Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

CORONA

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Die 'Corona-Strategie', an der gearbeitet wird, muss also Reaktionsmöglichkeiten in beide Richtungen vorsehen. Welche von ihnen eingeschlagen werden kann, hängt vom Infektionsgeschehen der nächsten Wochen ab. Es ist sehr zu hoffen, dass sich das steigende Risiko, das mit der Öffnung der Schulen und erster Geschäfte einhergeht, mit dem Einsatz von Schnell- und Selbsttests abfangen lässt. Eine 'Wunderwaffe', da hat RKI-Präsident Wieler recht, sind die Tests jedoch nicht. Diesen Namen verdienen eher die Impfstoffe gegen das Virus. Bis die immer noch schwerfällige Impfkampagne eine Herdenimmunität in Deutschland erzeugt hat, bleibt das vorsichtige Verhalten eines jeden Bürgers das schärfste Schwert im Kampf gegen Corona."

Die Welt: "Die mit jeder Impfung von Risikogruppen sinnlosere Fixierung auf die Inzidenz ist so wenig haltbar wie eine Impfbürokratie, die Deutschland zur Lachnummer macht. Vor einem Jahr wurde der Datenschutz der Bewegungsfreiheit übergeordnet, als es um die Corona-App ging. Jetzt gelingt es nicht, Hunderttausende Astrazeneca-Impfdosen freizugeben und sie Tag und Nacht verimpfen zu lassen. Das ist so deutsch: Statt zu impfen wie besessen, diskutieren wir besessen über Bürokratiekram. Es ist beschämend."

Frankfurter Rundschau: "Ja, an der einen oder anderen Abzweigung hätte Brüssel mehr Tempo bewirken können. Vor allem die drohenden Probleme durch Produktionsengpässe wurden unterschätzt. Aber die EU hat in einer beispiellosen Anstrengung ihren 440 Millionen Einwohnern 2,6 Milliarden Impfdosen gesichert. Deren Produktion ist der Flaschenhals. Aber Europa holt auf. Hinter den USA mit rund 20 Millionen vollständig Geschützten liegt die EU mit zehn Millionen auf Platz zwei weltweit. Allerdings gibt es in der EU noch immer Probleme bei Verabreichung des Impfstoffs in den Einzelstaaten. Der EU wird man dies schlecht anlasten können. Ausgerechnet das ungeliebte Brüssel schickt sogar einen Sonnenstrahl der Hoffnung über den gequälten Kontinent - in Gestalt des digitalen EU-Impfpasses. Der nützt wenig, wenn es auch im Sommer noch an Impfstoff fehlen sollte. Kommt aber die erwartete Impfstoffschwemme, und können die Europäer wieder reisen, werden viele durchatmen - und ihren Kontinent mit neuen Augen sehen."

Augsburger Allgemeine: "Richtig ist, dass das Modell Dauer-Lockdown an Grenzen gestoßen ist. Immer wieder entschlossen zu verkünden, dass man noch einmal kurz durchhalten müsse, ehe dann doch kaum Fortschritt eintritt, erschöpft alle. Nun als Politik Perspektiven zu eröffnen, ist kein Einknicken vor Leugnern und auch kein Harakiri-Kurs. Es verbirgt sich dahinter die Einsicht, dass wir dieses Virus nicht einfach auf null stellen können."

Mitteldeutsche Zeitung: "Allerdings gibt es in der EU noch immer viele Probleme bei Verabreichung des Impfstoffs in den Einzelstaaten. Ausgerechnet das ungeliebte Brüssel schickt jetzt sogar einen Sonnenstrahl der Hoffnung über den gequälten Kontinent - in Gestalt des digitalen EU-Impfpasses. Der freilich nützt wenig, wenn es auch im Sommer noch an Impfstoff fehlen sollte. Kommt aber bis dahin die erwartete Impfstoffschwemme, und können die Europäer dann endlich wieder reisen, werden viele durchatmen - und ihren eigenen Kontinent mit neuen Augen sehen."

NÜSSLEIN

Süddeutsche Zeitung: "Egal, wie der Fall ausgeht: Er wirft auch ein Licht darauf, wie lax die Regeln dort immer noch sind. Kaum etwas würde mehr gegen unredliche Nebeneinkünfte helfen als Transparenz. Doch Verstöße gegen die Regeln werden immer noch watteweich geahndet. Abgeordnete müssen Nebeneinkünfte innerhalb von drei Monaten angeben. Doch wer diese Frist ignoriert, wird zunächst nur intern ermahnt. Wer, wie der CSU-Abgeordnete Max Straubinger, 19-mal dagegen verstößt, bekommt lediglich eine öffentliche Rüge. Nur ein einziges Mal in dieser Legislaturperiode wurde ein Ordnungsgeld verhängt. Der Fall Nüßlein muss dazu führen, diese Regeln nun endlich zu verschärfen."

LINKE

Badisches Tagblatt: "Gemessen an den Flügelkämpfen, die die Linke seit Jahren zum Teil öffentlich austrägt, gelingt ihr der Führungswechsel weg vom Duo Kipping/Riexinger zu den Landespolitikern Hennig-Wellsow/Wissler fast schon reibungslos. Dennoch steckt die Partei in einem Dilemma: In der Corona-Zeit dringt sie mit ihren Forderungen nicht richtig durch, obwohl sie mit gutem Recht die sozialen Fragen der Pandemie beleuchtet und fordert, auf die Interessen von Minijobbern, Leiharbeitern und Geringverdienern zu achten. Doch die Linke wird nach derzeitigem Stand nicht für eine Regierungsbildung im Bund gebraucht, und das macht sie für die Wähler nicht gerade attraktiv. (...) Der Spagat zwischen Regierungspragmatikern wie dem Thüringer Sonnenkönig Bodo Ramelow und Fundamentallinken hemmt die Partei seit Jahren in ihrer Entwicklung. Die Linke mag als soziales Korrektiv notwendig sein. Doch ihre Selbstblockade müsste sie irgendwann aufgeben, um nicht unterzugehen. Der Übergang zur neuen Doppel-Spitze ist dagegen die einfachere Übung."

Straubinger Tagblatt: "Wie das im anstehenden Wahlkampf zusammengehen soll, ist schwer vorstellbar. Grundsätzlich ist es ja eine gute Idee, widerstreitende Richtungen innerhalb einer Partei in einer Doppelspitze zu versöhnen. Die Grünen haben damit gute Erfahrungen gemacht, die SPD macht sie womöglich noch - bisher hat sie das Konzept, nun ja, noch nicht verstanden. Die Linken haben sich hingegen in ihre Zwietracht schon so lange eingewöhnt, dass man getrost von einer Zwei-Parteien-Partei sprechen darf."

USA/IRAN

Die Welt: "Biden hat nun offenbar aus den alten Fehlern der Europäer und auch der Obama-Regierung gelernt und will nicht einfach nur gut Wetter machen, wenn die andere Seite auf Gewalt setzt. In Washington hat man zudem das Gefühl, dass Teheran das Thema Atomgespräche mit überzogenen Forderungen angeht. Der Vergeltungsschlag war deshalb auch als Realitätscheck für Teheran gedacht und als Erinnerung, dass sich die Spielregeln seit der Zeit der Obama-Regierung verändert haben."

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February 26, 2021 14:18 ET (19:18 GMT)