Der Umsatz aus Energiewende- und Klimaschutzprojekten solle bis 2024 auf eine Milliarde Euro verdoppelt werden, erklärte das Mannheimer Unternehmen am Donnerstag. Das wäre ein großer Teil des bis 2024 geplanten Erlöswachstums auf fünf Milliarden Euro von 3,7 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Bilfinger plant und baut Anlagen für energieintensive, bislang von fossilen klimaschädlichen Energiequellen abhängigen Branchen wie Öl- und Gasgewinnung, Kraftwerke, Chemie- oder Zementindustrie.

Bilfingers Auftraggeber müssen mit der Klimaschutzpolitik ihren CO2-Fußabdruck reduzieren. Und auch der SDax-Konzern selbst strebt CO2-Neutralität an, wie Interims-Chefin Christina Johansson erklärte. "Wir haben uns auf Weg gemacht, zur Begrenzung der Erderwärmung beizutragen und werden spätestens 2030 'net zero' sein", sagte die Schweizerin, die am 1. März die Leitung des Konzerns mit seinen knapp 30.000 Beschäftigten an den neuen Vorstandschef Thomas Schulz übergibt.

Die Bestandskunden wechselten sehr schnell zu erneuerbaren Energien, erklärte der operative Chef Duncan Hall. Zum Portfolio nachhaltiger Projekte zählt er traditionelle Einsatzfelder von Bilfinger wie Wasserkraftwerke und Atomkraftwerke ebenso wie neue Aktivitäten. Dazu gehören Elektrolyseure für die Wasserstoffgewinnung, Ausrüstung für die wachsende Zahl an Batteriefabriken in der Autoindustrie sowie Abscheidung, Lagerung und Wiederververtung von CO2. Dass der Rückgang fossiler Energie in den kommenden Jahren bei Bilfinger zu Geschäftseinbruch führen kann, ist laut Hall nicht zu erwarten. "Wir glauben, dass es eine große Umsatzsteigerung in dem Bereich geben wird und keine Verluste."

Bei dem einstigen Baukonzern ist nach vielen Firmenverkäufen und Umbau die Sanierungsphase abgeschlossen, wie die amtierende Bilfinger-Chefin erklärte. Es stünden nur noch zwei Firmen auf der Verkaufsliste, die nicht mehr zum Kerngeschäft passen. In den kommenden Jahren sollen mehrere hundert Millionen Euro in Wachstum, auch in Firmenkäufe investiert werden. Im vergangenen Jahr steigerte Bilfinger den Umsatz um acht Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis belief sich auf 137 Millionen Euro nach nur 20 Millionen Euro im Vorjahr. Das Konzernergebnis schnellte um 30 Prozent auf 130 Millionen Euro, zum Teil dank Sonderfaktoren wie Immobilienverkäufe und Steuererstattungen. Im laufenden Jahr sollen Umsatz und operativer Gewinn deutlich steigen.

Die Aktionäre können von der Erholung des Unternehmens profitieren: Einschließlich einer Sonderdividende haben sie Aussicht auf eine Ausschüttung von 4,75 Euro je Anteilsschein sowie ein Aktienrückkauf im Volumen von 100 Millionen Euro. An der Frankfurter Börse stieg die Aktie am Donnerstag um mehr als sechs Prozent auf 34,48 Euro. Das Betriebsergebnis habe die Markterwartungen übertroffen, sagte ein Händler.