FRANKFURT (Dow Jones)--Freundlich sind Europas Börsen am Freitag in den Handel gestartet. Die hohen Inflationsdaten des Vortag können die Märkte nicht ausbremsen. Selbst die deutschen Staatsanleihen legen auf allen Laufzeiten zu. Der DAX entfernt sich von der 15.400er Marke nach oben und steigt um 0,9 Prozent auf 15.467 Punkte, der Euro-Stoxx-50 klettert um 0,8 Prozent auf 4.273 Zähler.

Positive Vorgaben der Wall Street stützen die Stimmung: Neben überzeugenden Quartalszahlen waren dort Aussagen des Fed-Präsidenten aus Atlanta, Raphael Bostic, zur Milderung der Zinssorgen hilfreich. Bostic gehört weiter zu den Befürwortern einer Zinserhöhung um nur 25 Basispunkte. "Ich denke, wir befinden uns jetzt in einer Phase, in der es angemessen ist, vorsichtig zu sein", sagte Bostic, unter anderem, weil die Wirtschaft bald von den verzögerten Auswirkungen der schnellen Zinserhöhungen der Fed im vergangenen Jahr betroffen sein könnte.


   Zinserwartungen geben weiter den Ton an 

Die Renten-Experten der Commerzbank weisen darauf hin, dass der Markt den Hochpunkt für den Leitzins in der Eurozone nun bei knapp 4 Prozent sehe. Die aktuellen Markterwartungen sähen nun schon ziemlich aggressiv aus, ein Großteil der Aufwärtsrisiken für die Inflation dürfte bereits in den Zinsausblick eingepreist sein. Das habe am Vortag bereits die verhaltene Reaktion des Euro auf die Februar-Inflation der Eurozone gezeigt.

Das Zinsthema beherrscht die Börsen weiter, so mit den Erzeugerpreisen (PPI) aus der Eurozone, die um 11.00 Uhr vorgelegt werden. Es wird ein leicht gebremster Anstieg von 17,7 Prozent nach noch 24,5 Prozent im Vormonat erwartet. Noch höhere Werte dürften aber nicht gut aufgenommen werden. Dazu legte in China der Einkaufsmanager-Index (PMI) für den Service-Bereich stärker als erwartet zu.

In den USA stehen die Revision des Einkaufsmanager-Index (PMI) und des wichtigen ISM-Index für das nicht-verarbeitendes Gewerbe im Februar an. An den US-Börsen hofft man auf schwache Werte, da sie den Zinsdruck von der US-Notenbank nähmen. Die Fed steht ohnehin im Fokus, da drei ihrer Mitglieder sich zu Wort melden.


   Dividenden kein Argument für Aktien mehr 

Auch in Deutschland gibt es Hoffnungen, die neue Konsenserwartung länger und höher notierender Leitzinsen könnte nun nach dem Kursrutsch am Rentenmarkt großteils reflektiert sein. Die gestiegenen Marktzinsen werden indes immer mehr zu Problem für Aktien: "Erstmals seit 15 Jahren notiert die 10-jährige Euro-Swap-Rate wieder über der Dividendenrendite des Euro-Stoxx-50. Das ist nichts anderes als eine Zeitenwende. Sprüche wie 'Dividenden sind der neue Zins' haben also ausgedient", so Vermögensverwalter Thomas Altmann von QC Partners.


   Markt feiert Lufthansa mit schwarzen Zahlen 

Bei Lufthansa feiert der Markt die Rückkehr in die Gewinnzone im vergangenen Jahr. Der Aktienkurs springt um 5,8 Prozent nach oben. Nach dem Corona-Einbruch verdoppelte sich der Umsatz wieder. Für das laufende Jahr setzt die Airline auf einen weiteren Gewinnanstieg.

In Deutschland blickt man am Abend mit Spannung auf die Entscheidung zur DAX-Zusammensetzung. Händler gehen davon aus, dass Rheinmetall als Nachfolger für FMC aufgenommen werden. Beide Aktien zeigen sich nach Handelsstart mit einem moderaten Plus von bis zu 0,9 Prozent.


   PVA brechen ein 

Auch beim Außenwerber Ströer läuft es wieder runder, die Erwartungen der Analysten wurden erfüllt. Mit dem Tourismus steigt auch wieder die Nachfrage nach Werbung an den Flughäfen. Die Aktien legen um 2 Prozent zu.

Einen Kurseinbruch von 13 Prozent erleiden hingegen PVA Tepla. Damit notieren sie knapp über dem Platzierungspreis von 22 Euro, heißt es im Handel. Peter Abel, Gründer und größter Aktionär, will sich von seiner Beteiligung an dem Unternehmen vollständig trennen. Abel hält 13,6 Prozent der Anteile bzw. rund 3 Millionen Aktien.

Um 1,2 Prozent tiefer geht es nach Zahlenausweis des britischen Medienunternehmens Pearson. Gewinnmitnahmen drücken nach gut aufgenommenen Geschäftszahlen. Vor allem operativ sei es 2022 besser gelaufen als erwartet, der Gewinn liege klar über den Prognosen, heißt es im Handel. Die Analysten der Citi sagen, Pearson habe solide Resultate abgeliefert. Sie nehmen daher eine leichte Erhöhung ihrer Gewinnprognosen vor. Bemängelt wird, dass es keinen Aktienrückkauf gebe.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.272,80        +0,8%         32,21         +12,6% 
Stoxx-50                3.919,14        +0,5%         19,94          +7,3% 
DAX                    15.466,78        +0,9%        139,14         +11,1% 
MDAX                   28.798,37        +1,2%        351,14         +14,7% 
TecDAX                  3.239,66        +1,2%         37,41         +10,9% 
SDAX                   13.472,78        +0,3%         41,19         +13,0% 
FTSE                    7.972,68        +0,4%         28,64          +6,6% 
CAC                     7.326,53        +0,6%         42,31         +13,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,73                      -0,01          +0,16 
US-Zehnjahresrendite        4,03                      -0,03          +0,15 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 8:16 Uhr  Do, 17:15 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0623        +0,2%        1,0619         1,0603   -0,8% 
EUR/JPY                   144,91        +0,0%        144,89         144,91   +3,2% 
EUR/CHF                   0,9957        -0,3%        0,9975         0,9983   +0,6% 
EUR/GBP                   0,8866        -0,0%        0,8864         0,8875   +0,2% 
USD/JPY                   136,42        -0,2%        136,44         136,68   +4,0% 
GBP/USD                   1,1982        +0,3%        1,1980         1,1949   -0,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,9072        -0,1%        6,9048         6,9173   -0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.430,85        -4,4%     22.369,55      23.357,88  +35,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  78,22        78,16         +0,1%          +0,06   -2,9% 
Brent/ICE                  84,82        84,75         +0,1%          +0,07   -0,6% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  45,75        46,82         -2,3%          -1,07  -38,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.844,79     1.836,80         +0,4%          +7,99   +1,2% 
Silber (Spot)              21,04        20,90         +0,7%          +0,14  -12,2% 
Platin (Spot)             970,65       964,05         +0,7%          +6,60   -9,1% 
Kupfer-Future               4,12         4,08         +0,8%          +0,03   +8,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 03, 2023 04:00 ET (09:00 GMT)