Von Stephen Wilmot

LONDON (Dow Jones)--Das Bayer-Management ist der Ansicht, dass der Konzern mit einer neuen Diät und einem Fitnessprogramm wieder in Form kommen kann. CEO Bill Anderson wird schnell Resultate vorweisen müssen.

Investoren hatten angesichts der seit Jahren anhaltenden Probleme infolge der 63 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des US-Agrarchemieriesen Monsanto einen größeren Eingriff gefordert. Eine viel diskutierte Option war der Verkauf des traditionsreichen Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten, das unter anderem Aspirin herstellt, um den Schuldenberg von 38 Milliarden Dollar zu reduzieren.

"Jetzt nicht", lautete schließlich Andersons Antwort bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen vor dem mit Spannung erwarteten Investorentag. Die Aktie verlor am Dienstag 5,2 Prozent.


   Consumer Health würde höher bewertet werden als Bayer selbst 

Er argumentierte, ein Deal würde ablenken und wäre teuer, da Steuerzahlungen und Trennungskosten anfallen würden. Außerdem müsse der Konzern derzeit dringend seine Barmittelgenerierung verbessern. Anderson sagte auch, dass die Bewertungen derzeit nicht sonderlich hoch seien.

Die verfügbaren Hinweise dafür sind durchwachsen. Die Aktien von Kenvue, das im Mai über einen Börsengang von Johnson & Johnson abgespalten wurde, handeln 14 Prozent unter ihrem Startkurs. Haleon, ein Spinoff von GSK, hat sich besser angestellt.

Klar ist, dass das Consumer-Health-Geschäft eine deutlich höhere Bewertung hätte als die Bayer AG selbst, die nur mit dem achtfachen des operativen Gewinns gehandelt wird. Haleon und Kenvue werden mit dem 15- bzw dem zwölffachen bewertet.

Ohne einen Deal liegt der Druck auf Anderson, diese Bewertungslücke zu verkleinern. Sein Plan sieht vor, die jährlichen Kosten um 2 Milliarden Euro zu reduzieren. Er betonte, dass dies das Ergebnis neuer Arbeitsmethoden zum Abbau von Bürokratie sei. Zu Stellenstreichungen machte er keine konkreten Angaben.

Bayer muss sowohl den Gewinn erhöhen als auch dafür sorgen, dass dieser effizienter in Barmittel umgewandelt wird. Die 11,7 Milliarden Euro bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im vergangenen Jahr brachten lediglich 1,3 Milliarden Euro an freiem Cashflow hervor. Das war aber immer noch mehr als angekündigt: Bayer hatte einen Cashflow von null prognostiziert.


   Wohl und Wehe hängt von Klagerisiko in den USA ab 

Die Cash Conversion in diesem Jahr dürfte besser ausfallen, zum Teil wegen niedrigerer Kosten für Vergleiche aus Prozessen in den USA. Das zeigt, wie stark das Schicksal des Konzerns immer noch davon abhängt, ob es gelingt, einen Schlussstrich unter die zahlreichen Vorwürfe zu ziehen, das Unkrautvernichtungsmittel Roundup, das Bayer mit dem Monsanto-Deal erworben hat, verursache Krebs.

Anderson hat einen gewaltigen Berg an Aufgaben vor sich, zumal auch im Pharmageschäft Patente ablaufen. Dass er zögert, den Verkauf der einzigen gesunden Sparte von Bayer noch auf die Aufgabenliste zu setzen, ist verständlich. Es wird aber die nervösen Anleger nicht ruhig halten. Der aktivistische Investor Jeff Ubben steht kurz davon, in den Aufsichtsrat einzuziehen.

Kann ein Umbau dasselbe Ergebnis hervorbringen wie eine Aufspaltung? Es ist an Anderson, dies zu beweisen.

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March 05, 2024 10:37 ET (15:37 GMT)