Kilchberg (awp) - Lindt & Sprüngli ist wie alle Schokoladenhersteller aktuell mit rekordhohen Kakaopreisen konfrontiert. Goldhase und Co. werden darum immer teurer. Im Moment schreckt das die Konsumenten noch kaum ab. Dennoch wappnet sich der Konzern auch mit günstigeren Produkten.

Seit Januar 2023 hat sich der Preis für Kakaobohnen mehr als verdoppelt und liegt aktuell auf historischen Höchstständen. Grund dafür sind das trockene Wetter und Pflanzenkrankheiten in den wichtigen westafrikanischen Anbauländern Ghana und Elfenbeinküste, wie Lindt-Finanzchef Martin Hug an der Bilanzmedienkonferenz erklärte.

Lindt hat sich zwar gegen steigende Preise abgesichert und seine Lager gefüllt. "Doch wir müssen auf die Futures schauen für 2025, die immer noch doppelt so hoch sind wie der Preis Anfang 2023", sagte Hug.

Bereits im letzten Jahr hat das Unternehmen kräftig an der Preisschraube gedreht, um die steigenden Rohstoffpreise abzufedern. Neben Kakao sind etwa auch Zucker und Milch, von denen das Unternehmen stark abhängt, massiv teurer geworden. Vom organischen Wachstum von 10,3 Prozent war denn auch der grösste Teil auf Preiserhöhungen zurückzuführen.

2024 soll es weitere Preiserhöhungen geben, wenn auch schwächere. "2024 werden die Preiserhöhungen etwa im mittleren einstelligen Bereich sein", sagte der CEO. Falls die Rohstoffe nicht günstiger werden sollten, sei ausserdem auch 2025 mit höheren Preisen zu rechnen.

Höhere Profitabilität

Dass die Konsumenten bei immer teurer werdenden Produkten irgendwann nicht mehr mitmachen, ist eine ewige Angst der Lebensmittelbranche. Es gilt vorsichtig abzuwägen, wie weit man gehen kann, ohne dass die Verkäufe nachlassen.

Bei Lindt zeigte sich dieser Effekt allerdings noch kaum. Laut Lechner nahm das Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr 2023 zwar etwas ab, im zweiten war es dann aber wieder gleich hoch wie im Vorjahr.

Lindt profitiert davon, dass das Unternehmen im Premium-Segment unterwegs ist. Während günstigere Anbieter, die eher finanzschwache Konsumenten ansprechen, bei Preiserhöhungen damit rechnen müssen, dass ihnen die Kunden davonlaufen oder zu noch günstigeren Alternativen greifen, gilt das für Unternehmen wie Lindt weniger: Die Reichen kaufen auch dann noch Premium-Schokolade, wenn die Preise hochschiessen.

Lindt hat 2023 sogar die Profitabilität noch gesteigert auf 15,6 Prozent EBIT-Marge nach 15,0 Prozent im Jahr davor. Das bedeutet, dass das Unternehmen mehr teurere Produkte verkaufen konnte. Gleichzeitig ist es laut Lechner aber auch effizienter geworden. "Zudem haben wir in unseren eigenen Läden wieder mehr verkauft, auch in den Flughafen-Shops", sagte Lechner. Von unprofitablen Läden trennte sich Lindt. "Dieser ganze Mix hat zur höheren Profitabilität geführt."

Budgetbewusste Kundschaft ansprechen

Und dennoch: Auch Lindt kann sich in Zeiten nachlassender Kaufkraft nicht ganz dem Trend entziehen, seinen Kunden auch günstigere Alternativen anzubieten. So präsentierten Lechner und sein Finanzchef Martin Hug an der Bilanzmedienkonferenz eine neue Schokowaffel. Es ist das erste Mal, dass Lindt in dieses Segment vorstösst.

Im Vergleich mit Schokotafeln oder Pralinés ist die Waffel günstiger und soll so jüngere Kunden mit weniger Geld ansprechen. Klar: Für ein gleich grosses Stück Waffel ist wird wesentlich weniger teure Schokolade benötigt. Ob das Konzept aufgeht, ist allerdings noch nicht klar. Aktuell gibt es die Waffel erst in Grossbritannien, Italien und Bulgarien. Erst wenn es sich dort bewährt, will Lindt es auch hierzulande einführen.

Mehr Gewinn

Lindt erzielte im vergangenen Jahr bei 5,2 Milliarden Franken (org. +10,3%) Umsatz einen Betriebsgewinn (EBIT) von 813,1 Millionen (+9,2%). Unter dem Strich erzielte das Unternehmen einen Reingewinn von 671,4 Millionen (+17,9%), dies auch dank eines einmaligen Steuereffekts von knapp 70 Millionen.

Für 2024 erwartet Lindt ein organisches Umsatzwachstum von 6 bis 8 Prozent und eine Erhöhung der EBIT-Marge um 20 bis 40 Basispunkte. Die Dividende pro Namenaktie soll um 100 Franken auf 1400 Franken erhöht werden.

An der Börse wurde das Ergebnis ohne Begeisterung aufgenommen. Sie schlossen am Dienstag 1,1 Prozent tiefer.

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