Zürich (awp) - Die Kreditspezialistin Cembra Money Bank hat sich vom Verlust der Migros als grösster Kundin im Kreditkartengeschäft noch nicht erholt. CEO Holger Laubenthal will nun mit mehr Digitalisierung und dem Ausbau bestehender Geschäftsfelder wieder wachsen, wie er im Interview mit der Zeitung "Finanz und Wirtschaft" (Ausgabe vom Mittwoch) sagte.

Vorerst will sein Unternehmen aber möglichst viele Migros-Kunden vom Bleiben überzeugen. "Die Kundenloyalität im Kartenbereich ist sehr hoch. Wenn ein Produkt gut ankommt, dann ist die Wechselwahrscheinlichkeit gering", führte er aus.

Migros-Verlust auch eine Chance

Die Cembra habe seit Jahren eine enge Beziehung mit den Kunden und ein gutes Verständnis ihrer Bedürfnisse. Das Auslaufen der Partnerschaft mit der Migros sei eine "Chance, ein eigenes, neues Produkt zu entwickeln." Er sei positiv, das Gewinnziel zu erreichen und wolle aber mehr als die Hälfte der Migros-Kunden behalten.

Mit Blick nach vorne will Laubenthal wachsen - aber primär organisch. "So stellen wir uns auch auf. Aber ja, wir haben 2019 mit Cashgate gezeigt, dass wir erfolgreich akquirieren und integrieren können", führte er im Interview aus. Und weiter: "Wenn sich eine Opportunität bietet, die uns hilft, die Strategie schneller umzusetzen, dann werden wir das anschauen."

Zukäufe nicht ausgeschlossen

Selbiges gelte auch für den Bereich Leasing wie auch für die Privatkredite. "Ich schliesse Zukäufe nicht aus, aber wir bevorzugen organisches Wachstum. Im Leasingbereich werden wir die Produkte auf eine neue Plattform übertragen", so der Manager.

Helfen soll beim Wachstum dafür eine neue App. Diese werde bis Ende März lanciert. "Es ist nicht primär ein Vermarktungskanal. Aber sie wird ein besseres Kundenerlebnis bringen, zunächst für das Karten­geschäft. Kunden erhalten Zugang zu mehr Services, es ist auch ein zusätzlicher Kommunikationskanal", so Laubenthal.

Was das Thema Buy-Now-Pay-Later anbelangt, so sieht sich der Chef auch gut positioniert. "Derzeit haben wir geschätzt zwischen 10 und 20% Marktanteil und können uns gegen die Grossen gut behaupten", sagte er.

Keine KMU-Kredite

Eine Produkterweiterung in Richtung KMU-Kredite sei hingegen nicht mehr aktuell. "Wir hatten KMU-Kredite getestet, dann kam Covid. In diesem Umfeld - wegen der staatlichen Kredithilfen - macht es keinen Sinn, dieses Geschäftsfeld aufzubauen."

Schliesslich äusserte sich Laubenthal auch zur Dividende: "Die Dividende hat einen hohen Stellenwert. Das wird so bleiben." Aktuell gelte: 3,75 Fr. pro Aktie für das vergangene Jahr, gleich viel oder mehr für dieses. Danach werde die Cembra mit steigendem Gewinn die Dividende anheben.

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