MÜNCHEN (awp international) - Der Technologiekonzern Siemens hat im vierten Quartal einen starken Schlussspurt hingelegt und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis nahmen deutlich zu, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Dabei profitierte Siemens von guten Geschäften in seiner Digitalisierungssparte sowie der Medizintechniktochter Healthineers. Für das neue Geschäftsjahr blieb das Management um Konzernchef Joe Kaeser wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten vorsichtig, insbesondere für die zyklischen Geschäfte in der Automobil- und Maschinenbaubranche. Die Aktie legte im frühen Handel um zwei Prozent zu.

So geht Siemens von moderat sinkenden Märkten in Sparten wie Software oder Automatisierung aus. Die Schwäche in der Autoindustrie und im Maschinenbau dürfte dabei anhalten. Für seine Digitalisierungssparte erwartet der Konzern daher keine grossen Sprünge. Im neuen Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende September) geht Siemens in dem Bereich von stagnierenden bis sinkenden Margen aus. Die bereinigte operative Marge (Ebita) soll 17 bis 18 Prozent betragen, nach 17,9 Prozent im Vorjahr. Der Umsatz soll lediglich auf Vorjahresniveau liegen.

Beim Geschäft für smarte Infrastruktur sieht Siemens eine leichte Besserung und erwartet eine operative Marge von 10 bis 11 Prozent, nach 10 Prozent im Vorjahr. Auch für das Zuggeschäft geht der Konzern von unveränderten bis leicht sinkenden Renditen aus.

Margenziele für den Konzern nannte Siemens nicht. Das Unternehmen soll auf vergleichbarer Basis moderat wachsen, was ein Plus von 3 bis 5 Prozent impliziert. Das Ergebnis je Aktie soll 6,30 Euro bis 7,00 Euro betragen, nach 6,41 Euro im Vorjahr. Insgesamt rechnet Siemens mit einer insgesamt verhaltenen weltwirtschaftlichen Entwicklung.

Im Gesamtjahr erreichte der Konzern seine Ziele. Die bereinigte Ebita-Marge sank um 0,2 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent und lag damit im Prognosekorridor von 11 bis 12 Prozent. Zum dritten Quartal hatte sich Siemens noch etwas pessimistischer gezeigt und war angesichts der schwachen Automobil- und Maschinenbaumärkte eher vom Erreichen des unteren Endes der Spanne ausgegangen. Netto sank der Gewinn von 5,8 Milliarden auf 5,2 Milliarden Euro, allerdings hatte Siemens im vergangenen Jahr von Sondererträgen, etwa aus dem Verkauf seiner restlichen Osram-Anteile, profitiert. Die Aktionäre sollen eine um 10 Cent höhere Dividende von 3,90 Euro je Aktie erhalten.

Siemens legte dabei einen starken Schlussspurt hin. Der Umsatz erhöhte sich im vierten Quartal (per 30. September) um 8 Prozent auf 24,5 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis betrug das Wachstum 6 Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) im Industriegeschäft nahm um ein Fünftel auf 2,6 Milliarden Euro zu. Ohne Kosten für Personalabbau stieg die entsprechende Marge um 0,5 Prozentpunkte auf 12,5 Prozent.

Zum Ergebniswachstum trugen alle Bereiche mit Ausnahme des Windanlagenbauers Siemens Gamesa bei. Stark zeigte sich das Softwaregeschäft, das deutlich stärker wuchs als der Rest der Digitalisierungssparte. Das Prozessautomatisierungsgeschäft, welches im dritten Quartal unter einer schwachen Nachfrage gelitten hatte, konnte im Vergleich zum Vorjahr zulegen.

Netto sprang der Gewinn von 559 Millionen auf 1,3 Milliarden Euro. Hier profitierte Siemens von einer deutlich niedrigeren Steuerquote. Zudem hatten hohe Restrukturierungskosten für das Kraftwerksgeschäft im vergangenen Jahr belastet.

Siemens will die Sparte Gas and Power, die unter anderem das Kraftwerksgeschäft enthält, ausgliedern und im kommenden Jahr bis September unter dem Namen Siemens Energy an die Börse bringen. Dabei will Siemens die Mehrheit an dem neuen Unternehmen abgeben, aber Ankeraktionär bleiben. In die neue Gesellschaft soll dann auch der Anteil von 59 Prozent an dem Windanlagenbauer Siemens Gamesa eingebracht werden./nas/fba/jha/