MÜNCHEN (dpa-AFX) - Auch der Autobauer BMW ist nach dem Corona-Schock im Vorjahr besser ins Jahr gestartet. Wenn die Münchener an diesem Freitag (7. Mai) ihre finalen Zahlen vorlegen, dürfte der Fokus auf dem Ausblick liegen. Denn die Konkurrenz von VW und insbesondere vom Erzrivalen Daimler schraubte ihre Aussichten für die Margen bereits nach dem Startquartal hoch. Zuletzt zeigte sich aber, dass auch die Bayern nicht ganz immun sind gegen den Chipmangel in der Branche. Wie es bei BMW läuft, was die Analysten sagen und wie die Aktie läuft.

DAS IST LOS BEI BMW:

Ein Rekordabsatz bescherte dem Autobauer BMW im Tagesgeschäft der ersten drei Monate einen überraschend hohen Gewinn. Nach vorläufigen Zahlen stand vor Steuern ein Profit von 3,76 Milliarden Euro und damit fast fünfmal so viel wie zum Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr.

Vor allem im wichtigsten Geschäftsteil, der Autosparte, konnte BMW angesichts der schwachen Vorjahreswerte auftrumpfen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Automobilbau stieg im ersten Quartal von 229 Millionen im Vorjahreszeitraum auf gut 2,2 Milliarden Euro. Die operative Gewinnmarge kletterte hier von 1,3 Prozent auf 9,8 Prozent. Aufs Jahr gesehen ging das Management um Chef Oliver Zipse zuletzt von einer Marge von 6 bis 8 Prozent aus. Spannend wird, ob sich an dieser Sichtweise mit dem guten Abschneiden bisher etwas geändert hat.

BMW war wie der Rest der Branche nach dem Einbruch in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres mit voller Kraft auf die Kostenbremse getreten. Zudem wurden die Investitionen vor allem in Sachanlagen deutlich gekürzt, auch bei BMW. Diese Einsparungen hallen zum Teil noch nach, aber die Nachfrage weltweit sorgt angesichts eines knappen Angebots auch dafür, dass derzeit wenig Rabatte gegeben werden müssen.

BMW hob besonders das Umfeld in China hervor. Hier brummt vor allem das Geschäft mit teureren Premiumautos schon seit geraumer Zeit wieder. Das Unternehmen hat im ersten Quartal mit 636 606 Fahrzeugen aller Marken weltweit rund ein Drittel mehr verkauft. Bei der gewinnträchtigen Stammmarke BMW war der Zuwachs sogar noch ein wenig stärker. In China verdoppelte sich die Zahl der verkauften BMWs und Minis nahezu auf knapp 230 000 Autos.

Ob der Chipmangel BMW nicht doch härter trifft als bisher angenommen? Bisher sah sich der Autobauer in einer vergleichsweise komfortablen Position, weil man sich mit entsprechenden Liefervereinbarungen eingedeckt hatte. Ende April zeigte sich aber, dass auch BMW nicht ungeschoren davonkommt, in Oxford und Regensburg wurden für einige Tage die Bänder angehalten. Rivalen gehen in den kommenden Wochen und Monaten weiter von Knappheit und Problemen aus - Anleger dürfte es daher interessieren, wie das Management die Lage aktuell sieht.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analyst Angus Tweedie von der Citigroup sprach nach den Eckdaten des Dax-Konzerns von einem weiteren positiven Zeichen aus der Branche. Die guten Resultate lägen aber unter anderem an der durch die Covid-Pandemie angehobenen Preise. Die Schlüsselfrage ist für den Experten, ob dieser Schwung ins zweite Quartal gerettet werden kann, denn von den Lieferketten komme Druck.

Tim Rokossa von der Deutschen Bank schrieb zu den vorläufigen Zahlen, er könne kaum erkennen, warum die hohe operative Marge im Autogeschäft in den kommenden Quartalen bedeutend sinken sollte. Auch BMW dürfte zwar im zweiten Quartal von der Chipflaute betroffen sein, aber bisher sei der Konzern von eher vernachlässigbaren Problemen ausgegangen. Der Ausblick erscheine daher zurückhaltend.

Die im dpa-AFX-Analyser erfassten Stimmen, die sich seit der Vorlage der vorläufigen Zahlen zu Wort gemeldet haben, sind insgesamt eher ausgeglichen. Von acht Empfehlungen lauten fünf auf Halten, zwei auf Kaufen und eine auf Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 97 Euro und damit rund 16 Prozent über dem aktuellen Niveau (83,30 Euro).

DAS MACHT DIE AKTIE

Die im Dax notierte BMW-Stammaktie hat wie auch andere Werte aus der Branche seit November deutlich angezogen - von weniger als 60 Euro auf inzwischen wieder über 80 Euro. Anfang April war sie zwischenzeitlich sogar mehr als 90 Euro wert. Damit konnte sich der Kurs seit dem Tief im Corona-Crash im vergangenen März mehr als verdoppeln. Doch mittelfristig ist damit für die Aktionäre eher nichts gewonnen, schließlich lag die Aktie Ende 2019 auch über der Marke von 75 Euro; Anfang 2018 sogar noch bei knapp 100 Euro.

Vom Rekordhoch von 123,75 Euro aus dem März 2015 ist das Papier derzeit ohnehin meilenweit entfernt. Mit dem Abschlag von rund einem Drittel seitdem schneidet BMW deutlich schlechter ab als der europäische Branchenindex Stoxx 600 Auto & Parts und auch als der Erzrivale Daimler, dessen Börsenwert seitdem um rund ein Viertel schrumpfte.

An der Börse ist BMW momentan rund 54 Milliarden Euro schwer. Rund 47 Prozent der Anteile gehören den Erben der Familie Quandt, Susanne Klatten und Stefan Quandt./men/zb