Zug (awp) - Der Zementhersteller Holcim präsentiert am Freitag, 25. Februar, das Ergebnis zum Geschäftsjahr 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zehn Analysten beigetragen.

2021E
(in Mio Fr.)                   AWP-Konsens            2020A   

Nettoumsatz                       26'519             23'142      
Wiederkehrender EBIT                4583               3676       
Reingewinn adj                      2314               1900   
                                                 
(in Fr.)
Dividende je Aktie                  2,01               2,00  

Q4 2021E
Umsatzwachstum                                     Q4 2020A
 Like-for-like (in %):               4,3                1,5          

FOKUS: Nachdem Holcim im Verlauf 2021 bis im Herbst überzeugt hat, rechnen Analysten auch für das Schlussquartal mit einem soliden Ergebnis. Allerdings wird der Schwung in den letzten Monaten von 2021 nachgelassen haben. Zwar erwarten Analysten ein zweistelliges Umsatzwachstum, der wiederkehrende Betriebsgewinn EBIT dürfte im vierten Quartal aber nur noch im niedrigen einstelligen Bereich zugelegt haben.

ZIELE: Im Oktober hatte Holcim die Gewinnziele für das Geschäftsjahr 2021 deutlich erhöht. Der Konzern erwartet nun einen Anstieg des wiederkehrenden EBIT auf vergleichbarer Basis um mindestens 22 Prozent. Zuvor war das Unternehmen von einem Plus von mindestens 18 Prozent ausgegangen.

Auch bei den Mittelfristzielen legte Holcim die Latte höher. Die durch die Milliardenübernahme von Firestone geschaffene neue Sparte Lösungen & Produkte soll bis 2025 rund 30 Prozent des Konzernumsatzes beisteuern. Das wären etwa 6 Milliarden Dollar. Dazu setzt der Baustoffkonzern seine Einkaufstour von Unternehmen fort. Der Geschäftsbereich wird durch integrierte Lösungen und Systeme vom Bau und der Energieeffizienz bis hin zu Reparaturen und Sanierungen erweitert. Etwa 4 Milliarden Umsatz sollen Firmenzukäufe bringen, wie Konzernchef Jan Jenisch im November auf dem Kapitalmarkttag gesagt hatte. Alleine im Bedachungsgeschäft soll der Umsatz bis 2025 auf 4 Milliarden Dollar verdoppelt werden.

Die Renditeziele auf dem eingesetzten Kapital (ROIC) bis 2025 hatte Holcim im November auf 10 Prozent erhöht, nachdem der Konzern bisher mehr als 8 Prozent angepeilt hatte. Das Wachstumsziel auf vergleichbarer Basis (like-for-like) liess Holcim indes unverändert bei 3 bis 5 Prozent pro Jahr bis 2025. Hingegen soll der EBIT überproportional zunehmen.

Und bis 2025 soll die Verschuldung abnehmen. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum operativen Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen EBITDA soll auf unter das 1,5-Fache sinken.

PRO MEMORIA: Holcim will sein Produkteportfolio weniger CO2-intensiv machen und es deshalb verstärkt auf Nachhaltigkeit ausrichten. Dazu zieht sich der Branchenprimus aus dem emissionsintensiven Zementgeschäft in einzelnen Ländern zurück. So hat der Baustoffkonzern Ende Januar das Zementgeschäft in Nordirland veräussert. Auch das Geschäft in Sambia wurde für 150 Millionen Dollar an die chinesische Zementgruppe Huaxin veräussert, während der Verkauf des Geschäfts in Brasilien einen Wert von 1,025 Milliarden US-Dollar hatte.

Auf der anderen Seite hat Holcim die Shoppingtour weitergeführt und ebenfalls im Januar den belgischen Bauspezialisten PTB-Compaktuna gekauft. Zudem wurde die französische PRB Group mit einem Nettoumsatz von 340 Millionen Euro übernommen. Diese produziert Hochleistungsprodukte für den Bau wie etwa Beschichtungen und Dämmstoffen, aber auch Klebstoffen und Bodenbelägen. Zudem kaufte Holcim die US-Betonfirma Cowden mit 100 Mitarbeitenden. Davor, im Dezember, wurde das amerikanische Dachsystem-Unternehmen Malarkey Roofing Products für 1,35 Milliarden US-Dollar übernommen.

Ausserdem will der Konzern mehr auf nachhaltige Produkte setzten: So hat Holcim mit der Erforschung einer neuartigen Energiespeichertechnologie auf Betonbasis begonnen. Ein besonderes Zementmaterial kann bis zu 300 Kilowatt Energie pro Kubikmeter aufnehmen. Die Technik kann zur Speicherung von erneuerbaren Energien in städtischen Wärmenetzen eingesetzt werden.

Zudem forscht Holcim an einer Technologie zur Abscheidung von Kohlendioxid in Baumaterialien. Damit würde das Bauen umweltfreundlicher. Überdies will Holcim Betonbeläge zum Aufladen von Elektrofahrzeugen entwickeln. Diese würden sich beispielsweise für Lagerhallen eignen.

Weiterhin schwebt über Holcim die Affäre des einstigen Fusionspartners Lafarge in Syrien. Dort soll der einst zweitgrösste Zementkonzern der Welt mit der Terrorgruppe Islamischer Staat zusammengearbeitet haben. Holcim hatte im September vor dem obersten Gericht Frankreichs eine Niederlage erlitten. Der Kassationsgerichtshof hatte ein Urteil des Pariser Berufungsgerichts aufgehoben, das die Anklage wegen der Aktivitäten des früheren französischen Zementherstellers Lafarge in Syrien fallengelassen hatte.

Dabei ging es um den Vorwurf der "Komplizenschaft bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Zudem hob das Kassationsgericht auch die Entscheidung des Berufungsgerichts auf, die Anklage wegen "Gefährdung des Lebens anderer" aufrechtzuerhalten, und verwies diese beiden Fragen zur erneuten Entscheidung an die Untersuchungskammer zurück. Das Gericht bestätigte jedoch die Anklage gegen den Zementhersteller wegen Terrorismusfinanzierung. Holcim-Verwaltungsratspräsident Beat Hess hatte Ende November an einer Befragung der französischen Justizbehörden teilgenommen.

AKTIENKURS: Seit dem Erreichen des Mehrjahreshöchstwerts von 58,46 Franken am 19. April befindet sich die Holcim-Aktie in einer Berg- und Talfahrt tendenziell auf einem Abwärtstrend. Mit gut 48 Franken liegt der Titel aber noch um 4 Prozent höher als Anfang Jahr und hat sich damit viel besser entwickelt als der Gesamtmarkt SMI, der in der gleichen Zeit gut 6 Prozent gefallen ist.

an/jl/jb