Düsseldorf (Reuters) - Die Deutsche Post steuert dank florierender Geschäfte vor allem ihrer Frachtsparte weiter auf Wachstumskurs.

Rückgänge im deutschen Paketgeschäft nach den Rekord-Geschäften während der Corona-Krise konnte sie damit mehr als wettmachen. "Wir hatten ein sehr gutes zweites Quartal - trotz der aktuellen Herausforderungen", bilanzierte Finanzchefin Melanie Kreis am Freitag. Risiken "rund um die Entwicklung von Energiepreisen, Inflation und Zinsen spielen für unsere Ergebnisentwicklung derzeit keine große Rolle", betonte sie - höhere Treibstoffpreise etwa gebe der Konzern an die Kunden weiter.

Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 23,4 Prozent auf 24 Milliarden Euro, wie der Bonner Konzern mitteilte. Der operative Ertrag (Ebit) kletterte um 12,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, unter dem Strich blieb ein Gewinn von rund 1,5 (1,3) Milliarden Euro. Seine Ergebnisprognose für 2022 bekräftigte der Konzern - und will sie auch im Fall einer Abkühlung der Weltwirtschaft erreichen. Bei einer unveränderten Geschäftsentwicklung halte die Post indes "ein Ebit von mehr als 8,4 Milliarden Euro für möglich". Post-Chef Frank Appel hatte zum Jahresanfang einen operativen Gewinn (Ebit) von rund acht Milliarden Euro mit einer Abweichung von rund fünf Prozent nach oben oder unten in Aussicht gestellt. "Wir sind aufgestellt und halten an unserer mittelfristigen Ebit-Prognose von rund 8,5 Milliarden Euro für 2024 fest", sagte Kreis weiter.

Der boomende Online-Handel und die anziehende Weltwirtschaft hatten die Deutsche Post, die längst den Löwenanteil ihres Geschäfts abseits der Bundesrepublik macht, in der Vergangenheit von Rekord zu Rekord getragen. Nun verliert zwar das Paketgeschäft mit Privatkunden auch wegen der Kaufzurückhaltung der Verbraucher an Tempo, doch legen Geschäfte mit Express- und Frachtgut sowie mit Dienstleistungen rund um die Lagerhaltung zu. Allein die Frachtsparte - der derzeit umsatzstärkste Geschäftsbereich - konnte ihr operatives Ergebnis im Quartal mit 746 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Im Express-Geschäft stieg der Umsatz deutlich, das operative Ergebnis litt in der Sparte aber auch unter den Corona-Lockdowns in Teilen Chinas. Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis verzeichnete die Post im deutschen Geschäft mit Briefen und Paketen. Kreis führte dies auf eine Normalisierung nach dem Corona-Boom zurück. Die Verbraucher hatten in der Covid-Krise mit steigenden Online-Bestellungen auf vorübergehend geschlossene Geschäfte und Auflagen der Behörden reagiert. "Die Volumina lagen nun in etwa auf dem Niveau von 2020", sagte Kreis.

Auch der Rivale UPS hatte im zweiten Quartal zugelegt - der US-Paketriese hatte ebenfalls Wachstum in Geschäften abseits des klassischen Paketgeschäfts mit den Verbrauchern verzeichnet. Konkurrent FedEx setzt ebenfalls auf selektivere Auslieferungen mit höheren Margen.

(Bericht von Matthias Inverardi; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)