MOSKAU/FRANKFURT AM MAIN (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft hat zum ersten Mal trotz Russlands Grenzschließung wegen der Corona-Pandemie einen Sonderflug nach Moskau absolviert. Die deutschen und europäischen Top-Manager landeten in der Nacht zum Donnerstag auf dem Flughafen Domodedowo. Das teilte der Chef der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK), Matthias Schepp, der Deutschen Presse-Agentur mit. Offiziell ist die Grenze weiter geschlossen. Demnach erlaubte die Regierung in Moskau der Lufthansa die Rückkehraktion für Geschäftsleute, die in Russland arbeiten.

Die Wirtschaft in Russland steckt in einer tiefen Krise. Kremlchef Wladimir Putin, der besonders auch auf deutsche Investitionen setzt, hatte angeordnet, die Wirtschaft wieder aufzubauen. "Dass die Wahl mit diesem ersten Flug aus Europa überhaupt auf Deutschland fiel, ist Symbol und Signal für die Stärke der Wirtschaftsbeziehungen beider Länder", sagte Schepp. Der Lufthansa-Flug LH 1452 aus Frankfurt am Main sei um 2.22 Uhr gelandet mit 50 Passagieren an Bord.

"Deutschland war, ist und bleibt Russlands wirtschaftlicher Schlüsselpartner in Europa", sagte Schepp. Der Flug auf Vermittlung der deutschen Botschaft in Moskau solle nur der Anfang gewesen sein. "Wir appellieren an die Regierungen in Berlin und Moskau, normale Geschäftsreisen schnellstmöglich wieder zu erlauben", sagte Schepp.

Russland hatte im Kampf gegen die Corona-Pandemie seine Grenzen Ende März geschlossen. Es gab einzelne Rückkehrflüge für Russen aus dem Ausland. Die deutsche Botschaft in Moskau informiert Landsleute zudem immer wieder über Sonderflüge der russischen Fluglinie Aeroflot, die EU-Bürger in ihre Heimat ausfliegt. Eine Rückkehr zum normalen Flugverkehr zwischen Russland und der EU ist bisher nicht in Sicht.

Die Abstimmung sei mühselig gewesen, sagte Schepp. Deshalb seien nur 50 Passagiere an Bord gewesen. "Zahlreiche reisewillige Manager mussten in Deutschland zurückbleiben", sagte er. Die AHK ist nach eigener Darstellung mit mehr als 900 Mitgliedern der größte ausländische Wirtschaftsverband in Russland. Deutsche Unternehmen hatten demnach mit Direktinvestitionen von 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2018 und 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2019 Rekordwerte erreicht./mau/DP/jha