphase des Aufwärtstrends trotz positiver Nachrichten fort. Der Elektrotechnikkonzern hat einen Auftrag in Grossbritannien erhalten. Der Offshore-Windpark Dogger Bank soll mit ABB-Technologie ans britische Stromnetz angeschlossen werden. Finanzielle Angaben werden keine gemacht, es ist aber von einem grossen Auftrag die Rede.

Am breiten Markt holen Kuros (+5,8%) einen Teil des Vortagesverlusts auf. Der Titel war nach der Bekanntgabe von Plänen für eine Kapitalerhöhung um mehr als 10 Prozent eingebrochen.

Die Anteile von Polyphor (-6,4%) leiden weiter unter Gewinnmitnahmen. Der Kurs war jüngst explodiert, nachdem ein Bericht über die Entdeckung einer neuen Antibiotika-Klasse, die gegen mehrere Bakterien - unter anderem gegen die berüchtigten Spitalbakterien - wirksam sein soll, veröffentlicht worden war. Entdeckt wurde sie von Zürcher Forschenden in Zusammenarbeit mit Polyphor.

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