Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Dienstag den zweiten Tag in Folge in einer sehr engen Handelsspanne bewegt. Vor den verschiedenen wichtigen Terminen im weiteren Wochenverlauf will sich niemand zu weit aus dem Fenster lehnen. Nachdem die Kurse an den Weltbörsen in den vergangenen Wochen Jahreshöchststände, wenn nicht gar Rekordwerte erreicht hatten, geht ihnen derzeit zudem etwas die Puste aus. Es bedürfe neuer Impulse, um das Rally fortzusetzen. Von Verkaufsdruck sei aber nach wie vor nichts zu spüren. "Wer Aktien hat, hält sie, wer keine hat, wartet weiterhin vergeblich auf einen Rücksetzer", fasst ein Händler zusammen.

Im weiteren Wochenverlauf steht unter anderem der Auftritt des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell vor dem US-Kongress zur Verteidigung der Geldpolitik an. Mit dem Zinsentscheid der EZB am Donnerstag bleibt das Thema Zinspolitik der Notenbanken zentral. Von europäischer Seite wird keine Änderung erwartet. Dennoch erhoffen sich die Anleger Hinweise auf mögliche Zinssenkungen. In den USA werden in den kommenden Tagen verschiedene Daten vom US-Arbeitsmarkt veröffentlicht, wobei die monatlichen Zahlen zum Ende der Woche veröffentlicht werden. Der Arbeitsmarkt hat einen wichtigen Einfluss auf die Politik der US-Notenbank. Bevor es an die Daten geht, rückt mit dem "Super Tuesday" in den USA die Politik in den Mittelpunkt. Dabei könnte sich der Siegeszug von Ex-Präsident Donald Trump bei den Vorwahlen der Republikaner fortsetzen. In China hat derweil der zweitägige Nationalkongress begonnen. So peilt das Land für das laufende Jahr ein Wachstum von "rund 5 Prozent" an, ähnlich wie 2023. Umfangreiche Konjunkturprogramme zur Stützung der Wirtschaft wurden von der Regierung nicht vorgestellt, was einige Investoren enttäuschte.

Der Leitindex SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,17 Prozent auf 11'458,36 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gibt um 0,30 Prozent nach auf 1868,90 und der breite SPI um 0,27 Prozent auf 14'886,73 Zähler. Im SLI geben 17 Aktien nach, 10 legen zu und drei sind unverändert.

Am Ende der Kurstabelle tauschen Sandoz (-5,1%) und VAT (-3,3%) die rote Laterne. Der Hersteller von Vakuumventilen gerät nach der Vorlage der Zahlen für das Gesamtjahr unter Druck. Die Analysten nehmen die Zahlen und die stabile Dividende zwar überwiegend positiv, aber wenig überraschend auf. Sie stören sich aber am zu verhaltenen Umsatzausblick des Unternehmens für das erste Quartal.

Beim Generikaspezialisten wiederum stören sich die Investoren an einem weiteren Wechsel in der Teppichetage. So wird Finanzchef Colin Bond per Ende Juni durch Remco Steenbergen ersetzt. Bond geht nicht einmal ein Jahr nach dem Spin-off in den Ruhestand. Analysten zeigen sich überrascht und warnen vor Unsicherheit.

Inzwischen sind auch die Aktien des Schweizer Goldhasenspezialisten Lindt & Sprüngli (-1,6%) in die Verlustzone gerutscht. Im frühen Handel hatten sie zunächst noch Gewinne verzeichnet. Der Edelschokoladenhersteller hatte einen leicht über den Konsenserwartungen liegenden Gewinn ausgewiesen und die Guidance für das laufende Jahr bestätigt. Allerdings könnten weitere Preissteigerungen die künftigen Volumina belasten.

Die eher verhalten aufgenommenen Ankündigungen des chinesischen Nationalkongresses sorgten auch bei den beiden Uhrenherstellern Richemont (-0,8%) und Swatch (-0,4%) für Zurückhaltung. Analysten bezweifeln nach den ersten Aussagen des Kongresses, dass China das angestrebte Wachstum problemlos erreichen kann. China ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für die Schweizer Uhrenhersteller.

SIG (+3,2%) setzen ihren volatilen Lauf der letzten Tage weiter fort und führen aktuell mit grossem Abstand das Gewinnerfeld an. Mit SGS, Logitech und Geberit bewegen sich noch weitere Zykliker mit Aufschlägen von bis zu 0,7 Prozent im Plus.

Das eigentliche Kursgeschehen wird jedoch von den Vertretern der hinteren Ränge bestimmt. Nach den Zahlen sind Titel wie Huber+Suhner, Ascom, Forbo, BCGE und Dormakaba gefragt, was Kursgewinne von bis zu 6,5 Prozent zeigen. Inficon verlieren dagegen 4,0 Prozent.

Noch deutlicher fällt der Rückgang bei Hochdorf aus (-14%). Der krisengeschüttelte Milchverarbeiter Hochdorf steht zum Verkauf.

hr/kw